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„Celtic Latin Rock“

Kanadische „Hardcore-Troubadour“-Familie

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Discographie

January (MC; 1993)
Late As Usual
(Stony Plain Music, 1994)
Molinos
(Stompy Discs, 1998)
Postcards
(Stompy Discs, 2000)
Tenure
(Stompy Discs, 2002)
Dilapidated Beauty
(Stompy Discs, 2003)
The Road To Ellenside
(Stompy Discs, 2005)

unterwegs:
www.magnetic-music.com
21.04.06: Freiburg, Wodan-Halle
22.04.06: Maulbronn-Zaisersweiher,
   Turn- u. Festhalle
24.04.06: Villingen-Schwenningen,
   Folkclub in der Scheuer
25.04.06: Waldkraiburg, Haus der Kultur
27.04.06: Biberach, Applaus (Stadthalle)
29.04.06: Steinberg, Saustall
   (Wernesgrüner Brauerei)
03.05.06: Lauf, Dehnberger Hoftheater
04.05.06: Fulda, KUZ Kreuz Kulturkeller
05.05.06: Hildesheim, Bischofsmühle

Es heißt, die Paperboys hätten sich vor knapp 15 Jahren den Namen nach der Tätigkeit gegeben, mit der die Gründungsmitglieder anfangs Instrumente und Probenraum finanzierten: nämlich mit dem Austragen von Zeitungen. Der an Windungen und Kurven reiche Weg der Band von Zeitungsjungen zu Preisträgern des Juno [kanadischer Grammy; Anm. d. Red.] ist im Booklet des Jubiläumssamplers Tenure ausführlich nachzulesen. Er beginnt mit der Gründung der Band in Vancouver an der kanadischen Westküste durch eine Handvoll Collegeboys und -girls, deren Eltern aus Irland, Schottland und Mexiko einwanderten. Die multikulturelle Vielfalt der Musiker spiegelt sich von Anfang an auch im Repertoire der Paperboys. Das keltische Element, getragen durch Fiddle, Tin Whistle, Flöte und Akkordeon, wurde nicht nur in rockige und poppige Grooves von Drums und E-Bass verpackt, sondern hinzu kamen auch spanische Songs und mexikanisch geprägte Gitarrensoli. Verantwortlich dafür war Sänger und Gitarrist Tom Landa, der seine Kindheit in Mexiko verbrachte. Über einige Hintergründe der Geschichte und ihres am besten mit „Celtic Latin Rock“ zu überschreibenden Sounds, äußerte sich Tom Landa, umtriebiger Kopf der Band, im Folker!-Gespräch vor der anstehenden Deutschlandtour der Paperboys.

Von Kerstin Braun

Die Paperboys waren hierzulande anfangs mit dem Irish Folk Festival unter dem Motto „Celtic Crossroads“ als Vertreter der modernen Spielart irisch-schottisch geprägter Musik unterwegs. Deine persönlichen Wurzeln liegen aber ganz woanders?

Ich bin in einem bikulturellen Zuhause in Mexiko aufgewachsen. Meine Mom ist Kanadierin und sorgte dafür, dass wir mit kanadischen Traditionen und The Paperboys kanadischem Englisch groß wurden. Wir erfuhren viel über Kanada und fuhren regelmäßig zu Besuch hin. Die kanadische Identität ist allerdings schwer zu fassen, es ist ja ein junges Land im Vergleich zu den Ländern Europas und wurde von Europäern besiedelt. So bezeichnen sich Kanadier oft als „irgendwas“-kanadisch, also mexikanisch-kanadisch oder schottisch-kanadisch oder polnisch-kanadisch. Nebenbei bemerkt denke ich, dass die kanadische Identität eher untertrieben wird, wir sind in unserem Patriotismus ... sagen wir mal, passiv, ganz im Gegensatz zu unseren Nachbarn im Süden, die ihre Flagge oft heftiger schwenken, als für sie selbst gut ist. Wir sind da eher der friedliche Nachbar im Norden.

Andererseits bin ich aber auch „mexikanisch“ aufgewachsen. Mein Vater war Mexikaner, also wurde ich auch mit mexikanischen Traditionen groß. Meine Wurzeln liegen also eigentlich in beiden Kulturen. Musikalisch identifiziere ich mich allerdings als Teil der lateinamerikanischen Kultur, auch wenn mittlerweile irische Musiktraditionen ebenfalls zu meinem Leben gehören. Das kam durch Spirit of the West, deren Gründungsmitglied Geoff Kelly inzwischen ja auch bei uns spielt - ich hörte eine Platte der Band, und das war mein erster Kontakt mit keltischer Musik. Durch sie begann ich mich für schottische Sachen zu interessieren, zum Beispiel von den Tannahill Weavers. Dann auch für irische wie von der Bothy Band, Planxty und all den anderen The Paperboys Gruppen aus den 70ern.

Du hast dich gerade in letzter Zeit in Workshops vor Ort intensiv mit traditioneller mexikanischer Musik beschäftigt. Was bedeutet für dich überhaupt Tradition? Und wie verbindet sich für dich Tradition mit der Art Musik, die die Paperboys spielen?

Ich empfinde großen Respekt vor Traditionen, und es liegt eine große Schönheit darin, traditionelle Musik in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten und zu spielen. Ich möchte diese Musik zwar aus diesem Respekt heraus spielen, habe mir dabei aber schon immer viele Freiheiten genommen. Irgendwann begann ich, keltische Musik und Bluegrass zu spielen, aber meine Eltern waren ja weder Iren noch Schotten, also stand ich nicht in der Tradition und fühlte mich nie genötigt, die Tradition am Leben zu erhalten oder mich genau an Traditionen zu halten. Ich habe diese Musik nie im traditionellen Sinne gespielt und habe immer schon Drums oder Drumloops hinzugefügt oder irgendwelche anderen Instrumente, die normalerweise in irischer Musik nie vorkommen. Selbst die Gitarre ist ja kein traditionelles Instrument in der irischen Musik, sie kam erst in den 1940er Jahren dazu, ja, eigentlich erst in den 60ern. Ich spiele sehr gern traditionelle Musik, zum Beispiel eben auch mexikanische. Aber ich möchte genauso anderes einbringen. Denn ich glaube, wenn Tradition überleben soll, dann muss sie sich verändern, damit sie in die heutige Zeit passt und damit sich auch andere Menschen dafür interessieren. Wenn die alten Kelten heute leben würden, dann würden sie vermutlich auch Drums und E-Gitarre spielen. Tradition muss sich mit der heutigen musikalischen Sprache entwickeln.

Herz versus Kommerz

Mit Molinos habt ihr 1998 den Juno und weitere Preise in Kanada gewonnen, inzwischen wächst durch regelmäßige Konzerttätigkeit euer Bekanntheitsgrad auch in Europa. Inwieweit unterliegt deine/eure Musik kommerziellen Zielen oder den Hörgewohnheiten des Publikums?

Jedenfalls schreibe ich nicht in der Hoffnung, kommerziell erfolgreich zu sein, wenn ich auch manchmal beim Schreiben merke, dass ein Song vielleicht eine Chance auf kommerziellen Erfolg hätte. Aber ich schreibe nicht bewusst Hits. Wenn ich das täte, dann wäre das meiner Meinung nach unehrlich. Es käme nicht von Herzen, und solche Musik höre ich nicht, ich würde sie auch nicht spielen wollen. Ich schreibe Songs, weil ich sie schreiben möchte und weil ich mich gut dabei fühle und weil sie etwas ausdrücken, das ich gern ausdrücken möchte. Übrigens entstehen einige Songs auch in Teamarbeit mit Geoffrey oder Steve.


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im Folker! 2/2006