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"Muita Zorra" (CDB-Phonogramm, 1971) |
Trio Mocotó unterwegs: 02.07.04 NL-Amsterdam, Melkweeg 03.07.04 Minden, Jazz Summer Night 11.07.04 A-Vienna, Jazz Fes, mit Gilberto Gil 14.07.04 Bochum, Bhf Langendreer 15.07.04 Hamburg, Fabrik 17.07.04 Tübingen, Afro-Brasil Festival 22.07.04 NL-Nijmegen, Nijmeegse Vierdaagsefeesten 24.07.04 CH-Nyon, Paleo Festival 31.07.04 Friedrichshafen tbc |
Beleza! - Alles super! - ist der Schlachtruf des legendären Trios aus São Paulo, das schon Ende der 60er Jahre für Furore sorgte. Damals spielten die Jungs im Jogral, einem der angesagtesten Clubs der Metropole, und begleiteten so illustre Gäste wie Duke Ellington, Oscar Peterson, Nelson Cavaquinho oder Vinícius de Moraes. Und ganz nebenbei kreierten sie zusammen mit Jorge Ben Jor einen Stil, der bis dato keinen Namen hatte: den Samba-Rock. Fast 35 Jahre später präsentiert sich das Trio Mocotó munter wie eh und je.
Von Suzanne Cords
"Wir leben auf dem Planeten Mocotó", erklärt Nereu mit einem breiten Grinsen. Die ständig nach oben gezogenen Mundwinkel und das ansteckende Lachen sind das Markenzeichen des 60-jährigen Pandeiro-Zauberers, der sich eher wie ein 20-Jähriger gibt und auch auf der Bühne den Elan eines Jungspunts beweist. "Auf Mocotó ist jedermann glücklich und zufrieden, es wird viel gescherzt, getanzt und geliebt. Wer uns einmal besucht, wird sich immer daran erinnern."
"Beleza! Beleza! Beleza!" ist nicht nur Titel der aktuellen CD, sondern auch das Lebensmotto einer Band, die die menschliche Mittelmäßigkeit und die damit einhergehenden Probleme zwar durchaus sieht, aber für eine Zeitlang vergessen lassen will. "Wenn wir mit einem Sack voller trübsinniger Gedanken auf die Bühne gehen, dann deprimieren wir unser Publikum. Wir wollen aber fröhliche Gesichter sehen", sagt Nereu. Wer einmal bei einem Livekonzert dabei war, weiß, wie ansteckend die Lebensfreude der "Mocotaner" ist. Dieses Trio bringt selbst Partymuffel in Stimmung.
Nereu ist der älteste Musiker beim Trio Mocotó, das ja eigentlich gar kein Trio ist, sondern meist als Sextett auftritt, aber das nimmt man auf dem Planeten Mocotó nicht so genau. Mit von der Partie sind meist Nereus und Joãozinhos Söhne, die Gitarristen Luís de Monte und Janja Gomes, Bassist Giba Pinto und Roberto Lazzarini an der Hammondorgel. Dann wieder schauen Gastmusiker der jungen rebellischen Garde aus São Paulo vorbei - wie Max de Castro, Wilson Simoninha, Apollo 9, DJ Patife oder Barão. Das musikalisches Herz des Trios Mocotó aber schlägt mit der Kernbesatzung Nereu, Joãozinho und Skowa: Nereu, der mit seiner kleinen Pandeiro-Trommel im Sambaschritt tänzelnd über die Bühne jagt und sie dann wie eine Geliebte liebkost. Mit seinen vokalen Mätzchen und seiner markanten, heiseren Reibeisenstimme erobert er das Publikum im Sturm, während Joãozinho seine Percussion-Instrumente so wild bearbeitet, als ob sein Leben davon abhinge, und Lockenkopf Skowa dazu die Gitarre spielt und sich als zweiter Leadsänger mit Nereu die Bälle zuspielt.
Rückblick ins letzte Jahrhundert, sechziger Jahre. Nereu ist in den schwarzen Sambaschulen Rio de Janeiros groß geworden und lernt Fritz Escovão kennen, als beide für eine Tourismusagentur als Musiker auftreten. Fritz setzte sich irgendwann nach São Paulo ab und trifft dort Jahre später Nereu auf der Straße wieder, der als Ensemblemitglied mit einer Sambashow namens "Copacabana Palace" ebenfalls in der Stadt weilt. Ein großes Hallo und dann überzeugt Fritz den alten Freund, ein für alle Mal nach São Paulo überzusiedeln. Beide halten sich mit kleinen Engagements über Wasser, Nereu arbeitete nebenher in einer Brauerei, was ihm dem Beinamen "Gargalo" (Flaschenhals) einbringt. "Der Name ist Schnee von gestern, auch wenn er im aktuellen Album steht", grinst Nereu. "Jetzt bin ich 'o pretinho marron glacé' - der Schwarze mit dem wunderbar kastanienbraunen Glanz."
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