Strictly Mundial

backTausend Erwartungen und eine Absage

Strictly Mundial 2004 - Cancelled!

Hintergründe ungeklärt

www.istanbul2004.info
go! www.efwmf.org

Istanbul, heißt es, sei die Stadt der Märchen und Träume. So stand es auch noch bis Anfang April auf der offiziellen Homepage von Strictly Mundial 2004; "Come and enjoy!" Legt man die sich überstürzenden und einander widersprechenden Informationen nur wenige Tage später darüber, bekommt der Slogan von der "City of tales and dreams" einen unfreiwillig lakonischen Beiklang. Tausend Erwartungen und eine Absage? Wie nähert man sich dem Phänomen Istanbul, der einzigen Stadt der Welt, die sich über zwei Kontinente erstreckt, und nicht zuletzt in dieser Eigenschaft vom 12. bis 24. April den lokalen und kulturellen Rahmen für die vierte Ausgabe von Strictly Mundial, dem Markt für Weltmusik, hätte bilden sollen?

Von Cathrin Alisch

Die Griechen gründeten im 7. Jahrhundert Byzanz - bei aller Legendenbildung -hauptsächlich, um die Wasserwege zu kontrollieren und um neue Märkte zu eröffnen. Der Bosporus ist bis heute für die Istanbuler wie für die Bewohner rund ums Schwarze Meer das Tor zur Welt. Im Jahre 1680 machte ein Italiener allerdings die interessante Entdeckung, dass der Bosporus an der Oberfläche Wasser vom Schwarzen Meer in Richtung Mittelmeer führt, von Ost nach West also, eine Tiefenströmung aber genau in die Gegenrichtung drückt.

Genau so lesen sich die offiziellen Statements der Hauptverantwortlichen, der eigentlichen Organisatoren des Events, EFWMF (European Forum of Worldwide Music Festivals), das von Brüssel aus agiert, und des lokalen Trägers diesen Jahres, Artmaxx in Istanbul. Was hier sowohl mit der Wahl des Veranstaltungsortes als auch in der Schwerpunktsetzung des Programms als groß angelegter Brückenschlag zwischen Orient und Okzident geplant war, scheiterte - nicht zuletzt vielleicht an der Dimension des Ganzen und an mangelnder Verständigung, sprich: wegen unzureichender Homogenität in der Flussrichtung von Aktion und Kommunikation, um in dem Bild vom Bosporus zu bleiben.

Konstruktion und Projektion auf instabilem Brückenkopf?

Die Pläne waren großartig, zu groß geartet, meinen einige. Anderen waren die Dimensionen gerade recht und sehr willkommen, dem vor allem im Westen lokalisierten Weltmusikmarkt die vergleichsweise weniger bekannten künstlerischen Angebote aus dem anatolisch-zentralasiatischen Raum zu präsentieren. Das war eines der Hauptargumente für Istanbul. Natürlich hat die Türkei hier Vorreiter- und Vermittlungsfunktion, ist aber als Staatsgebilde keineswegs homogen und innenpolitisch alles andere als unkritisch zu sehen. Dass z.B. ausgerechnet das Militärmuseum als wesentlicher Veranstaltungsort gewählt worden ist, mag logistisch durch die Infrastruktur des Hauses begründet sein, löste aber logischerweise allein schon in Hinblick auf den Umgang mit nationalen Minderheiten und der angestrebten Öffnung nach Europa auch diverse Diskussionen aus. Auch stellen sich Fragen nach der Verantwortung und dem Selbstverständnis ausländischer Organisatoren sowie zu Investoren in dieser Größenordnung.


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