Es gibt CDs und spezielle CD-Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können und die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als z.B. eine ordinäre Kompilation. In diesem Heft schreibt Christoph Wagner über das
(Auswahl):
"The Secret Museum of Mankind - |
"Weltmusik" gibt es nicht erst, seit sich die Plattenindustrie 1984 aus Marketinggründen auf den Begriff verständigt hat. Schon zu Beginn der Schallplatten-Ära wurden Schellackaufnahmen mit Musikern aus Asien, Afrika, Lateinamerika und der Karibik gemacht. Durch den aktuellen World-Music-Boom erhalten diese frühen Aufnahmen neue Aktualität. Viele der alten Einspielungen werden derzeit wieder entdeckt und auf CDs neu veröffentlicht.
Die Erfindung der Schellackplatte und des Grammophons durch Emile Berliner Ende des 19. Jahrhunderts bildete den Startschuss für einen Wettlauf um die Märkte der Welt. Da die jungen Unternehmen der neuen Phonobranche damals immer sowohl Schallplatten als auch Abspielgeräte herstellten, entstand innerhalb kürzester Zeit ein enormer Bedarf an Musik aus allen Teilen der Welt, die in Schellack gepresst als Kaufanreiz für Grammophone diente. Die Hersteller hatten die Erfahrung gemacht, dass Grammophone nur dann gekauft wurden, wenn es ein attraktives Schallplattenangebot gab mit Musikstilen, die vor Ort populär waren. Diese Einsicht setzte einen Pulk von Aufnahmeteams in Bewegung, die nun rund um den Globus reisten, um mit lokalen Musikern Einspielungen zu machen.
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Die "recording trips" nach Übersee gingen selten reibungslos über die Bühne. Fremde Sprachen und Gebräuche, andere Mentalitäten und Gepflogenheiten, extremes Klima, politische Wirren sowie Transportprobleme konnten die Aufnahmeexkursionen zu einem Alptraum werden lassen. Starke Nerven waren gefragt, um das Plansoll zu erfüllen. 1903 telegrafierte ein Toningenieur von Shanghai nach Hause: "Die ersten zehn Aufnahmen sind geschnitten. Die sogenannte Musik der 15 Chinesen ist ein einziges Krachen und Knallen. Das Getöse hat meinen Verstand derart gelähmt, dass ich kaum noch denken kann."
Neben der englischen Grammophone Company und dem amerikanischen Victor-Label war die deutsche Firma Odeon aus Berlin einer der Hauptakteure auf dem neuen internationalen Fonomarkt. Zuerst hatte sich die Firma auf Klassik- und Opernveröffentlichungen spezialisiert, aber bald schon ihr Augenmerk auf die Musik außerhalb Europas gerichtet. Noch im Gründungsjahr des Unternehmens wurden Aufnahmereisen nach Nordafrika, Griechenland und in die Türkei unternommen, an die sich binnen kurzem weitere Musik-Expeditionen anschlossen. Mit den Aufnahmen, die dabei gemacht wurden, begann sich der Odeon-Katalog rasch zu füllen. 1906 enthielt er schon 11000 Titel mit außereuropäischer Musik. Im Unterschied zur Konkurrenz, die ein weltweites Netz von Niederlassungen betrieb, operierte Odeon auf direktere Art. Repräsentanten vor Ort wurden von der Firma rekrutiert, denen viel Eigenverantwortung zugestanden wurde. Von der Auswahl der Künstler bis zur Verkaufsorganisation bestimmten sie alles selbst. Erst wenn eine Aufnahmesession komplett arrangiert war, machte sich ein Ingenieur aus Berlin mit den Aufnahmegeräten auf den Weg, um die Musik in bestmöglicher Qualität in Wachs zu ritzen. Danach wurden die Matrizen - oft mit Eisblöcken gekühlt - ins Presswerk nach Berlin verschifft, um die Schellacks später zum Verkauf wieder in ihr Ursprungsland zurückzuschaffen. Die Praxis zeitigte Früchte. Ende der 1920er verkaufte Odeon jährlich ca. 800.000 Platten nach China, 700.000 nach Indien, 400.000 nach Malaysia, 300.000 in die Türkei und 250.000 nach Ägypten. Der Markt boomte.
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