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Doppelbock: "Hudi und anderi |
unterwegs: 02.-04.07.04 Rudolfstadt, tff - ![]() |
"Purismus mit Sirup" taufte Anton Bruhin eines seiner Palindrome (Spiegelgedichte). Damit wird er wohl kaum die Projekte Doppelbock und eCHo gemeint haben, deren Musik er mit seinem Maultrommelspiel bereichert. Ziel dieser Musikprojekte ist es viel mehr, den Sirup aus der Volksmusik herauszufiltern und zu einem süffigen Cocktail zu mixen.
Von Martin Steiner
"Die meisten von uns wissen mehr über bengalische Akkordeonisten oder chinesische Kniegeigerinnen als über Ethno aus der Schweiz", widerfuhr es einem Journalisten des Zürcher Tages-Anzeiger vor einiger Zeit, als er eine CD der Gruppe eCHo zu hören bekam. Fürwahr, Schweizer Volksmusik hat in der Schweiz vor allem bei den Jungen einen schlechten Ruf.
Dieser ist nicht ganz unbegründet. Immer noch wird
die Volksmusik etwa von rechtspopulistischen Kreisen für ihre Sache
beansprucht. Daneben kämpfen Traditionalisten dafür, dass Volksmusik
ausschließlich ins Heimatmuseum gehört. Wer es wagt, textlich
oder musikalisch neue Wege zu beschreiten, wird geschmäht. Wie in
Deutschland und Österreich tragen auch die volkstümlichen Rundfunk-
und Fernsehsendungen im Stile von "Musikantenstadl" kaum dazu bei, den Ruf
der Volksmusik zu verbessern.
Fast unerkannt vom großen Publikum hat sich in Kleintheatern und Clubs eine kleine Szene entwickelt, die ein ganz anderes Volksmusikverständnis an den Tag legt. Doppelbock, gegründet vom Multi-Instrumentalisten Dide Marfurt, ist eine dieser Gruppen. Marfurt verfolgt mit dem Projekt Doppelbock verschiedene Ziele. Zum einen hat er alte, verschollene Tänze entdeckt, die er vor dem Vergessen bewahren möchte. Zum andern macht es ihm ungemein Freude, diese alten Stücke "liebevoll zu pflegen und in den Kontext der Zeit hinüber zu retten". Wichtig ist ihm dabei die Spontaneität, die Möglichkeit, immer wieder Neues zu schaffen. "Das Herunterleiern eines immergleichen Repertoires ist nicht unsere Sache."
Nicht
ihr Ding sind auch Scheuklappen. Gewisse Kreise wollen es zwar nicht wahrhaben:
doch die Schweizer Volksmusik ist nicht frei von äußeren
Einflüssen entstanden. So werfen die Musikerinnen und Musiker von Doppelbock
gerne einen Blick über die Grenze und entdecken dort neue Klänge
und Instrumente, die gar nicht immer so fremd von den einheimischen sind.
Das "Zugerörgeli" des Akkordeonisten Thomy Erb etwa wurde in Italien
gebaut und tönt zuweilen nach Cajun oder Musette. Das Instrument ist
die chromatische Variante des "Schwyzerörgeli" und erlaubt Töne,
die Volksmusikpuristen zuweilen einen Schauer des Entsetzens in die Glieder
jagt.
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