Von Thomas Rothschild
Tipp: New Orleans Jazz & Heritage Festival Alljährlich lädt New Orleans Ende April zu einem der wohl größten Musikfestivals der Welt ein. Sieben Tage lang gibt es von vormittags bis abends Cajun, Zydeco, Blues, Rock, Jazz und Artverwandtes auf einem Dutzend Bühnen. Bei den rund 400 (!!!) Konzerten traten in diesem Jahr u.a. auf: Buckwheat Zydeco, Dr. John, Santana, Corey Harris, Olu Dara, Chris Smither Steve Winwood, Emmylou Harris, Bonnie Raitt, Lenny Kravitz, die Dixie Chics, die Neville Brothers, B.B. King, Dave Brubeck, Hugh Masekela und, und, und ... Infos unter: www.nojazzfest.com |
Wenn das Flugzeug zur Landung ansetzt, ist weit und breit nichts zu sehen, das wie eine Großstadt aussähe. Unten nichts als von Wasserflächen durchsetztes Flachland, gespenstische Autobahnen, schnurgerade übers Wasser hinweg, aber keine Häuser, nirgends jene Wolkenkratzer, die überall in den USA ein Downtown signalisieren. Sollte New Orleans bloß eine Legende sein wie all die Geschichten, die man sich vom Jazz erzählt, der hier geboren wurde?
Doch der Fahrer des Shuttles, der die übermüdeten, aufgekratzten Ankömmlinge zu jedem gewünschten Hotel bringt, erzählt voll Stolz von seiner Heimatstadt, lenkt den Blick auf die berühmten pompösen Grabstätten gleich neben dem Highway, die man oberirdisch errichtet hat, weil sie ansonsten vom Grundwasser gefährdet wären. Und dann tauchen sie plötzlich auf, die noch abzählbaren Hotel- und Banktürme des Business District. Der ist freilich der fadeste Teil der Halbmillionenstadt. Und so liefert denn der Shuttle - ein Mietwagen wäre hier noch überflüssiger als in New York - die meisten Touristen im French Quarter, dem "Vieux Carré" ab.
Das allerdings ist eins der schönsten Wohnviertel in den Vereinigten Staaten und mit keinem anderen zu vergleichen. Der Name ist, jedenfalls was die Architektur betrifft, irreführend. Denn was heute den Reiz des French Quarter ausmacht, sind die Häuser, die Ende des 18. Jahrhunderts, nach zwei verheerenden Bränden, unter spanischer Herrschaft erbaut wurden. Und die erinnern mit ihren die ganze Hausfront gliedernden schmiedeeisernen Balkonverzierungen eher an die iberische Halbinsel als an Frankreich.
Mediterran ist auch das Leben im French Quarter, das die Frage aufwirft, was außer den Sandstränden Florida zur bevorzugten Attraktion macht. Denn warm ist es auch in New Orleans. Zu einer Zeit, zu der man in Deutschland noch die Winterklamotten bereithält, kann man dort bereits im unbeheizten Swimmingpool baden. Nur wer Schwüle gar nicht verträgt, wird am Klima leiden. Wer aber südliches Flair verbinden möchte mit dem Erlebnis einer pulsierenden Stadt, wer lebendige Musik den immergleichen Discos vorzieht, hat mit New Orleans jedenfalls eine bessere Wahl getroffen als mit Miami.
Die Stadt wird ihrem Ruf als Wiege des Jazz nach wie vor und keineswegs nur während des legendären Mardi Gras gerecht, der vor allem Taschendieben einen lustigen Karneval garantiert. Es singt und swingt an allen Ecken des French Quarter. Machen wir uns nichts vor: Nicht immer ist die Qualität von Dixieland und Blues, von Cajun und Zydeco auf dem Niveau, das unsere von CDs verwöhnten Ohren erhoffen. Und ein Besuch in der überfüllten Preservation Hall, vor der sich Abend für Abend geduldige Wartende zu einer Schlange reihen, ist eher ein touristisches, als ein künstlerisches Ereignis. Manchmal sind die tingelnden Amateure auf den Straßen besser als die bestallten Musiker in den Lokalen. Aber wer etwa Big Al Carson zu hören bekommt, der seit Jahren regelmäßig im Funky Pirate in der Bourbon Street und gelegentlich auch in anderen Blueskneipen auftritt, wird seinen Traum von New Orleans bestätigt wähnen. "Big" heißt der Sänger übrigens weniger wegen der Höhe als wegen des Umfangs, der den Flug zu einem Europagastspiel für alle Zeiten verhindern dürfte. Ein paar Schritte vom Funky Pirate entfernt, im Famous Door, gibt es ebenfalls erstklassige, aber sehr laute Musik. Wilson Picketts "Mustang Sally" mit seinem einprägsamen "ride, Sally, ride" dürfte hier die heimliche Hymne sein. Die meisten Musiklokale locken mit der Ankündigung, keinen Eintritt, kein "cover charge" zu erheben. Aber dass das Bier, auch aus der Flasche oder dem Plastikbecher, dann bis zu sechs Dollar kostet, das muss man schon in Kauf nehmen.
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