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Folker! präsentiert:

folkBALTICA

Das Festival der modernen Folkmusik rund um die Ostsee

Dem Norden eine Stimme
Das pannordische Ensemble
Stemmenes Skygge

Von Wolfgang Meyering
Das Vergessene fühlbar machen
Kärt Johanson
Estnische Runolieder als moderne Erzählkunst
Von Sofia Joons
go! www.folkbaltica.de
folkBALTICA:
20.-24. April 2005

folkBALTICA - Treffpunkt für traditionelle Musiker aus dem Ostseeraum
Fragen an Jens-Peter Müller, den künstlerischen Leiter des Festivals*

Bei dem Namen „folkBALTICA“ denken viele gleich an das bekannte Festival „Jazzbaltica“. Haben die beiden Festivals etwas gemeinsam?

Ja. Beide Festivals wollen eine Plattform darstellen für das, was an zeitgenössischer Musik in den Anrainerstaaten der Ostsee und den nordischen Länder stattfindet. Dabei ist der Schwerpunkt von FolkBaltica natürlich bei zeitgenössischer traditioneller Musik. FolkBaltica ist Mitglied des kulturellen Ostseenetzwerkes ArsBaltica. Bereits jetzt erfreut sich das Festival einer großen Akzeptanz bei den Institutionen der nordischen Länder und wird von ihnen unterstützt. So erhält das Festival vom Nordisk Kulturfont Unterstützung für seinen Schwerpunkt „Norwegen und die musikalische Union“.

Mehr von diesem Gespräch könnt ihr im Heft nachlesen.


Dem Norden eine Stimme

Das pannordische Ensemble Stemmenes Skygge

go! www.nordpool-musik.de
go! www.frifot.se
go! www.ejn.it/mus/mazur.htm
Stemmenes Skygge beim
Festival folkBALTICA:

23.04.05. Flensburg, Alte Post

Von Wolfgang Meyering

Stemmenes Skygge - „Schatten der Stimme“ - nennt sich ein einzigartiges musikalisches Projekt, das beim Festival folkBALTICA (siehe Kasten) seine Deutschlandpremiere feiert. Zustande gekommen ist dieses pannordische Projekt mit Musikern und Tänzern aus Norwegen, Schweden und Dänemark als Auftragsarbeit für das wohl renommierteste norwegische Jazzfestival in Molde im Jahr 2000. Die Musik des Ensembles beruht auf mittelalterlichen Balladen aus der nordischen Tradition, die sich mit allen wichtigen Belangen des Lebens und der Moral beschäftigen. Besinnliches findet sich dort ebenso wie Melodien, zu denen die Menschen tanzen konnten. Gesungen und gespielt wird das ganze u. a. von drei der bekanntesten Musikerpersönlichkeiten der nordischen Musikszene: Marilyn Mazur (DK), Lena Willemark (S) und Kirsten Bråten Berg (N).

Kirsten Bråten Berg

Auch wenn sie in ihrer Schmuckwerkstatt im Setesdal wunderbare traditionelle silberne Ketten und Broschen herstellt, so ist Kirsten Bråten Berg in Norwegen doch viel bekannter durch ihr Kveding, den traditionellen norwegischen Gesang.

Kirsten, Marilyn und Lena

Lena Willemark

Mit der schwedischen Sängerin und Instrumentalistin Lena Willemark hatte Kirsten Bråten Berg schon früher einmal gemeinsam auf der Bühne gestanden.

Marilyn Mazur

In Deutschland kennt man Marilyn Mazur meist als Percussionistin der Begleitband des Norwegers Jan Garbarek. Die in New York geborene Musikerin lebt seit ihrem sechsten Lebensjahr in Dänemark und hat in ihrer bisherigen Laufbahn mit vielen bekannten Musikern zusammengearbeitet, unter anderem in der Miles Davis Group.

Mehr von Stemmenes Skygge könnt ihr im Heft nachlesen.


Das Vergessene fühlbar machen

Kärt Johanson

Estnische Runolieder als moderne Erzählkunst

Von Sofia Joons*

Kärt Johanson live Ich werde diesen strahlenden Abend im Juni 1992 nie vergessen. Mit einer traditionellen Musikgruppe aus Schweden war ich bei den Old Town Days in Tallinn, einem Festival, das alljährlich im mittelalterlichen Zentrum der estnischen Landeshauptstadt abgehalten wird. An einem der Festivalabende fand ein improvisiertes Konzert der Brüder Johanson statt. Die Konzerthalle war bis zum Rand gefüllt mit jungen Leuten, ein Publikum, das konzentriert zuhörte und eine angenehme Atmosphäre schuf, bei der es Spaß machte aufzutreten. Am Ende des Konzerts wurden Notenblätter mit acht alten Runoliedern aus dem Norden Estlands verteilt. Die Menschen verließen den Veranstaltungsort und liefen bis zum Sonnenaufgang singend durch die Stadt, von einem der acht Stadttore zum anderen. So etwas hatte ich vorher noch nie erlebt. Auch kannte ich diese Art Lieder nicht. Sie erinnerten mich an mittelalterliche nordische Balladen, bei denen einer eine Strophe singt und die übrigen Sänger dann den Refrain anstimmen. Die estnische Runotradition ist allerdings noch älter und hat bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts überlebt. In einigen Teilen des Landes ist sie bereits früher verschwunden, in anderen gibt es sie auch heute noch, und in den Folklorearchiven Estlands finden sich viele Kärt Johanson und Robert Jürjendal Textsammlungen und auch Plattenaufnahmen mit Runoliedern.

Gegen New Age-Adaptionen und Theater-Folklore

Einige Jahre nach diesem denkwürdigen Ereignis hatte ich Gelegenheit, Jaak Johanson, einen der Organisatoren jenes Abends, zu fragen, warum man die Lieder im Gehen gesungen hat. Er meinte, man müsse nach dem Aussterben einer Tradition zu ihren Wurzeln zurückkehren, um sie verstehen und wiederbeleben zu können. Wenn die Lieder sowie die Gebräuche und Rituale, von denen sie handeln, durch einen neuen Lebensstil ersetzt worden seien, müsse man andere Wege finden, um eine Verbindung zwischen den Liedern und unserer Zeit herzustellen. New Age-Adaptionen und theatralische Folklorepräsentationen lehne er ab. Auf der Suche nach dem Geist der Runolieder habe er herausgefunden, dass Herumlaufen für uns immer noch eine ganz natürliche Verhaltensweise sei. Warum also nicht im Gehen singen, habe er gedacht. Jaak Johanson und seine Brüder Mart und Ants haben sich ganz der Wiederbelebung der traditionellen Musik Estlands verschrieben. Sowohl als Sänger als auch als Organisatoren ganz unterschiedlicher Veranstaltungen, wie Konzerte, Workshops und Festivals. Vor wenigen Jahren gründeten sie mit ARM Music auch ein eigenes Plattenlabel, das schwerpunktmäßig Produktionen aus den Bereichen Ethno und Jazz veröffentlicht.

Mehr von Kärt Johanson könnt ihr im Heft nachlesen.


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Mehr über folkBALTICA
im Folker! 2/2005