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Release (Mo'S Music/ISS Records, |
Um gleich zu Anfang den Fragen vorzubeugen: Ja, bei dem hier schlank und
selbstbewusst vor mir sitzenden David Knopfler handelt es sich wirklich um
den kleinen Bruder des in den Schlagzeilen omnipräsenten Mark Knopfler. Bei
aller Familienähnlichkeit überwiegen dennoch die Gegensätze, bis hin zu
einer Polarisierung, in der bei diesem Geschwisterpaar jeder die Antithese
des anderen darzustellen scheint. Richtig - beide gründeten einst zusammen
die Dire Straits. Jedoch schon nach kurzer Zeit verabschiedete sich David
von der Band, kehrte der Rockstar- und Glamourwelt den Rücken, wählte für
sich den steinigeren Weg des Singer/Songwriters. Ship Of Dreams heißt
sein neuestes Werk, ein durch wiederholtes Hören wachsender Geniestreich,
der mit Songs wie "Symmetry Of The Stars" und "God's Mockingbird" textlich
wie melodisch in die Tiefe geht, einem herzerfrischenden "All I Want Is You"
ein nachdenkliches "When Will The Crying Stop" zur Seite stellt: Melancholie
ohne Resignation, Abgeklärtheit ohne Bitterkeit. Im Spiel mit Worten,
Metaphern, poetischen Reimen und mit, teilweise hinter griffigen Melodien
gut versteckten, Weisheiten ist das "Schiff der Träume" ein Album, das
letztlich Romantik und Liebe in all ihren Phasen als wichtigste Komponenten
im Leben hervorhebt - ein Album, das dem Hörer etwas geben möchte und
tatsächlich auch
gibt.
Von Carina Prange
"Eigentlich ist es ein Album mit Liebesliedern, eine Rückbesinnung, wenn man so will: Es ist das Album, das ich in den 70ern hätte machen sollen, aber damals nie machte", resümiert Knopfler. Wobei die Gegenwart so etwas allerdings auch nötiger habe. "Heute, glaube ich, leben wir in einer viel liebloseren Zeit - das hat mit Thatcher und Reagan begonnen, und mit jenen, die ich als 'Thatchers Kinder' bezeichne. Da draußen ist jetzt eine ganze Generation, die ... - ich will das nicht verallgemeinern, Ausnahmen gibt es ja immer - jedenfalls, in der Masse herrscht eine wesentlich gnadenlosere, gleichzeitig auch unnachsichtige und weniger spirituelle Einstellung vor. Das spiegelt sich wider in einer allgemeinen Verhärtung: Verhärtung der ganzen kapitalistischen Prozesse, Verhärtung darin, wie das Radio Künstler vermarktet, nach oben bringt und verkauft, Verhärtung darin, wie das Fernsehen nur noch nach der Quote schielt."
Jene anfängliche Leichtigkeit, mit der sich seine Musikkarriere gestaltete,
der trügerische Erfolg, die scheinbar selbstverständliche Privilegiertheit,
die er schließlich - wie im Song "Easy Street" beschrieben - ausschlug, mag
seinen Weg letztlich schwerer gemacht haben; die Abkehr davon hat ihm aber
auch Mitstreiter wie den ebenfalls durch den Industriebetrieb geläuterten
Chris Rea beschert. Ein attraktiver Mann mit einer Stimme, die Frauenherzen
schneller schlagen lässt, ist Knopfler noch immer - vielleicht gerade, weil
er wieder auf dem Boden der Tatsachen steht. Aber nicht nur: Knopflers Musik
ist wie der Mensch fest im Idealismus verwurzelt. Und so spielt die
Auseinandersetzung mit dem Universum, dem Sinn unseres Daseins, aber auch
dem Glauben an etwas, das uns hier hält, eine große Rolle. Allerdings, nach
dem Gral oder der Erleuchtung sucht er nicht mehr. Knopfler weiß um die
Unwägbarkeiten dieser Welt: "Früher oder später müssen wir alle uns damit
auseinander setzen, dass es sechs Milliarden von uns gibt und keiner von uns
außergewöhnlich ist. Da stecken wir allesamt drin - jeder muss am Ende
selber dafür sorgen, seinen Dreck wegzuschaffen." Auch Ship Of Dreams
handelt von eben dieser Thematik: "Das Album hat mit der Erkenntnis zu tun:
Das Leben ist nicht einfach und ist es auch nie gewesen." Durststrecken und
Zweifel kennt er, wie er sagt - jedoch: "Mir macht das aber nichts aus - so
läuft der Hase nun mal. Zu Zeiten erscheint einem alles klar vorgezeichnet,
der Weg liegt ganz deutlich vor einem. Dann wieder ist es dunkel wie die
Hölle und du hast keinen Schimmer, wo's zum Ausgang geht. Siehst du,
manchmal ist da am Ende des Tunnels kein Licht und du musst trotzdem
weitermarschieren. Mit etwas Glück hast du immerhin eine Kerze dabei und
weißt, wo du hintrittst, denn: Niemand wird für dich das Licht anmachen!"
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