(in Europa erhältliche Titel)
"Costa Negra" (Lusafrica, 2002) |
Tania Libertad unterwegs: www.planete-aurora.com 23.07.04 CH-Nyon, Paleo Festival - www.paleo.ch |
Libertad heißt Freiheit: Eine Sängerin nimmt sich die Freiheit, afroperuanische Gesänge, Boleros und Opernarien zu intonieren - im Zeichen der Versöhnung. Chiclayo liegt weit weg von Lima an der Nordküste Perus. Weit weg von Inkaruinen und Touristenströmen. Braune Ölfelder, fettiges Essen, fast jedes Hotel ein Bordell. "Hola Gringo, was machst du hier?", auf Schritt und Tritt. Nicht nur das. Hier eine Hand, die den Fremden betatschte, dort ein Blick. Er fühlte sich unfrei im weiten, öden Norden des Landes. Nur weg von hier war seine Devise. Nicht nur der Schreiber fühlte sich beengt in der peruanischen Provinz. Auch die Sängerin Tania Libertad wollte weg.
Von Martin Steiner
Tania Libertad stammt aus Zaña, einem Dorf in der Nähe von Chiclayo. Ursprünglich wollten die Spanier dort die Hauptstadt des Landes errichten. Heute ist es ein graues Nest aus Adobeziegeln. Der steife Wind hüllt graue, erdige Kinder in Wolken aus Staub. "Ich besitze ein Foto eines solchen grauen, schmutzigen Kindes ohne Schuhe und mit zerschlissenen Kleidern. Das Kind war ich." In Zaña hörte die kleine Tania Libertad aber nicht nur das Pfeifen des Windes und die traurigen Töne der Flöten der weit entfernten Anden. Zaña war auch der einzige Ort nördlich von Lima, der vor allem von Schwarzen bewohnt wurde. Alle anderen "schwarzen" Dörfer liegen 200 km südlich der Hauptstadt. Die Afrikaner brachten aus ihrer Heimat Trommeln und Gesänge mit, die nichts mit denjenigen der Urbevölkerung und der Spanier gemein hatten. Aber dazu später.
Tania war das Kind der Krankenschwester und des Dorfpolizisten. Ihr Vater war ein Tyrann, stur und ein strammer Kommunist mit einer Vision: Die hieß Freiheit. Und die nahm er sich auch. Er fand sie bei einer Mulattin, die fast gleichzeitig mit seiner Frau ein Mädchen gebar. Die hellhäutige Tochter taufte er Tania Libertad.
Quién dijo que todo está perdido - yo vengo a ofrecer mi corazón Tanta sangre que se llevó el río - yo vengo a ofrecer mi corazón (Fito Paez) Wer sagt, dass alles verloren sei - ich biete mein Herz an Viel Blut hat der Fluss mit sich gerissen - ich biete mein Herz an |
Vor ihrer großen Freiheit mussten das graue Mädchen in den zerschlissenen Kleidern und ihre sieben Brüder in den staubigen Straßen von Zaña ihre ersten Lebenserfahrungen machen. Eine Frau aus den Bergen hätte auf die Kinder aufpassen sollen. Stattdessen wies sie die Kinder an, die Straßen nach Zigarettenkippen abzusuchen, damit sie etwas zu rauchen hatte. Ansonsten war das Dorf ein einziger schmutziger Spielplatz. Das war ihr Leben, mehr musste Tania nicht wissen. "Ich glaubte, dass alle Kinder dieser Welt ohne Schuhe herum rannten und wusste nicht, dass die Welt auch grün und nicht nur grau war." Eines allerdings hatte das kleine Mädchen schon früh entdeckt: ihre Stimme.
Diese Stimme fing schon früh an, ihr Leben und dasjenige ihrer Eltern zu bestimmen. Mit sechzehn war sie bereits eine bekannte Sängerin und zog mit ihrer Familie nach Lima. Dort studierte sie auf Geheiß ihrer Eltern Fischereiingenieurin. Bald folgten erste Schallplattenaufnahmen. Ganz wohl fühlte sie sich jedoch nie dabei. "Alle wollten, dass ich für sie singe, meine Eltern und politische Parteien aller Schattierungen." Mit 21 Jahren folgte Tania Libertad dem Ruf ihres Namens, den sie schon in die Wiege gelegt bekommen hatte. Sie begab sich nach Kuba, sang dort mit den Sängern der Nueva Trova, dem Orquesta Aragón und mit Omara Portuondo. 1978 reiste sie nach Mexiko, wo ihre Karriere als eine der vielseitigsten Sängerinnen Lateinamerikas ihren Lauf nahm und wo sie noch immer lebt. Bis heute hat die kleine, zierliche Sängerin über dreißig Alben von Boleros, Rumbas über Corridos und Rock, bis hin zu Opernarien aufgenommen.
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