backUnd ewig lockt der Son

Septeto Santiaguero

Die Enkel des Buena Vista Social Club

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Discographie
(Auswahl)

"Septeto Santiaguero" (Nubenegra, 1997)
"La Pulidora" (Nubenegra, 2000)
"La Chismosa" (Nubenegra, 2001)
"Para los Bailadores" (Nubenegra, 2003)

Septeto Santiaguero unterwegs:
16.07.04 Tettnang, Schlosspark
18.07.04 München, Brunnenhof
20.07.04 Finkenstein, Burgarena
24.07.04 Eltville, Burghoffestspiele

Seit dem Siegeszug der fidelen Rentner vom Buena Vista Social Club rund um den Globus schwappt ziemlich viel musikalischer Schrott von Fidel Castros Insel aufs Festland - wollen doch alle, die je einen Ton gesungen haben oder irgendwann mal eine Gitarre in der Hand hatten, eine Scheibe von Ruhm und Erfolg abhaben. Mit dem Septeto Santiaguero hingegen ist eine junge Musikergeneration angetreten, die ihr Handwerk versteht und dem kubanischen Son der Großväter alle Ehre macht.

Von Suzanne Cords

Chiquitin"Natürlich haben wir davon profitiert, dass der Buena Vista Social Club die traditionellen Rhythmen unserer Heimat bekannt gemacht hat", räumt Fernando Dewar, der Kopf der Truppe, ein. "Aber die Wurzeln unserer Band gehen auch bis ins Jahr 1962 zurück. Damals hieß sie allerdings noch 'Melodías de Ayer' - 'Melodien von gestern'. Ich bin 1991 dazugestoßen, und als innerhalb der Gruppe nach und nach ein kompletter Generationenwechsel stattfand, haben wir uns 1995 in Septeto Santiaguero umbenannt. Doch dem Stil der 'Melodías de Ayer' sind wir immer treu geblieben. Die älteren Musiker waren ebenso unsere Maestros, wie es die Kollegen vom Buena Vista Social Club sind. Wir treten als Schüler in ihre Fußstapfen und führen fort, was sie begonnen haben."

Fernando Deward
Fernando Deward

Und dazu gehört vor allem, die klebrig-süßen Mambos einzumotten und den Son in seiner klassischen Formation neu erstrahlen zu lassen: als Septett. "Das ist die ursprüngliche Besetzung, wie sie um 1926 herum entstand", erzählt Fernando Dewar. Zur Instrumentierung gehören dabei Gitarre, Kontrabass, Tres, die kleine kubanische Schwester der spanischen Gitarre mit drei Doppelsaiten, Trompete, die Claves genannten Klanghölzer, die Bongó und die Rumbakugeln Maracas. "In unserem Fall ist noch eine Conga im Einsatz, die einer der Musiker zusätzlich spielt", sagt der Mittdreißiger. "Ich wollte sie als Tribut an den großen Arsenio Rodríguez dabei haben, der den Son in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der großen Conjunto-Besetzung revolutionierte."

Streifzug durch die Geschichte des Son

Damals war der Son in der Hauptstadt Havanna gerade den Kinderschuhen entwachsen. Seine Wurzeln liegen allerdings nicht in der Großstadt, sondern sie verlieren sich in den kleinen Bergdörfern des Oriente. Es war der Rhythmus des einfachen Volkes, der Bauern und Tagelöhner, die sich nach der Feldarbeit bei Musik und Tanz von den harten Strapazen des Tages erholen wollten. In den Städten wurde der Son durch Straßenmusiker und Wanderarbeiter populär, die von Ort zu Ort zogen, um sich ihr Brot zu verdienen. Das Leben auf der Landstraße forderte leichte und handliche Instrumente, so dass die Musiker zunächst nur die Tres, Bongó, Maracas oder den Güíro (ein getrockneter Kürbis mit eingeritzten Rillen, den man mit einem Holzstab traktiert) sowie die Claves im Gepäck hatten. Als Bass wurde Septeto Santiaguero 2004am Anfang oft eine Botija verwendet, ein mit Wasser gefüllter Tonkrug, in den durch ein Loch auf der Seite Luft geblasen wurde. Manchmal kam auch das Marímbula zum Einsatz, eine Art Fingerklavier. Kurz: Man spielte einfach mit dem, was man gerade zur Hand hatte. Als Standard-Son-Besetzung setzte sich zunächst das Trio mit Gesang, Tres und zwei Percussionsinstrumenten durch, allen voran das Trio Matamoros.

Bevor der Son jedoch in die Salons der feinen Gesellschaft einzog, galt er als obszön und sittenlos und war zeitweise sogar verboten. Noch 1917 meldete eine Zeitung in dem Städtchen Cienfuegos: "Die Polizei nahm eine Gruppe von Frauen fest, die auf skandalöse Weise in der Calle Arango den Son tanzte."

Wenige Jahre später erlebte der Son in Havanna seine erste Hochblüte, nicht zuletzt durch die Einführung eines Massenmediums im Jahre 1922, dem Radio. Er avancierte zum beliebtesten Musik- und Tanz-Stil; und so reichte die bescheidene Trio-Besetzung nicht mehr aus, um die immer größer werdenden Tanzlokale bis in die letzte Ecke zu beschallen. Es entstand das klassische Septeto mit mehr Instrumenten.


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im Folker! 4/2004