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Border Confusion (Network Medien/ |
Es gibt den Rausch und die Völkerfreundschaften. Schließlich verbindet die Musik. Dagegen gibt es die global bestimmten Kriege und die regional geschürten Konflikte. Das Sandy Lopicic Orkestra macht die Musik dazu. Nach seinem gefeierten furiosen Debüt Border Confusion (2001) meldet sich das Vielvölkerensemble mit Wahlheimat im steiermärkischen Graz nun mit seinem zweiten Werk Balkea wieder zurück.
Von Adrian Wolfen
Die Band? Da ist erst einmal der Bandleader: Sandy Lopicic. Bis zu seinem 14. Lebensjahr wächst er in Esslingen bei Stuttgart auf. Seine Eltern kommen aus Sarajevo an den Neckar, die Mutter Krankenschwester, der Vater Kunstturntrainer. Um den jungen Sandy optimal zu fördern, wird der 14-Jährige nach Sarajevo zu Verwandten geschickt, wo er eine in die Schulausbildung integrierte, deshalb kostenlose, aber fundierte Klavierausbildung erhält. Später verlässt er Sarajevo, geht zum Klavierstudium nach Graz. Mit dem Diplom in der Tasche wird er musikalischer Leiter des Grazer Theaters. Als 1998 dort Black Rider von Tom Waits gespielt werden soll, verlegt Lopicic die Freischütz-Adaption musikalisch auf den Balkan. Der grandiose Erfolg bringt ihn auf die Idee, seine Black Rider Band mit den Grazer „Soundpiraten“ (Jean Trouillet) von Deishovida zusammenzubringen, die sich mit ihrem Avantgarde-Folk einen Namen gemacht haben. Das ist die Geburtsstunde des Sandy Lopicic Orkestars, einem Vielvölkerkollektiv, bestehend aus einem international zusammengesetzten fünfstimmigen Bläsersatz, Schlagzeug, Geige, Drehleier, Akkordeon und den Magic Voices, drei Sängerinnen aus Serbien, dem Kosovo und Bosnien.
Beim ersten Album bestimmt Lopicic noch das Geschehen. Bei der Produktion von Balkea wird dann jedoch schon demokratisch über die Auswahl der Songs abgestimmt. Die Bandmitglieder sind stolz darauf, dass ihre Kompositionen und Arrangements diese CD stärker prägen, als es beim Vorgängeralbum der Fall war, auf dem Sandy Lopicic hinter neun von vierzehn Liedern seinen Namen setzen konnte. Ob er mit dieser Demokratisierung Schwierigkeiten hatte? „Oh nein“, strahlt der Orkestar-Leiter, „das war absolut nötig und hat der ganzen Sache unheimlich viel Schwung gegeben.“
So wird Geschichte gemacht: die Balkanisierung als Demokratieeinübung. Aus der Verwischung der Grenzen, der Border Confusion, aus dem Miteinanderreden, entsteht das neue Balkangefühl, „Balkea“ eben.
Balkea muss sich an den Lobeshymnen des Debüts messen lassen. Damals hieß es u. a. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Auch originäre Zigeunerkapellen bündeln kaum mehr Energie. [...] Das Sandy Lopicic Orkestar ist auf dem richtigen Weg - der Versöhnung des Balkans und der Kooperation mit dem übrigen Europa gehört die Zukunft.“ Für die Frankfurter Rundschau klang’s „traumhaft elegisch oder unerhört wild“ und „irrwitzig, spektakulär und virtuos“. Télérama hörte „fröhliche Ekstase, Witz und Swing“.
Das also ist das Sandy Lopicic Orkestar: Ein wilder Vielvölkermix, eine Bigband als Projekt gegen die Nationalismen, mit Bläsern und Saiteninstrumenten und einer Musik, die in einer neuen Formensprache Humor und Ekstase, Wildheit und Witz miteinander kombiniert. Oder: Das Sandy Lopicic Orkestar gehört schlicht zum Besten, was der Musik seit langer Zeit passiert ist.
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