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(Auswahl)
Correre In Fretta (EMI Italia, 1984) |
Enzo Avitabile ist ein begnadeter Songschreiber, Sänger und Multi-Instrumentalist. Als einer der großen Stars Italiens stand er mit Künstlern wie James Brown, Tina Turner und Randy Crawford auf der Bühne. Doch irgendetwas fehlte ihm. Daher machte er sich auf die Suche nach den musikalischen Wurzeln seiner Heimatstadt Neapel und entdeckte dabei die Bottari, Fasstrommler aus Portico (einem Dorf im Landesinneren nördlich von Neapel) und ihre traditionelle perkussive Musik, die bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Und er fand hier Material, das seiner Neigung zu arabischen Klängen und sozialkritischen Texten stark entgegenkam.
So kann Avitabiles neues Album als Weltmusik „in Reinform“ verstanden werden, als das Verknüpfen verschiedener musikalischer Traditionen. Wobei die Texte ihren ganz eigenen Reiz besitzen: Liest man beispielsweise die einzelnen Strophen von „Children Are Created Equal“, verfolgt die Story über Klebstoff schnüffelnde rumänische Kinder, über ein albanisches Baby, auf dem Meer geboren, um von Haien verschlungen zu werden - dann wird die Zeile „Alle Kinder sind gleich geboren, aus Liebe geboren“ zum Fanal, zur Aufforderung an die Welt und jeden einzelnen. Harter Tobak!
Von Carina Prange
Du hast ja erfolgreich mit Künstlern aus dem Funk- und Popbereich wie Tina Turner und James Brown gearbeitet. Warum hast du damit aufgehört und dich einer zweiten, folkorientierten Karriere zugewendet? Kann man das einem Paradigmenwechsel gleichsetzen?
Nein, nicht ganz. Ich hatte immer schon das Bedürfnis, meinen Traditionen treu zu bleiben. Wobei sich das bei meinen frühen Platten auf ganz unterschiedliche Art äußert - in erster Linie ist es der neapolitanische Dialekt, in dem ich vorwiegend singe. Und die meisten meiner älteren Stücke beschäftigten sich bereits mit den alltäglichen Problemen, die man in einer so kompliziert strukturierten Stadt wie Neapel eben hat. Mein Zusammentreffen mit den Bottari hat meine Art, die Dinge zu betrachten, allerdings völlig umgekrempelt.
Dein Kurswechsel bedeutete ja auch, dich vom Saxophon zu entfernen ...
Dass ich mich vom Saxophon als solchem entfernt hätte, sehe ich nicht so. Es hat sich allerdings eine Verlagerung ergeben - ich spiele inzwischen eine ganze Reihe anderer Blasinstrumente. Zum Beispiel die (altägyptische) Nay-Flöte, auf die ich während meiner Nachforschungen stieß. Darüber hinaus verwende ich noch Instrumente, die ich teilweise selbst erfunden habe und die an Instrumente angelehnt sind, wie sie im mittelalterlichen Neapel zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert üblich waren.
Brauchst du für deine Projekte einen gewissen Missionsgeist - und was bekommt man eigentlich als Künstler im Gegenzug zurück?
Nach all diesen Jahren mache ich nun endlich genau das, was mir immer vorschwebte. Ich kann darin beim besten Willen kein Opfer sehen! Mit dem Missionsgeist ist das so: Dass ich mal als der große Weltenretter auftreten werde, glaube ich nicht mehr - das wäre auch vermessen. Aber wenn ich nur ein ganz kleines bisschen dazu beitrage, irgendetwas zu retten, dann wäre ich schon glücklich - wenn meine Musik, meine Stücke, auch wenn es nur im Kleinen sein mag, bewirken, dass sich in Bezug auf die vorherrschenden Probleme etwas bewegt. Ich erwarte jedoch nicht ernsthaft, dass ich dafür etwas zurückbekomme.
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