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"Ich mache heute all das, was ich als 20-jähriger Musiker auf keinen Fall machen wollte. Sei es die Organisation von Festivals und Tourneen oder die Produktion von CDs. Und dann das ganze Geschäftliche, Buchführung etc. Ich habe immer gedacht: Das ist doch 'ne Scheißarbeit. Das willst du nie machen.'" Heute, rund 30 Jahre später, macht er all das und noch viel mehr. Name: Peter Finger - Unternehmen: Acoustic Music Records - Standort: Osnabrück. Ja richtig, da, wo laut Sternumfrage, die Menschen überwiegend glücklich sind. Labelchef Peter Finger zumindest beweist seit gut 15 Jahren ein glückliches Händchen.
Von Rolf Beydemüller
An sich sollte es nur so ein kleines Geschäft "nebenher" werden und der Versuch, etwas "Konkretes" zu schaffen. 15 Jahre "on tour" hatten zu ersten Ermüdungserscheinungen geführt, und nach vielen guten Jahren begann Ende der 80er Jahre eine Zeit der Dürre für akustische Gitarrenmusik. Die Menschen begeisterten sich zunehmend für die "Neuen Medien", musikalisch aktuell war gerade die Neue Deutsche Welle. Darüber hinaus wurden Künstler durch Änderungen im GEMA-Verteilungsplan in ihren Einnahmen stark beschnitten.
Von vielen Seiten eher mitleidig belächelt gründete der "arme Spinner" 1988/89 Verlag und Label, um Gitarrenmusik aufzunehmen und zu verkaufen. Peters großes Vorbild war Stefan Grossmann. Der war sein erster Produzent und brachte Aufnahmen des damals 19-Jährigen in Amerika heraus. Vertrieb per Mailorder, drei bis vier CDs pro Jahr sollten es sein. Er wollte Freunde anrufen und sagen: "Hört mal, wollt ihr nicht bei mir ..." Zu dieser Zeit gab es nicht viel Vergleichbares. Ein nicht unerheblicher Druck lastete auf dem jungen Unternehmen. Peter wollte etwas richtig Gutes machen, natürlich auch, um vor den Kollegen nicht dumm dazustehen. Alles musste von der Pike auf erlernt werden, ohne jede Hilfe. Bereits nach Erscheinen der ersten Platte wurde er mit Anfragen von Gitarristen überschüttet. Der Verkauf per Mailorder erwies sich schon bald als goldrichtig. Die langen Ketten über Vertriebe und desinteressierte Außendienste hin zum Endverbraucher sind ja auch heute nicht selten Rohrkrepierer, weil sich niemand wirklich für das Produkt engagiert.
Ein nicht unerhebliches Problem, damals wie heute, ist das Fehlen einer eigenen Kategorie "Gitarrenmusik". Im Handel wird man sie am ehesten in den Rubriken "Pop", "Folk", "New Age" oder "Jazz" finden - mit anderen Worten: meist gar nicht.
Wo es mit dem Label hingehen sollte, war nie so recht klar. Erst mal ging es um den Vertrieb der eigenen Musik. Jacques Stotzem und Tim Sparks waren die ersten Gäste. Gitarristen, die viel unterwegs waren und gleichzeitig gute Werbung für das neue Label machten. Durch vielfältige Kontakte entstand schnell eine Art Gitarristennetzwerk. Peppino D'Agostino z.B., ein italienischer Steelstring-Gitarrist mit Wohnsitz in Kalifornien, lernte Peter bei einem Konzert in Turin kennen. Es entstand die Idee gemeinsamer Tourneeprojekte. Peppino organisierte das in den Staaten - Peter hier. Ein sehr fruchtbarer Austausch kam zustande, Gegenseitiges miteinander in Kontakt bringen. Als nahezu unbekannter Solist in den Staaten an Konzerte zu kommen, war ungeheuer schwer, in Asien aussichtslos. Also suchte man sich immer jemanden, der im entsprechenden Land bekannt war und über hinlängliches Organisationstalent verfügte. Mittlerweile existieren beste Kontakte nach Japan, Italien, in die USA und auch nach Ungarn.
Ein Verlag dient der Rechteverwaltung. Damit wird das Geld verdient. Am Anfang stand die Idee, CDs auf den Markt zu bringen, die Peter persönlich begeisterten. Solange die Gewinne aus dem Verlag ein solches Unterfangen ermöglichten, sollte es egal sein, ob sie etwas abwerfen oder nicht. Moderne Steelstring-Gitarrenmusik sollte es sein. Gerne auch Avantgardistisches. Diesem Lustprinzip ist er bis heute ziemlich treu geblieben. Es hat Preise gegeben für Aufnahmen, die ihm nicht besonders wichtig schienen. Und Megaflops mit Projekten, die ihm ganz besonders am Herzen lagen. AMR sollte, ähnlich wie das große Vorbild ECM, Inbegriff eines ganz speziellen klanglichen und ästhetischen Konzeptes werden. Darüber hinaus eine Art Heimat und Familie für alle Gitarristen. Hier sollten sie Unterstützung und das nötige Know-how finden.
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