back Ferner liefen...

die Regierungsgeschäfte wie geschmiert, geschmiert wie die christlich-abendländische Opposition. Natürlich alles im gesetzlich zulässigen Rahmen, untadelig, beim Parlamentspräsidenten angemeldet und dem Fiskus bekannt (falls die sog. "besondere Zuwendung" nicht doch eine "Abfindung" und als solche unversteuert geblieben ist). "Wir müssen so reden, dass uns die Leute an den Stammtischen verstehen", meint der Abgeordnete Laurenz Meyer vom Bündnis Lohntsich/Die Rheinbraunen.

Klartext, bitte. Sage deinen lieben Namen, den du mir so lang verborgen. Wenn uns Konzerne regieren, gehören sie auch auf den Wahlzettel. Wieso heißt der Wahlverein, dem Hermann-Josef Arentz angehört, CDU, und das Gremium, dessen Vorsitz er abgibt, CDA? Seine eigentliche Laufbahn begann bei VEW, in Lohn und Strom stand er bei RWE. Und wer noch nicht auf der payroll steht, darf sich außerparlamentarisch bewähren: Staatssekretär Alfred Tacke setzte gegen Kartellamtsbescheid die Fusion der RUHRGAS mit E.ON durch, man nennt das "Ministererlaubnis", und darf nun den Posten in Wolfgang Clements Superministerium mit dem Chefsessel der RUHRGAS-Tochter STEAG tauschen. Kriegt Tacke da auch Strom umsonst? Er könnte mal was rüberfaxen, dass uns ein Licht aufgeht. Sein Kollege Adamowitsch setzt sich eifrig für die Überholung altersschwacher Kernkraftwerke ein, als RWE-Mitarbeiter ohne Lohnfortzahlung: Ausstieg in den Einstieg?

Nicht zu vergessen die Bundestagsabgeordnete und Diplom-Übersetzerin (Italienisch, Englisch) Ulrike Flach. Sie wird im www.uebersetzerforum.de - gemeinsam mit der Diplom-"Sprachvermittlerin" und FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper - als "unsere Lobby bei der FDP" bezeichnet. Für Übersetzungen bei Alfred Hitchcocks Krimi-Magazin bot man dem Autor dieser Zeilen (damals Berufsanfänger) per Normseite 9,00 DM, das wären rund 4,50 Euro. Der SIEMENS-Konzern, wo Frau Flach seit 1974 beschäftigt ist, zahlt seit 1998 für Übersetzungen, die sie in müßigen Nebenstunden und Parlamentspausen von zu Hause erledigt, rund 62.000 Euro jährlich. Dafür hätte ich sage und schreibe 13.777 Krimiseiten übersetzen müssen ...

Die niedersächsischen VW-Abgeordneten Uhl, Viereck und Wendhausen beziehen neben Abgeordneten-Diäten in Höhe von 5.403,00 Euro monatlich 3.000,00 Euro aus Wolfsburg, u. a. für Heimarbeit als Berater für "Sportförderung". Dieselben Leute stimmen übrigens im Bundestag periodisch über Hartz-Gesetze ab, die das, was einmal Sozialstaat war, arbeitgeberfreundlich umgestalten. Der VW-Personalchef hat "seinen" Abgeordneten beim Einstellungsgespräch bestimmt auch die betriebsinterne Vereinbarung vorgelegt, wonach die als Politiker entsandten Betriebsangehörigen weiter vom Konzern besoldet werden. Gerhard Schröder war kein Mitarbeiter, sondern bloß Ministerpräsident, als er 1996 vom Konzernchef zum Wiener Opernball in die Privatloge eingeladen wurde. Hoch die internationale Solidarität: Als Kanzler eröffnete er z. B. den VW-Ableger im Menschenrechte-Paradies China und drohte der EU-Kommission: "Wir werden jeden bekämpfen, der über Europa eine solche Veränderung herbeiführen will" - die Modifikation von Sondergesetzen, die dem Land Niedersachsen eine Aktienmehrheit sichern und VW vor feindlichen Übernahmen bewahren. (Skoda durfte hingegen, wie 60 Jahre zuvor, als Tschechien noch "Tschechei" und der Konzern "Hermann-Göring-Werke" hießen, von VW eingesackt werden.)

Auch sonst hat Schröder mit Europa viel vor. "Wir müssen Frieden und Stabilität, Gerechtigkeit und wirtschaftliche Kraft und Entwicklungschancen auch exportieren", erklärte er: "Und auch dafür müssen wir uns fit machen." Deutschland leiste zu diesem europäischen Sicherheitsexport "einen entscheidenden Beitrag, politisch wie finanziell ... das dürfen wir ruhig selbstbewusst, ja sogar stolz sagen". Und mit gleichem Stolz wies der Kanzler darauf hin: "Um in Europa eine führende Position einnehmen zu können, haben wir gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien für die beiden bevorstehenden Gipfel in Brüssel und Athen Vorschläge für eine europäische Industriepolitik erarbeitet." Gott segne das liebe Vaterland, den Frieden in Europa, die deutsche Sozialdemokratie und die Freiheit der Märkte.

Hier bringe ich meinen persönlichen Abgeordneten ins Spiel, billig aus der Konkursmasse eines kleinen mittelständischen Kreditinstituts erworben. Er hört auf den Namen Hugo Aalmann-Sägebrecht, ist trinkfest und kann mit Schwabbelbauch, Halbglatze und Sitzfleisch aufwarten. Den Listenplatz auf der Hinterbank hat ihm eine kleine, links von der Mitte und rechts von der Linken angesiedelte Splitterpartei zugewiesen. Seit ich sein Herrchen bin, frisst er mir aus der Hand, und ich füttere vorwiegend Kaviarbrötchen, Diätcola und Cohiba-Zigarren. Eigentlich wollte ich ihn der Tabakindustrie überlassen, die es weiß Gott nötiger hätte, erforderlichenfalls würde er aber auch mit Antje Vollmer die "deutsche Quengelliesen-Quote" durchsetzen. Rockmusikerverband, PROFOLK, Hedo Holland, aufgemerkt! Ohne Moos nix los. "Parteien können (nach selbst gemachten Gesetzen) 'ganz legal' bestochen und Abgeordnete gekauft werden", schreibt - bislang unwidersprochen - der Parteienkritiker Heinz-Herbert von Arnim. Wer bietet mehr?

Nikolaus Gatter
go! www.lesefrucht.de


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