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(Auswahl)
mit Fairport Convention (1968-1970): |
Anhänger von Richard Thompson brauchen derzeit ein gut gefülltes Portemonnaie. Auf sechs Neuveröffentlichungen hat es der britische Barde mit der Reibeisenstimme im Laufe von nur zwölf Monaten gebracht: eine CD-Box mit rarem und bislang unveröffentlichtem Material, eine Filmmusik-CD, eine „reguläre“ Studio-CD und gleich drei DVDs mit diversen Auftritten aus seiner Wahlheimat, den USA.
Auslöser für die Kreativexplosion waren verschiedene längerfristig angelegte Projekte, die zufällig fast alle zum gleichen Zeitpunkt heranreiften - und natürlich der Wechsel vom Plattenmulti zum Independent Label Cooking Vinyl vor einigen Jahren. Dort genießt der bärtige Brite in Bezug auf seine Veröffentlichungspolitik alle Freiheiten; auch wenn er selbst zugibt, dass er seinen Fans einiges zumutet: „Es tut mir Leid für meine treuesten Anhänger, die wirklich alles im Schrank haben wollen, was ich so mache. Das wird nicht ganz billig für sie, aber sie müssen ja auch nicht alles auf einmal kaufen.“
Von Carsten Beyer
Richard Thompson ist mit sich im Reinen - von Müdigkeit oder Schaffenskrise findet sich bei dem 56-Jährigen auch nach 40 Bühnenjahren keine Spur. Vor seinem Auftritt im Berliner Quasimodo-Club ist ihm die Vorfreude auf das Liveerlebnis ins Gesicht geschrieben. Thompson setzt sich schon mal die unvermeidliche Baskenmütze auf den grauen Schopf, macht Witze und klimpert auch während des Gesprächs unermüdlich auf seiner Gitarre herum.
An diesem Abend wird er vor allem Material aus seiner jüngsten Studio CD Front Parlour Ballads (Rezension siehe Folker! Heft 05/2005) spielen - kleine skurrile Geschichten im Folk- oder Chansongewand, die wie geschaffen sind als Transportmittel für seinen hintergründigen Humor. In „Miss Patsy“, einem Stück, das ein wenig an alte Fairport-Convention-Tage erinnert, ist ein Mann in schlechte Gesellschaft geraten und schreibt einen Brief aus dem Knast. „Let It Blow“ dagegen ist die Geschichte einer übereilten Heirat, die notwendigerweise scheitern muss: „And they honeymooned down in Ibiza / Where the sun and the nightlife were hot. / As she lay on the sand / He said, ‘Isn’t it grand? / I bring all my wives to this spot’.“ Und dann gibt es zum Abschluss auch noch seine persönliche Abrechnung mit den Capitol-Jahren: „Row, Boys, Row“ - eine metaphorische Reise durch das Haifischbecken der Musikindustrie. „Is it wise to be needy in the land of the free? / Is it wise to be bleeding in a shark-filled sea?“
Front Parlour Ballads ist - wie bereits sein Vorgänger The Old Kit Bag - ein sehr stimmiges Album geworden, fast durchgängig akustisch (das hat Thompson seit seinem 81er Album Strict Tempo! nicht mehr gemacht), ein Wechselspiel zwischen dramatischen Crescendopassagen und zarter Fingerfertigkeit. Die meisten Musiker hätten sich nach so einem Wurf erst einmal ein paar Monate auf der faulen Haut gegönnt, um die Batterien wieder aufzuladen und Ideen für neue Songs zu sammeln, doch nicht so Thompson. Er muss sich um die Fertigstellung und Veröffentlichung seiner zahllosen anderen Projekte kümmern, in erster Linie um die hoch ambitionierte CD/DVD 1000 Years Of Popular Music, die bei uns in Deutschland im März erscheinen soll.
Auf die Idee zu dem ausgefallenen Projekt kam Thompson ausgerechnet durch das Playboy-Magazin: „Die hatten 1999 verschiedene Musiker nach ihren größten Hits des Jahrtausends gefragt - für die Millenniumsausgabe. Natürlich waren sie nicht wirklich an der Musik des gesamten Jahrtausends interessiert, sie dachten wohl an das Übliche - die größten Hits der letzten 30 Jahre. Ich fand das ganze Vorhaben so lächerlich, dass ich tatsächlich eine Liste von Songs der letzten tausend Jahre zusammenstellte, angefangen im Jahr 1.000 nach Christi!“
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