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KURT REICHMANN
Hurdy Gurdy Girls

Bochum: Verlag Früher Vogel, 2005 (Überw. Photos)
ISBN 3-937463-04-6

Ende der 90er Jahre begann der Frankfurter Grafiker und Drehleiernbauer, die Geschichte der hessischen „Hurdy-Gurdy-Girls“ in einer Serie von Neonphotographien nachzuempfinden. Reichmann schlägt mit seinen Fotos einen Bogen zu seiner eigenen Vergangenheit: Als er 1967 seine erste Drehleier seinem Onkel vorführte, reagierte der entsetzt: „Was - eine Hurenleier hast du gebaut?“ Diese Bezeichnung geht auf die Drehleiermädchen zurück, die Anfang des 19. Jahrhunderts von Landgängern als Musikerinnen geködert und nach England, Australien, Kuba oder auf die Goldfelder in Kalifornien verschleppt und dort zur Prostitution gezwungen wurden (s. a. Kurt Reichmanns Artikel zu diesem Thema im Folker! 02/2000). Ihre Geschichte inspirierte Reichmann zu einer Serie faszinierender und provokanter Photographien, die erstmals 1996 in der Ausstellung „Eine verschwiegene Heimat- und Kulturgeschichte rund um die Drehleier (Hurenleier)“ in Lißberg und in Saint-Chartier gezeigt wurden. Die erotischen Porträts zeigen Frauen mit und ohne Hurdy-Gurdy, von Reichmann im verdunkelten Studio vor schwarzem Hintergrund mit UV-Beleuchtung aufgenommen. Dabei waren die Darstellerinnen völlig frei, die Geschichte der Leiermädchen nach eigenen Vorstellungen mit fluoreszierenden Make-ups und Accessoires in eine moderne Interpretation zu übertragen. Entstanden sind dabei hocherotische Photos, die Frauen jeglichen Alters und aus verschiedenen Ländern in der Rolle der Drehleiermädchen aus Hessen zeigen, und diese moderne Umsetzung ist keinesfalls voyeuristisch. Jeder Seifenreklamespot mit nackten Models ist heutzutage expliziter. Nein, Reichmann geht es um die künstlerischen Aspekte, und der gelernte Graphiker hat eine faszinierende Bildwelt jenseits männlicher Schlüssellochperspektiven geschaffen. Hohe Kunst, findet niemand geringeres als der Frankfurter Sammler erotischer Kunst und Autor zahlreicher Bücher zu diesem Thema, Hans-Jürgen Döpp. Er schrieb das Vorwort zu den „submarinen Farbwelten“, in denen sich „[die] Psyche ... vom Körperlichen zu lösen [scheint]; ... sich als feuriger Farbwirbel [äußert], als Lichtakkord und zarter Astralnebel“. Ein spektakulärer Prachtband, den der Verlag Früher Vogel da herausgebracht hat, gedruckt auf feinstes Papier und gebunden in neongiftgrünes Leinen.

Ulrich Joosten

Bezug: www.frueher-vogel.de

 


TIMNA BRAUER
Wir singen in vielen Sprachen - Kinderlieder aus Europa

Wien: Betz, 2005
29 S., mit Ill. u. Noten (plus CD)
ISBN 3-219-11211-0

Timna Brauer ist als multikulturell geprägte und klassisch ausgebildete Musikerin weithin bekannt (Brauer and Meiri Ensemble). Weniger bekannt ist ihr Faible für musikalische Früherziehung auf und vor der Bühne. So hat sie sich über den Auftrag, ein vielsprachiges Kinderliederbuch zu verfassen, sicht- und hörbar gefreut. Die zwölf Lieder sind liebevoll zusammengestellt, damit sie kleinen Zuhörern (vorgesehen ab fünf Jahren, doch das gefällt auch Jüngeren schon) ins Ohr und ins rhythmische Blut gehen. Jedes Lied kommt aus einer anderen Sprache, um den Kindern Fenster zu anderen Kulturen zu öffnen. Was für Kinder kein Problem sein wird. Wenn ein Lied ihnen zusagt, werden sie dieses schnell mitsingen. Zumal es sich um wirklich gängige Lieder wie „Fleißige Handwerker“ oder „Down By The River“ handelt. Eine Übersetzung des Texts ins Deutsche ist stets dabei. Jedes Lied bekommt eine A4-Doppelseite, mit den Liedtexten und den Noten, vor allem aber mit farbiger Illustration über das gesamte Blatt - einfach prächtig, einfach edel. Dazu hat Timna mit ihren Musikerkollegen und deren Kindern alles im Studio eingespielt (die CD ist im Einband befestigt). Die Lieder werden in den Originalsprachen gesungen und sind mit Geräuschen gleichsam noch einmal illustriert. Ein anspruchsvolles Buch voller Leichtigkeit und Anmut.

Jürgen Brehme

 

TIMNA BRAUER: Wir singen in vielen Sprachen - Kinderlieder aus Europa


MONIKA ROSENBAUM/BARABARA SCHLÜTER
Kindern den Frieden erklären:
Krieg und Frieden als Thema in Kindergarten und Grundschule.
Ill.: Kasia Sander

Münster: Ökotopia Verlag, 2005
140 S., mit Ill. (Reihe: Pädagogische Kompetenz; 2)
ISBN 3-936286-64-7

PIT BUDDE/JOSEPHINE KRONFLI
Shalom - Salam - Peace 4 Kids:
Internationale Kinderlieder für den Frieden.
In Deutsch und Originalsprachen gesungen.

Münster: Ökotopia Verlag, 2005
(CD, 56:16) (Weltmusik für Kinder; Mit-Spiel-Lieder)
ISBN 3-936286-65-5

Im Gegensatz zu den farbenprächtigen Kinderbüchern dieses Verlages kommt dieses Paperback ganz schlicht gestaltet daher. Denn es handelt sich um ein Fachbuch aus der Reihe „Pädagogische Kompetenz“, die sich an Erzieher und Lehrer wendet. Das Thema Frieden drängte sich nach dem letzten Golfkrieg so sehr in das tägliche Leben auch der Kinder, dass dieses Fachbuch initiiert wurde. Die Autorinnen widmen sich dem Friedensthema und seinem Pendant, dem Thema Krieg, gründlich und umfassend. Nachdem ein Kapitel sich mit dem aktuellen Problem beschäftigt, wie Kinder heute durch die Medien auch mit entfernten Kriegen konfrontiert werden und wie wir damit umgehen können, folgen weitere, vertiefende Betrachtungen. Es geht um die Geschichte des Krieges und seine jeweiligen Auswirkungen auf Kinder; um die Frage, wie sich kriegerisches Verhalten bei Jungen oder Mädchen zeigt; und um das Bedürfnis der Kinder nach Kriegspielen. Mit dem letzten Kapitel beschäftigen sich die Autorinnen mit der heute möglichen Friedenserziehung, dieser ganz individuellen, die im täglichen Zusammenleben mit Kindern und der Kinder untereinander beginnt. Neben der Gründlichkeit, mit der dieses weite Gebiet bearbeitet worden ist, empfiehlt sich das Buch vor allem dadurch, dass es nie beim rein theoretischen Diskurs bleibt. Es gibt zwar viel wichtiges Fachwissen aus der Psychologie, Pädagogik und Geschichte. Aber das Werk ist gleichzeitig voll mit Anleitungen zum Arbeiten in Teams oder mit Eltern und voller Ideen für Aktionen mit Kindern zur Gewaltprävention und zur Begleitung von Kindern, die Krieg medial oder real erlebt haben. Ein abschließender Anhang weist mit Literaturangaben und Internetlinks weiterführende Wege zur Information und Bearbeitung.

Gleichzeitig hat der Verlag eine CD seiner Stammmusiker der Gruppe Karibuni aufgelegt, die die Sehnsucht nach Frieden in Liedern und kurzen Geschichten aus aller Welt aufspürt. Die deutschen Texte werden mit anderen Sprachen gemischt. Eine sehr sensible Zusammenstellung, die offensichtlich auch für den Verkauf unabhängig vom Buch gedacht und in der Reihe „Weltmusik für Kinder“ zu finden ist.

Jürgen Brehme

 

MONIKA ROSENBAUM/BARABARA SCHLÜTER: Kindern den Frieden erklären


MARIANNE KUNZ/VOLKER FRIEBEL
Rhythmus, Klang und Reim:
Lebendige Sprachförderung mit Liedern, Reimen und Spielen in Kindergarten, Grundschule und Elternhaus.
Ill.: Kerstin Heinlein.

Münster: Ökotopia Verlag, 2005
93 S., mit Noten u. Ill.
ISBN 3-936286-61-2

UNMADA MANFRED KINDEL
Rhythmus, Klang und Reim:
Lebendige Sprachförderung; beschwingt singen, tanzen und reimen.

Münster: Ökotopia-Verl., 2005
(CD, 59:55) (Ökotopia Mit-Spiel-Lieder)
ISBN 3-936286-62-0

Irgendwo auf der Autobahn in Südfrankreich, Matthias (7) und Leo (4) quengeln hinten im Wohnmobil, was das Zeug hält, Benjamin Blümchen hat schon längst Törööö-Verbot, Rolf Zuckowski kann auch keiner mehr hören, die Sonne brennt aufs Auto und noch mindestens zwei Stunden zu fahren. Na schön, versuchen wir’s mit der zur Rezension mitgenommenen CD. Und siehe da, keine hochfrequenten Nachfragen nach verbleibender Fahrzeit, kein Hunger oder Durst mehr, schlagartig verschwundener Harndrang. Die CD ist sehr gut.

Abends dann ein Blick ins Vorwort des Buches: „Unsere Kinder sind wie Blumen. Sie wachsen aus dem festen Grund, der sie nährt, entfalten sich im Licht der Sonne.“ Um Himmels Willen. Aber gut, die Sonne, die aufs Autodach brennt, wird wohl nicht gemeint gewesen sein. Wir blättern das Buch ein wenig ziellos durch und stoßen auf die Zungenbrecher. „Fischers Fritz fischt frische Fische“, und schon kringeln sich die Kinder vor Lachen. Das Buch ist auch sehr gut.

Zu den Fakten: „Lebendige Sprachförderung mit Liedern, Reimen und Spielen in Kindergarten, Grundschule und Elternhaus“, so heißt es im Untertitel. Dementsprechend gibt es im Buch zunächst eine kurze, aber prägnante Einführung in Bedeutung von Sprache, in die kindliche Sprachentwicklung und in einige pädagogische Grundlagen. Dass die aktive Förderung der Sprachentwicklung immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird vielerorts verkündet. Als Sozialarbeiter an einer Hauptschule kann ich dies leider nur bestätigen. Eine Reihe von Kindern sind im Konfliktfall, aber auch im alltäglichen Umgang miteinander schnell mit ihren sprachlichen Mitteln am Ende. („Ey, kucken se mal, ob der Schmitz im Lehrerzimmer iss!“ - eine durchaus höflich gemeinte Anfrage in der Pause.) Bei schriftlichen Arbeiten wie Aufsätzen ist oft nur mit Mühe Sinn zu erkennen. Daher ist ein solches Buch absolut empfehlenswert, dass Anregungen für Kindergarten und Schule wie auch für das Elternhaus liefert.

Dementsprechend geht es in den nächsten Kapiteln um die folgenden Themen: „Grundlagen - Töne und Ausdruck“ (mit Stimme Gefühle zum Ausdruck bringen und erkennen), „Laute und Wörter“ (Laute in Wörtern erkennen), „Reime und Verse“ (Reime auf Vokale finden), „Versschmiede“ (aus Reimen Verse basteln), „Sprachausdruck“ (Melodien finden, Betonung und Rhythmus in Sprache erkennen), „Wortschatz erweitern“ (Synonyme, Zusammenhänge und anderes). In jedem Kapitel gibt es eine Fülle praxisgerechter Übungen und Spiele. Die CD ergänzt das Buch sehr gut, sodass auch die musikalische Früherziehung gefördert wird. Gleichwohl ist das Buch auch ohne CD sehr gut nutzbar. Das ganze Paket bietet sinnvolle Anregungen, die dazu auch noch großen Spaß bringen können. Fanden jedenfalls die Experten Matthias und Leo.

Michael Rick

 

MARIANNE KUNZ/VOLKER FRIEBEL: Rhythmus, Klang und Reim


WERNER HINZE [Hrsg.]
Seemanns Braut is’ die See:
Lieder, Gedichte und Vertellen zwischen Seefahrt und Kiez.
Hrsg. u. bearb. von Werner Hinze.

Hamburg: Tonsplitter Verlag, 2004
128 S., mit Noten u. zahlr. s/w-Photos. (Archiv für Musik und Sozialgeschichte: Liederbücher; 2)
ISBN 3-936743-02-9

WERNER HINZE
Lili Marleen:
Ein Lied zwischen Soldatenromantik und Propaganda

Hamburg: Tonsplitter Verlag, 2004
32 S., mit Noten u. s/w-Photos. (Liedbiographien; 1)
ISBN 3-936743-10-X

WERNER HINZE
Weißt du, wie viel Sternlein stehen?
oder O du Deutschland, ich muss marschieren

Hamburg: Tonsplitter Verlag, 2004
44 S., mit Noten u. s/w-Photos. (Liedbiographien; 5)
ISBN 3-936743-09-6

Der Tonsplitter Verlag ist eine private Einrichtung, in der der Hamburger Soziologe und Liedforscher Werner Hinze verschiedene interessante Musikbuchreihen herausgibt sowie eine Reihe origineller Liedpostkarten vertreibt. In der „Liederbuch“-Reihe erschienen bislang Lieder der Straße (s. Rezension im Folker! 04/2003) und das nun vorliegende Buch Seemanns Braut is’ die See mit „Liedern, Gedichten und Vertellen zwischen Seefahrt und Kiez“ (Untertitel). Zehn Kapitel und mehr als 50 Lieder geben ein lebendiges Bild von der Welt des Seemanns, erzählen vom „Fischfang und dem Leben nahe der Küste“, von „Seelenverkäufern und Freibeutern, Schiffbruch und Meuterei“, aber auch davon, wie es beim „Feste feiern“, „im Hafen“ und „auf Kiez“ zugeht; und schließlich kommt auch das berühmte Seemannsgarn nicht zu kurz („Brauchtum Döntjes und Spökenkiekerei“). Eine nicht unerhebliche Rolle in der Welt des Seemanns spielte seine Braut bzw. die Sexualität, und auch dieser Aspekt des Seemannslebens wird nicht ausgelassen. Hinze druckt auch Lieder mit durchaus expliziten Aussagen ab, die im krassen Gegensatz zu sentimentalen Liedern und Stimmungen stehen.

Wie ein roter Faden werden die einzelnen Kapitel von Textpassagen aus den Aufzeichnungen des Föhrer Kapitäns Jens Jacob Eschels begleitet, die den Leser von der Küstenfischerei zum Walfang führen, von der Baltischen See bis in orientalische Gefilde. Wenig bekannte Lieder, aber auch Evergreens (wie der unverwüstliche „Hamburger Veermaster“) finden sich samt Noten und mit vielen zeitgenössischen Illustrationen und alten Fotos bebildert. Im Anhang dieses lesens- und schmökernswerten Buches von hohem Gebrauchswert findet man Literatur- und Quellenangaben sowie einen aufschlussreichen Lexikonteil, in dem viele Einzelaspekte der Lieder beleuchtet, sozusagen ihre „Liedbiographien“ vorgestellt werden.

Für einen Volksliedforscher wie Hinze haben auch Lieder eine „Lebensbeschreibung“, und so heißt seine zweite Veröffentlichungsreihe im Tonsplitter-Verlag folgerichtig „Liedbiographien“. Exemplarisch für die Reihe seien hier Band 1 Lili Marleen und Band 5 Weißt Du, wie viel Sternlein stehen? erwähnt. Ein ganzes Heft nur zu einem Lied, mag man sich skeptisch fragen - muss das sein? Unbedingt. Die ca. 30 bis 45 Seiten starken Hefte beleuchten die Entstehungsgeschichte jeweils eines Liedes, und das kann spannender sein als ein Krimi. „Lili Marleen“ beleuchtet die unterschiedliche Rezeption dieses Schlages aus dem Jahr 1938, über dessen Verfasser Hans Leip General Dwight D. Eisenhower gesagt haben soll: „Er war der einzige Deutsche, der während des Krieges in Deutschland lebte und der ganzen Welt Freude gebracht hat.“ Hinze spürt den verschiedenen Rezeptionen und Parodien nach und untersucht, wie das Lied von den verschiedenen Gruppen für ihre Interessen umgedichtet wurde und welche Auswirkungen in diesem Zusammenhang Zensur und Propaganda auf die Menschen jener Zeit hatte. Spannend!

Band 5 beschäftigt sich mit dem Kinderlied, „Weißt du, wie viel Sternlein stehen?“. In diesem Fall werden (anders als bei „Lili Marleen“) die verschiedensten Melodietypen, Textvarianten und -motive, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben, vorgestellt und analysiert. Auch hier stehen die unterschiedlichen Rezeptionen und Vereinnahmungen des Liedes von unterschiedlichsten Gruppen für unterschiedlichste Interessen im Blickfeld, beginnend mit der ersten Umtextung aus der Feder August Heinrich Hoffmann von Fallerslebens, der es für seine Soldatenklage „O du Deutschland, ich muss marschieren“ und zahlreiche Varianten und Parodien verwendete. Auch dieses Heft ist reich bebildert, enthält Literatur- und Quellenverzeichnisse.

Aufgrund des zivilen Preises von nur 3,95 Euro sind die Liedbiographien uneingeschränkt zu empfehlen.

Neben den Liederbüchern gibt es im Tonsplitter Verlag eine originelle Serie von Liedpostkarten, auf denen jeweils die Noten, der Text und eine dazu passende zeitgenössische Abbildung eines Liedes abgedruckt sind. Derzeit sind zwei Serien mit je zehn Karten (zum Preis von 9 Euro) erhältlich.

Ulrich Joosten

Bezug: www.tonsplitter.de

 

WERNER HINZE [Hrsg.]: Seemanns Braut is’ die See

WERNER HINZE: Lili Marleen

WERNER HINZE: Weißt du, wie viel Sternlein stehen?


ANTOINETTE VAN BOVEN/JENS BARABASCH
Celtic Fire:
Eine Notensammlung von Antoinette van Boven und Jens Barabasch für Blockflöte und andere Melodieinstrumente.
Inkl. Playalong-CD.

Wachtendonk: Blackberry Music, 2005
22 S., Noten mit Abb. u. Erl. (plus CD, 31 Tracks, 64:55)
ISMN M-000-00106-0

Celtic Fire ist eine kleine Notensammlung von 15 Stücken, die gut geeignet erscheint, Kids in Musikschulen und im Privatunterricht an keltische Musik heranzuführen. Vorrangig gedacht für Blockflöte, kann sie aber auch für andere Instrumente genutzt werden. Die Tänze stehen in C, D, A und G sowie den parallelen Molltonarten. Es sind Midtempo-Tunes im Schwierigkeitsgrad von leicht bis mittelschwer mit Akkordbegleitung über den Noten. Aus Irland, Schottland, der Bretagne und Galicien stammend, handelt es sich um Flings, Jigs, An Dros, Hanter Dros, Hornpipes und zwei Muiñeiras. Die Begleit-CD ist eine brauchbare Unterstützung, der Zweck ist Learning by Doing, also Umsetzung des Notenmaterials. Vorab gibt es einen Stimmton, dann sind alle Stücke zweimal zu hören, einmal mit Blockflöte und dann als Karaokeversion ohne Melodieinstrument. Im Folkbereich nicht so häufig anzutreffen, aber eine praktikable Idee. Allerdings bietet die Begleitung bei einigen Titeln kaum eine Orientierung für die einzuspielende Flöte des Lernenden. Manche Einspielungen klingen gewöhnungsbedürftig, weil man doch eher Tin Whistle oder Fiddle mit ihren spezifischen Klangcharakteristika erwartet. Allerdings erinnert die Altflöte mit ihrem warmen, etwas heiseren Timbre angenehm an eine Low Whistle. Flöte und Schlagzeug werden unterstützt von Harfe, Piano und Gitarre. Die Percussion ist abwechslungsreich, die Begleitinstrumente sind leiser abgemischt. So ist die Flöte immer präsent, was beim reinen Zuhören mit der Zeit allerdings nervt. Insgesamt: Ein aufwändig produziertes Lehrmaterial, durchaus zu empfehlen.

Piet Pollack

Bezug: Jens Barabasch, Meerendonkerstr. 4, 47669 Wachtendonk, eMail bovie_barabasch@t-online.de

 

ECKARD HOLLER
Peter Rohland:
Volksliedsänger zwischen bündischer Jugend und deutschem Folkrevival

Stuttgart: Verlag der Jugendbewegung, 2005
64 S., mit s/w-Photos

Die puls-Heftreihe ist eine Veröffentlichung der Jugendbewegung. Die Nr. 24 beschäftigt sich auf 64 Seiten mit dem Pionier des deutschen Volksliedrevivals, Peter Rohland (1933-1966). Das Heft beleuchtet die Entwicklung Rohlands als Hortenführer der Schwäbischen Jungenschaft, seine Orientfahrt 1954 und seine Rolle bei der Entdeckung Griechenlands als neues Fahrtenland der Jungenschaft in den 50er Jahren und daraus folgend seine Entwicklung zum legendären Volksliedsänger und -forscher zwischen bündischer Jugend und Folkrevival. Dargestellt werden Rohlands Liedprogramme (u. a. „Vertäut am Abendstern - Chansons zur Nacht“, „Jiddische Lieder“, „Landstreicherballaden“, „Lieder deutscher Demokraten“, „Lieder des Francois Villon“) und sein kritischer Volksliedbegriff, der unzähligen deutschen Folkmusikern einen neuen Weg aufzeigte. Das Heft zeigt aber auch Rohlands tragende Rolle bei der Begründung der nicht minder legendären Waldeckfestivals und lässt die Tragik nachempfinden, die darin liegt, dass sein Leben viel zu kurz war, um die verdiente Anerkennung seines eigenen Schaffens noch zu erleben, während die meisten Künstler der Waldeckfestivals Berühmtheit erlangten.

Das Vorwort verfasste Klaus-Peter Möller. Zeitzeugenberichte, Photos, ein Porträt des Künstlers sowie eine Chronologie, Discographie und Literaturhinweise runden die unbedingt lesenswerte Biographie ab.

Ulrich Joosten

Bezug: www.jugendbewegung.de/verlag

ECKARD HOLLER: Peter Rohland


STEPHEN MILLER
Johnny Cash:
Das Leben einer amerikanischen Ikone.

Berlin: Bosworth, 2004
468 S., mit zahlr. s/w-Photos.
ISBN 3-937041-63-X

PETER LOHMEYER [Sprecher]
Auf Kurs - Die Johnny Cash Biographie (1932-2003):
In guten wie in schlechten Tagen.
Mit 36 Songs. Nach einem exklusiven Hörbuch-Manuskript v. Bettina Greve.

Holste-Oldendorf: Bear Family Records, 2004
(4-CD-Box mit umfangreichem Booklet, 273:00) (Bear Family Records BCD; 16076)
ISBN 3-89916-074-6

Im September vor zwei Jahren starb Johnny Cash im Alter von 71 Jahren. Schon vor seinem Tod waren zahlreiche Biographien auf dem Markt. Der in Edinburgh lebende und für den Sender Scot FM arbeitende Musikjournalist Stephen Miller bereichert die lange Liste der Cash-Literatur um ein akribisch recherchiertes und angenehm zu lesendes Werk. Dabei zeichnet er sowohl das Auf und Ab der künstlerischen Karriere von Cash nach als auch die Höhen und Tiefen seines privaten Lebens. Bis auf Cash selbst hat Miller unzählige Menschen aus dem Umfeld der „amerikanischen Ikone“, wie er sein Buch untertitelt, interviewt. Die Fülle der dabei gewonnenen Informationen trägt dazu bei, dass der Leser nicht nur Fakten erfährt, sondern auch Hintergründe und Motive. Johnny verkörperte die Mentalität des Südens der USA, dennoch gehörte er nie zu den engstirnigen Südstaatlern. Er verstand sich als Patriot, schwenkte aber nie unkritisch die Fahne, wie u. a. in den Kapiteln zu lesen ist, die sich mit dem Vietnamkrieg und später mit „Desert Storm“, dem Irakkrieg von Vater Bush, beschäftigen. Millers Buch, das in einem malerischen ländlichen Eck Schottlands - der Heimat der Cash-Vorfahren - beginnt und mit der Grammy-Verleihung für „Give My Love To Rose“ als „Best Male Country Vocal Performance“ im Februar 2003 endet, ist eine wirklich lesenwerte Annäherung an die Person Johnny Cash.

Wer lieber für sich lesen lässt, dem sei das Hörbuch Auf Kurs: Die Johnny Cash Biographie (1932-2003) empfohlen. Es beginnt mit der klassischen Begrüßung des Countrystars, mit der er seine Shows zu eröffnen pflegte: „Hello, I’m Johnny Cash.“ Danach beginnt Peter Lohmeyer die 273 Minuten dauernde Geschichte von Johnny Cash zu erzählen. In einer unaufdringlichen Weise, so dass man ganz schnell den Schauspieler Lohmeyer nicht mehr vor Augen hat. Und stattdessen eintaucht in das Leben eines Stars, der zugleich Ausgestoßener, Dissident und eine gebrochene Persönlichkeit war. Die Erzählung wird unterbrochen - nein, das ist falsch: sie wird dramaturgisch angereichert um insgesamt 36 Cash-Songs, darunter mit „Wer kennt den Weg“ („I Walk The Line“) auch ein Titel in Deutsch. Bettina Greve (u. a. Autorin einer hat das Manuskript für Auf Kurs exklusiv für das Bear-Family-Hörbuch geschrieben. Wiglaf Droste steuerte ein Vorwort bei, und das Booklet bietet haufenweise seltene Photos, die man während des sich von Beginn an einstellenden Hörgenusses betrachten kann.

Michael Kleff

 

STEPHEN MILLER: Johnny Cash

PETER LOHMEYER [Sprecher]: Auf Kurs - Die Johnny Cash Biographie (1932-2003)


REHAN HYDER
Brimful of Asia:
Negotiating Ethnicity on the UK Music Scene.

Aldershot, Hants: Ashgate, 2004
200 S., mit Abb.
ISBN 0-7546-4064-7

Anhand von Bands wie Cornershop (bei deren Hit „Brimful Of Asia“ er den Titel seines Buches entlieh) oder Fun-Da-Mental untersucht Autor Hyder den Einfluss junger indisch- oder pakistanischstämmiger Musiker und Musikerinnen auf die britische Popmusik der 1990er Jahre, wobei er sowohl den obligatorischen Ausflug in die Geschichte (die Beatles besuchen den Guru Maharishi Mahesh Yogi; George Harrison lernt Sitar bei Ravi Shankar) als auch die Lebensumstände asiatischer Migrantenfamilien punktgenau zu beschreiben weiß. Ein kluges Buch, das eigentlich nur zwei kleine Nachteile hat: Zum einen ist es, da offensichtlich ein akademischer Anlass der Grund für seine Entstehung war, ein wenig überfrachtet mit Fußnoten, zum anderen ist es (noch) nicht aus dem Englischen übersetzt worden. Aber das kann ja noch kommen ...

Walter Bast

Bezug: Ashgate, Gower House, Croft Road, Aldershot, Hampshire, GU11 3HR, UK, www.ashgate.com

 

REHAN HYDER: Brimful of Asia


GILAD ATZMON
My One And Only Love
Aus d. Engl. von Sophia Deeg

Hamburg: Edition Nautilus, 2005
224 S.
ISBN 3-89401-470-9

„Auf Israel kann man nicht setzen“, sagte Gilad Atzmon Ende September in einem Deutschlandfunk-Interview. Wer sich fragt, warum, sollte zu diesem Buch greifen. Der gebürtige Israeli Atzmon ist in erster Linie Musiker (s. Folker! Heft 05/2003). Daher ist es nicht überraschend, dass es in seinem zweiten Roman auch um seine Musik, um Jazz geht. Neben einer Abrechnung mit den geradezu zynischen Gebräuchen im Showbusiness, dient die Musik dem in London lebenden radikalen Antizionisten als Grundlage für eine gnadenlose Kritik der israelischen Gesellschaft. Zu Wort kommen dabei in Aufzeichnungen eines jungen Historikers namens Bird der ehemalige Startrompeter Danny Zilber, seine geheimnisvolle Angebetete Sabrina und Zilbers Manager Avrum. In seinem Roman, in dem Israel mit einer vom Geheimdienst Mossa erdachten wahnwitzigen Strategie in Deutschland Rache für die Shoa nehmen will - so werden Nazis bewusst nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern nur entführt und an sichere Orte gebracht -, lässt Atzmon die handelnden Personen - vor allem Avrum - eine Sprache benutzen, die auf einem Niveau zwischen Stammtischparolen und schlimmsten Zoten steht. Nur notdürftig mit erfundenen Namen ihrer wahren Identität beraubte Personen der israelischen Geschichte machen in ihrer Handlungsweise, so Atzmon, eins deutlich: „Was für Juden gut ist, ist gut. Punkt.“ Und wenn jemand die jüdischen Interessen stört, dann darf man ihm auch schon einmal das Genick brechen. My One And Only Love ist eine bitterböse, aber durchaus unterhaltende Satire auf das Unterhaltungsgeschäft und den militanten israelischen Nationalismus.

Michael Kleff

 

GILAD ATZMON: My One And Only Love


RICHARD WALTERS [Hrsg.]
15 Easy Folksong Arrangements for the Progressing Singer.
High Voice. With an introduction by Joan Frey Boytim.

Milwaukee, WI: Hal Leonard Publishing, 2004
64 S., mit Noten (plus CD)
ISBN 0-634-07727-9/0-634-07728-7

Da sieht man mal wieder, dass man Titel sehr genau lesen muss und dennoch nachher eine Überraschung erleben kann. 15 Easy Folksong Arrangements plus CD zum Selbersingen, das hört sich doch unterhaltsam an. Die Songs zählen tatsächlich zur einfachen und bekannten der englischen/amerikanischen Sorte: „Barbara Allen“, „Greensleeves“, „Loch Lomond“, „Scarborough Fair“ oder „Shenandoah“ hat wohl jeder schon mal gehört. Wenn die interessierte Sängerin dann allerdings die Begleit-CD einlegt und beim ersten Track („The Ash Grove“) schallt ihr eine höchst ausgebildete Sopranstimme mit klassischer Pianobegleitung entgegen (den gleichen Track gibt es noch mal ohne Stimme zum Selbersingen), dann wird nach anfänglicher Irritation plötzlich klar: „Du bist nicht im falschen Film, es handelt sich um ein grandioses Missverständnis.“ Nicht für den einfachen Folkie ist dieses Büchlein gemacht! Der nimmt den Titel „I Know Where I’m Going“ wörtlich und geht umgehend zur Eject-Taste des CD-Spielers. Das Zielpublikum sind junge Gesangsschüler auf dem Ausbildungsweg zum Interpreten klassischen Materials. Nichts für die große Masse der Folker!-LeserInnen, obwohl ... nach zwei, drei Gläschen geistiger Getränke drückt man die Tenöre und Mezzosopranisten einfach weg und singt „Loch Lomond“ mal ganz anders als auf dem letzten Runrig-Konzert - aber ebenso laut und falsch.

Mary John Kamp

Bezug: www.bosworth.de

 

RICHARD WALTERS [Hrsg.]: 15 Easy Folksong Arrangements


STEVE JENNINGS
Nur für Anfänger - Mundharmonika:
Eine umfassende, reich bebilderte Anleitung zum Mundharmonikaspielen.

Berlin: Bosworth, 2003
40 S., mit zahlr. Noten u. Fotos (plus CD, plus Mundharmonika). (BOE; 7122)
ISBN 3-937041-24-9, ISMN M-2016-5053-1

Das komplette Set besteht aus einem ausführlich erklärenden Buch, einer CD mit den behandelten Liedern und Instrumentals mit „The Leaving of Liverpool“ als kompliziertestem Höhepunkt und - last but not least - natürlich dem wichtigsten: einer Mundharmonika. Dieses Instrument ist meines Erachtens nicht gerade von höchster Qualität, aber um diesen Crashkurs zu meistern reicht es allemal.

Als blutiger Anfänger habe ich mir vier Wochen Zeit gegeben, um mir in Ruhe alles durchzulesen, zu verstehen und letztendlich die vorgegebenen Stücke selbst spielen zu können. Natürlich nicht diszipliniert jeden Tag, eher ab und an, aber mit erfreulichem Erfolg. Mir ist zwar nicht gelungen, jedes einzelne Stück perfekt zu spielen. Im Großen und Ganzen hat mir die Beschreibung und die Bebilderung aber recht gut weitergeholfen. Jeder Anfang ist eben schwer, das hat sich mal wieder bestätigt. Trotz guten Buches gilt: Von nix kommt nix, also üben, üben, üben.

Adam Wilkinson

 
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