backAbenteuerreise durch die Musik der US-amerikanischen Arbeiterbewegung

Stimmen der Unzufriedenheit

Von Bucky Halker

go! www.buckyhalker.com
Discographie
(Auswahl):

"Passion Politics Love"
      (Brambus Records, 1997 )
"Don't Want Your Millions"
      (Brambus Records, 1999)
"Welcome to Labor Land"
      (Brambus Records, 2003)

Bucky Halker &
The Complete Unknowns
unterwegs:

01.05.04 CH-Stäfa, Rössli,
      nachmittags
01.05.04 CH-Bern, Mahogany-Hall
03.05.04 Wuppertal,
      University Music conservatory
04.05.04 Tübingen,
      Dt.-Amerikanisches Institut
05.05.04 CH-Feuerthalen, Dolder 2
06.05.04 Nürnberg,
      Dt.-Amerikanisches Institut
07.05.04 Frankfurt, Blues & Beyond
08.05.04 CH-Schwarzenegg,
      Dream Valley Saloon
09.05.04 Stuttgart, Laboratorium
12.05.04 CH-Chur, Werkstatt
14.05.04 CH-Huttwil,
      City-Club/Alte Mühle
15.05.04 Koblenz,
      Country Music Club, Ort tba

In diesen Wochen tourt mit Bucky Halker ein Künstler durch die Schweiz und durch Deutschland, der nicht nur als Songwriter und Musiker einen tiefen Einblick in die Geschichte der Musik der US-amerikanischen Arbeiterbewegung geben kann. Der promovierte Historiker aus Chicago, Illinois, widmet sich auf seinen beiden letzten CDs "Don't Want Your Millions" und "Welcome To Labor Land" ganz der amerikanischen Geschichte, beginnend in der Zeit um 1865, als Chicago zum Zentrum der industriellen Revolution wurde. Halker hat für diese beiden Alben einige bislang noch nie aufgenommene Songs aus den Anfangsjahren des letzten Jahrhunderts eingespielt. Das Repertoire reicht von klassischen Bluesthemen eines J.B. Lenoir bis hin zu den Liedern von Woody Guthrie und Eigenkompositionen. Im Mittelpunkt stehen das Los entwurzelter Menschen, rastlose Charaktere auf der Suche nach einem erfüllten Leben und der ständige Kampf um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Zu diesem Thema hat Bucky Halker auch ein Buch veröffentlicht: "For Democracy, Workers, and God: Labor Song-Poems and Labor Protest, 1865-1895". Natürlich hat Halker, der in diesem Jahr 50 Jahre alt wird, auch die Beatles, Jimi Hendrix und Janis Joplin gehört. Doch zu seinen wahren "Freunden" gehören andere Namen und andere Songs, wie er in seinem Essay für den Folker! schreibt.

Leadbellys "Bourgeois Blues" ist der Song, der mich am längsten begleitet. Dank sei dem Herrn für Öffentliche Bibliotheken und Folkways Records (heute Smithsonian/Folkways, Anm.d.Red.). Meine Teenager-Liebe für Musik führte mich zur Schallplattenabteilung der Vaughn Bücherei in Ashland, Wisconsin. Dort saß Leadbelly auf Vinyl und sang den "Bourgeois Blues" mit 33 1/3 Umdrehungen. In dem Lied geht es um die Schwierigkeiten, die Huddie Ledbetter hatte, als Schwarzer in Washington einen Übernachtungsplatz zu finden. Eine geschickte Attacke auf die Rassentrennung im klassischen 12-Takt-Grundschema. Der Song wurde einer meiner Lieblinge, den ich heute noch singe. Und ich weiß genau, warum mich dieses Lied gepackt hat. Natürlich war Rassentrennung bescheuert, das war selbst mir als 15-Jährigem schon klar. Ich teilte jedoch auch Leadbellys scharfsinniges Gefühl für die Absurdität und die Ungerechtigkeit von Regeln, die von denen da oben aufgestellt werden, um die da Bucky Halkerunten unten zu halten. Der Status quo ist nichts anderes als ein Powertrip, der einigen Leuten erlaubt, sich größer als andere zu fühlen, weil sie die Möglichkeit besitzen, andere nach Lust und Laune zu unterdrücken. Wow, dachte ich mir! Noch jemand anders auf diesem Planeten hat erkannt, wie die Welt regiert wird. Wir hatten einen Schuldirektor, der uns verbot, Jeans zu tragen, und einen Football-Trainer, der uns vorschrieb, wie kurz wir unsere Haare zu schneiden hatten. Da wohnte am Ende der Straße ein betrunkener Typ, der seine Frau schlug. Es gab tägliche Angriffe auf die NAACP (eine gemäßigte Vereinigung von Schwarzen zur Bekämpfung der Rassentrennung, Anm.d.Red.), sie sei kommunistisch unterwandert. Und meine Freundin musste für weniger als den Mindeststundenlohn von $ 1.60 Hotdogs im Drive-In umdrehen. Hmmm. "Got the bourgeoius blues, gonna spread the news all around".

Lebensläufe im Kleingedruckten der Weltgeschichte

Leute wie Leadbelly wurden meine Helden. Natürlich verehrte ich auch Jimi Hendrix, die Beatles und Janis Joplin. Schließlich war ich ein Teenager wie jeder andere auch - mit Pickeln und Hormonen, einer Vorliebe für Autos und Stars. Bucky HalkerAber jemand wie Leadbelly, das war irgendwie was Echtes. Denk' mal darüber nach! Da wächst ein schwarzer Mann aus dem tiefen Süden des Landes zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter den Bedingungen der Rassentrennung auf. Er hatte eine schwere Zeit im Gefängnis, wo er sich das Gitarrenspielen beibrachte. Dabei saugte er Musik auf, wann immer er welche hören konnte. Er nutzte sein Können, um schließlich aus dem Gefängnis herauszukommen, seinen Weg nach New York City zu finden, wo er den Respekt seiner Musikerkollegen erwarb und einige historische Aufnahmen für Folkways Records einspielte. Liebe Lehrer! Hört auf, mir von Horatio Alger und Andrew Carnegie zu erzählen. Erzählt mir etwas von Leadbelly. Dieser Mann hat es zu etwas gebracht. Er ist der wahre "John Doe-Jedermann".


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der Unzufriedenheit
im Folker! 3/2004