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Klingendes Kleinod

Die Färöerinseln

Musikalisches Überleben in einer globalisierten Welt

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Kontakt Somartonarfestival:
Kristian Blak, kristianb@tutl.com
Discographie
(Auswahl)

Diverse, Alfagurt Ljodar Min Tunga
   (Sampler mit trad. Gesängen; Tutl, 1995)
Eivør Pálsdóttir, Eivør (12 tonar/Island, 2004)
      Eivør
Piniartut, Piniartut (Finnisch-grönländisch-
   färöisches Ensemble; Tutl, 2001)
Run, Run (mit Unn Patursson; Tutl, 2004)
Spælimenninir, Malargrót (Tutl, 2003)
      Malargrót
Teitur, Poetry & Aeroplanes (Universal, 2003)
      Poetry & Aeroplanes

Auf halbem Weg zwischen Island, Schottland und Norwegen liegen die Färöerinseln im Nordostatlantik. Sie bestehen im Wesentlichen aus imposanten Steilfelsen und riesigen Wiesenflächen. Von keiner Stelle der 18 Inseln ist das allgegenwärtige Meer weiter als fünf Kilometer entfernt. Es handelt sich um einen Ministaat, der unter schwierigen Bedingungen ein Das Nordlandhaus, die färöische Philharmonie faszinierendes Musikleben verwirklicht. Schon ein paar Zahlen lassen ahnen, dass sich das Leben in dieser nordeuropäischen Inselwelt unter ungewöhnlichen Bedingungen vollzieht: 48.000 Menschen leben auf 17 der 18 Inseln. Dieser Staat erreicht also die Einwohnerzahl von Städten wie Coburg, Suhl oder Soest, aber er will seinen Färingern ein Leben ermöglichen wie in jedem mitteleuropäischen Land, um den Fortzug seiner Bewohner zu minimieren.

Von Birger Gesthuisen

Die Hauptstadt Tórshavn mit ihren 18.000 Einwohnern wirkt wie die Miniaturausgabe einer europäischen Metropole: mit Hotels, Kinos, Diskotheken und Bars, mit einem Parlament, einem Kunstmuseum, mehreren Galerien und Eivør Pálsdóttir einer grasbedeckten Philharmonie. Kári Bæk, der Vorsitzende des färöischen Komponistenverbandes hat dafür folgende Erklärung: „Unsere Gemeinschaft ist sehr klein. Dennoch soll hier den Menschen all das geboten werden, was es auch in anderen europäischen Ländern gibt. Das hat auch mit unserer Identität zu tun, mit unserer Kultur. Unsere Sprache wird von nur 48.000 Menschen gesprochen. Wir müssen viele Energien aufbringen, damit wir nicht in dieser globalisierten Welt untergehen.“

Auch ein ansprechendes Musikleben erfordert einen hohen Einsatz: Der eigene Nachwuchs geht in die Musikschule. Seit ihrer Gründung im Jahre 1981 erlebt das Musikleben einen Boom: Heute lernen dort 1.000 Schüler. (Zum Studium müssen die angehenden Musiker dann allerdings wieder ins Ausland, meistens gehen sie nach Kopenhagen.) In der Hauptstadt gibt es sogar ein kleines Symphonieorchester, für besondere Aufführungen wird es durch auswärtige Musiker komplettiert, um den Menschen auch hier symphonische Minifjord bei Gjogv Musikkonzerte bieten zu können. Und dieses Engagement trägt Früchte ...

Der Balladentanz

Obwohl hier erst vor etwa 1.200 Jahren Menschen siedelten, überdauerte im Nordostatlanik eine alte Musikform die Zeiten, die vor allem im 12. und 13. Jahrhundert in Deutschland und Frankreich sehr beliebt war: der so genannte „Balladentanz“. Früher war ein solches Wort tautologisch, denn die Ballade wurde immer getanzt. Darauf verweist die italienische Herkunft des Worts: Ballare heißt „tanzen“! Im 14. Jahrhundert mutierte die Ballade zum strophischen und vorgetragenen Gedicht; nur auf den Färöerinseln blieb die Geschichte lebendig.

Manche dieser kvæði sind mehrere hundert Strophen lang. Die besungenen Heldentaten sind die Marksteine der Geschichte und wurden mündlich überliefert - in diesen langen getanzten Balladen. Sie hielten sich 700 bis 800 Jahre, weil diese Lieder die Geschichte und eine kulturelle Eigenart der Färinger widerspiegelten, die jahrhundertelang von fremden Mächten beherrscht wurden. Vor allem die Dänen regierten die Inseln lange Zeit und vertreten sie heute noch außenpolitisch. Der Sänger und Forscher Kári Sverrisson erklärt: „Die Färöerinseln verfügten über keine Schriftsprache und Dänisch war lange Zeit die Amtssprache. Da sie keine eigenen Bücher hatten, konzentrierten sich die Färinger auf den Kettentanz, der sich durch eine ungeheure Reichhaltigkeit auszeichnet.“ Heute ist er an Spælimenninir den Schulen Unterrichtsfach. Jazz-, Folk- und Heavy-Metal-Musiker und Chöre greifen ihn auf.

Bis vor etwa 300 Jahren fanden sich hier keine Musikinstrumente, der Gesang war das alleinige musikalische Ausdrucksmittel. Diese Tradition Teitur belegen noch heute allein 20 weltliche Chöre und zahlreiche Kirchenchöre, von denen manche eine weitere lokale Eigenart pflegen: Kingo heißt der ornamentreiche Kirchengesang, der nach Thomas Kingo benannt ist. 1699 stellte dieser das Kirchenpsalmbuch zusammen. Erst nach der Auflösung des dänischen Handelsmonopols im Jahre 1856 entwickelten die Färöerinseln eine eigene Ökonomie. Händler und Fischer brachten nun verstärkt auch Musikinstrumente mit.

Musik im Kleinstaat

Die Färöer: In einer baumlosen Landschaft vollzieht sich ein Wechselspiel zwischen einem grünen Teppich, der manchmal auch über die Häuser gleitet, und einer schroffen Felsenlandschaft, die sich z. T. in markanten Fjorden und Felsskulpturen niederschlägt. In dem feuchten, nebligen Klima wächst kaum Gemüse, gedeihen noch nicht einmal Kartoffeln. Wer hier lebt, muss vielseitig sein. Das gilt für alltägliche Reparaturen, aber auch für das Musikleben.


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im Folker! 2/2006