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Aktuelle CDs (s. Rezensionen in Folker! Heft 2/2004): "Walking Without A Net" (Doppel-Live-CD, Cooking Vinyl, 2003) "Billie's Bones" (Cooking Vinyl, 2004)
Wiederveröffentlichungen
Außerdem: |
"Die ersten beiden Jahre hältst du am besten deinen Mund, denn du hast keine Ahnung, wo du bist. In den nächsten zwei Jahren beschränke dich im Gespräch auf ein ich verstehe, was du meinst'. Im fünften Jahr kannst du dann sagen, was du willst. Dann gehörst du dazu." Das ist der Rat, den Janis Ian als "Neuankömmling" in Nashville bekam, als sie 1988 in die "Music City USA" zog. Das mag für eine lesbische Musikerin überraschend sein, ausgerechnet mitten im konservativen amerikanischen Bibelgürtel zu leben (im vergangenen Jahr hat sie ihre langjährige Lebensgefährtin Patricia Snyder in Kanada geheiratet). Doch die Musikszene bietet ihr ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das sie an die frühen Jahre in New Yorks Künstlerviertel Greenwich Village erinnere, sagt sie. "Es ist der erste Platz, an dem ich mich zu Hause fühlte." Cooking Vinyl hat jetzt nicht nur zwei neue CDs von Janis Ian herausgebracht, sondern auch den Großteil ihres Back-Katalogs.
Von Michael Kleff
Seit über 40 Jahren ist Janis Ian im Geschäft. Im zarten Alter von 15 Jahren hatte sie ihren ersten Hit: "Society's Child". Mit dem Song löste sie landesweit in den USA kontroverse Diskussionen über Rassendiskriminierung aus. Geht es in dem Lied doch um die Schwierigkeiten einer schwarz-weißen Teenagerliebe in den frühen sechziger Jahren. Damit stellte die junge Singer/Songwriterin den amerikanischen Sitten- und Moralkodex in Frage. Wenn man bedenkt, dass rein formal in Alabama Mischehen noch bis vor vier Jahren gegen das Gesetz verstießen, weiß man, an welchem Tabu Janis Ian damals rüttelte und in welchem Zustand die USA noch heute sind. Die meisten Radiostationen verbannten daher Ians Song zunächst aus dem Äther. Leonard Bernstein (!) ist es zu verdanken, dass "Society's Child" heute ein Klassiker ist. Ihm gefiel das Lied und er ließ die blutjunge Sängerin in seiner damaligen Fernsehshow auftreten. Das öffnete die Türen und legte den Grundstein für ihren ersten großen Erfolg.
Als Janis Eddy Fink wurde die Künstlerin am 7. April 1951 auf einer Hühnerfarm in New Jersey geboren, wo ihre Eltern zunächst arbeiteten. Ihre Großeltern waren von Europa als Flüchtlinge in die USA gekommen. Ihre Karriere sieht die Künstlerin als klassisches Beispiel für die Verwirklichung des "American Dream". "Ich war die erste in unserer Familie, die ein Haus besaß", erinnert sich Janis Ian. Nachdem ihr Vater Musiklehrer geworden war, bekam das junge Mädchen sehr früh Unterricht und spielte recht gut Piano. Mit zwölf Jahren schrieb sie ihre ersten Songs, die in dem engagierten Songmagazin "Broadside" veröffentlicht wurden, das auch Bob Dylans erste Texte abdruckte. Schon damals bezeichnete sie Edith Piaf, Billie Holiday und Odetta als ihre Vorbilder. Kurz nachdem sie an die Manhattan High School Of Music gegangen war, änderte sie ihren Namen und nannte sich Ian nach ihrem Bruder. Auf dem Weg zum Erfolg musste sie jedoch so manches Hindernis überwinden. Geholfen hat ihr in den ersten Jahren die Gemeinschaft der New Yorker Kunstszene, wo sich alle untereinander kannten. "Es gab ja auch nur fünf oder sechs Plätze, an denen man sich traf", sagt Janis Ian. "Die Flughäfen waren früher kleiner. Dort habe ich immer Dutzende von Leuten getroffen. Die Festivals waren kleiner, vielleicht gerade einmal bis zu zwölf Acts an einem Tag. Du hattest 20 Minuten, gleichgültig ob du Janis Joplin warst oder Joe Soundso." So lernte Janis Ian schon früh Musikerinnen und Musiker wie Joplin, Jimi Hendrix, Junior Walker oder B.B. King aus nächster Nähe kennen. "Man hat sie einfach so getroffen. Und du konntest - ich war schließlich gerade einmal 13, 14 Jahre alt - viel von ihnen lernen. Du bekamst ein Gefühl für eine Gemeinschaft, verbunden mit Professionalität, die ich heute, bis auf Nashville, nirgendwo mehr finde."
Künstlerinnen und Künstler, die Songs von Janis Ian aufgenommen haben:
Chet Atkins |
Ihre 1967 erschienene LP "Janis Ian" bescherte dem Teenager die erste Grammy-Nominierung. Kurz darauf schmiss sie die Schule und widmete sich ganz der Musik - mit künstlerischem wie kommerziellem Erfolg. Doch weder das noch die New Yorker Szene konnten verhindern, dass Janis Ian angesichts von Beschimpfungen und Drohungen wegen ihrer engagierten und kritischen Texte - es gab Gegenden in den USA, wo sie nicht auftreten konnte - als 18-Jährige dem Musikgeschäft erst einmal den Rücken kehrte. Diesen Rückzug machte sie allerdings nach dem Ende ihrer (kurzen) Ehe mit dem Fotojournalisten Peter Cunnigham rückgängig. Sie zog zu Beginn der 70er Jahre nach Kalifornien und begann, auch für andere Sängerinnen und Sänger zu schreiben. Darunter Roberta Flack, die 1973 mit "Jesse", einem Song über einen vermissten Vietnamkriegs-Veteranen, einen Hit landete. Damit stellte sie endgültig ihre Qualitäten als Songwriterin unter Beweis. "Jeder dachte Society's Child' war eine Eintagsfliege und mit Jesse' bewies ich das Gegenteil."
Der große Erfolg von "Jesse" brachte Janis Ian einen Vertrag mit Columbia Records ein. Mit ihrem 1976 erschienenen Album "Between The Lines" wurde sie für fünf Grammys nominiert (von denen sie zwei auch bekam). Das hatte keine Künstlerin je zuvor geschafft. Das bekannteste Lied des Albums war "At Seventeen", ein Song über die Hoffnungen und Ängste einer Generation, den die Musikerin selber als das Lied ihrer Karriere bezeichnet.
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