FELA KUTI
Best Of/Music Is The Weapon
(Wraasse 132/Harmonia Mundi)
2 CDs, 13 Tracks, 2:37:38; DVD 53:00
Fela Kuti war der wohl streitbarste Musiker, den Afrika hervorgebracht hat.
Folter, Mord an Angehörigen, falsche Anschuldigungen, Haft, Vertreibung ins
Exil - nichts hatte den Nigerianer aufhalten können, bis ihn 1997 ein
winziger Virus namens AIDS hinstreckte. Mehr als 70 Platten nahm er auf, und
beinahe jedes Lied war eine knallharte Abrechnung mit der Kleptokratie
korrupter Politiker oder mit ausbeuterischen, umweltzerstörenden Firmen.
Best Of/Music Is The Weapon ist nicht die erste Best Of-Sammlung,
aber die bislang beste. Bei Wrasse sollte man das können, denn um die 50 LPs
von Kuti haben sie auf CD gebrannt. Das volle Programm sollte es nicht
werden: Ein Gesamtwerk würde zu teuer, um auch nur in die Nähe der
Kostendeckung zu gelangen. Bei Stücken, die - bei Kuti üblich - eine ganze
LP-Seite füllen, kein Wunder. Der Nachteil ist, dass Compilations von Fela
Kuti sich meistens ähneln: Lieder wie "Lady", "Water No Get Enemy", "Sorrow
Tears and Blood" oder "Shuffering and Shmiling" sind obligatorisch. Warum?
Weil es die besten sind. Trotzdem hätte man auch mal zwei Ausreißer nehmen
können, Best hin, Of her. Der jazzig-groovig-soulige Afrobeat mit Felas
Saxophon, den fetten Bläsersätzen und knackendem Chorgesang hat nichts an
Reiz verloren, die Texte sind leider immer noch aktuell, und die
Chor-Mädels, jaja, der Zehner liegt schon in der Chauvi-Kasse, sind auch
tänzerisch und überhaupt optisch einfach umwerfend. Doch Moment: Fela war
auch ein hübscher Mann, also fünf Euro zurück. Ob der obligatorische Joint
im Mund erotisch wirkte, kann dahingestellt bleiben; Fela hat aber des
Öfteren beteuert, dass er bekifft am besten vögelt. Bei seinem Harem wird's
vielleicht nötig gewesen sein. "Regierungsmitglieder betreten jetzt die
Gefahrenzone", so war es zu lesen auf einem Schild vor dem Shrine, dem
legendären Nachtclub Fela Kutis in Lagos gefährlichstem Viertel, Ikeja.
Dieses und andere nette und weniger nette Details findet man auf der DVD,
die das schmucke Päckchen abrundet. Neben einigen Hintergrundinformationen
über Nigeria, deprimierenden Straßenszenen aus den Slums einer eigentlich
reichen Metropole und natürlich Interviewausschnitten mit dem Meister kommen
auch seine Frauen zu Wort, die den Überfall der Armee auf Felas "autonomes
Gebiet", die Kalakuta-Republik, beschreiben. Unrichtigerweise wird im
Booklet-Text behauptet, was seit einer ganzen Journalisten-Generation
abgeschrieben wird: Dass Felas Mutter an den Folgen des Fenstersturzes
gestorben sei, verursacht durch eben diese Soldaten.
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