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20 Jahre World Circuit

Folker!-Labelporträt (24)

Understatement und höchste Ansprüche

20 Jahre World Circuit

Trotz aller Erfolge: Der Geburtstag wird leise gefeiert

Das britische Label World Circuit ist einem breiten Publikum vor allem durch die Erfolge des Buena Vista Social Club, der Afro Cuban All Stars und die in der Folge entstandenen Soloprojekte bekannt geworden. Sie bescherten Kuba einen Tourismusboom sondergleichen und dem internationalen Musikmarkt eine Schwemme kubanischer Produktionen, wollten Ruben Gonzalez und Nick Gold doch viele an dem Thema mitverdienen. Kennern war die Plattenfirma schon länger bekannt: Sie hatte sich unter anderem mit Musik von Ali Farka Touré und Oumou Sangaré aus Mali, Abdel Gadir Salim aus dem Sudan, Bellemou Messaoud aus Algerien, zwei Cumbia-Samplern aus Kolumbien, Black Umfolosi aus Simbabwe oder Dimi Mint Abba aus Mauretanien einen Namen gemacht. Das international bekannteste Projekt vor Buena Vista war das mit einem Grammy ausgezeichnete Album Talking Timbuktu von Ali Farka Touré und Ry Cooder, das 1994 erschien und sich über 500.000 mal verkaufte. Gut 70 Alben sind bislang bei World Circuit erschienen.

Von Sabine Froese

go! www.worldcircuit.co.uk

In den Anfängen spielten Zufälle die größte Rolle, wie Labelchef Nick Gold erzählt: „In die Musikproduktion bin ich zufällig geraten, eigentlich wollte ich Lehrer werden und wartete nach meinem Studium auf den dazu nötigen einjährigen Collegekurs. Ich habe Afrikanische Geschichte studiert, auch das hat sich so ergeben: Eigentlich studierte ich Englische Geschichte und wollte ein Jahr aussetzen, aber das war nur möglich, indem ich auf Afrikanische Geschichte umstieg. Während ich dann auf meine Fortbildung am College wartete, begann ich ehrenamtlich zu arbeiten und kam zu einer Agentur, die Künstler aus der ganzen Welt in Großbritannien auf Tour schickte. Diese Agentur, Arts Worldwide, hatte das Label World Circuit gegründet, weil die Leute nach den Konzerten nach Platten von den Künstlern fragten, und nun suchten sie jemanden, der sich darum kümmerte.“ Nick Gold, der selbst Plattensammler war und lange in Plattenläden gearbeitet hatte, übernahm den Job, als es auf World Circuit gerade mal eine Veröffentlichung gab. Das richtige Gefühl dafür, wie die Aufnahmen klingen sollen, Qualitätsbewusstsein, die Liebe zur Musik und der Wunsch, immer besser zu werden, trugen nun neben weiteren Zufällen zum Erfolg des Labels bei.

Startschuss

Nick Gold produzierte 1987 sein erstes Album, der Künstler war Ali Farka Touré. „Wir mussten Ali in Mali aufspüren. Alles, was wir hatten, war eine Platte von ihm - keiner hatte Ali je gesehen, niemand wusste irgendetwas über ihn. Ann Hunt von Arts Worldwide und der Koraspieler Toumani Diabaté, der damals in London lebte, flogen nach Mali und riefen Ali übers Radio auf, sich zu melden. Glücklicherweise war er gerade in Bamako, und es kam zu einem Treffen. Ich holte ihn dann vom Flugzeug ab und war beeindruckt von seiner Persönlichkeit.“ Auf Ali Farka Tourés Konzerten machten sich Nick Nick Gold, Ali Farka Touré und Toumani Diabaté Gold und Arts Worldwide mit dessen Repertoire vertraut und notierten sich die Songs, die aufgenommen werden sollten. „Wir buchten ein Studio für einen Tag, Ali setzte sich hin und spielte einen Song nach dem anderen ein. Danach haben wir gesagt: ‚Okay, jetzt hören wir alles mal an.‘ Und Ali antwortete: ‚Warum? Warum wollt ihr alles noch mal hören?‘ Ich sagte: ‚Falls wir einen Song noch mal aufnehmen wollen.‘ Und er antwortete: ‚Warum? Warum sollten wir die Aufnahmen noch mal machen? Sie werden anders, wenn ich sie noch mal einspiele, aber nicht besser. Was ist falsch daran?‘ Wir haben es dann dabei belassen, und anschließend hat Ali die Percussion eingespielt. Auch hier lief es wie mit der Gitarre: Er spielte einen Song nach dem anderen ein, ohne Pause. Dann hat er noch hier und da eine weitere Stimmaufnahme gemacht, und nach etwa zwei Stunden sagte er: ‚Okay, fertig.‘“


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im Folker! 5/2006