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"Raoui" (Wrasse Records, 2000) |
Souad Massi unterwegs: 25.05.04 Nürnberg, Tafelhalle 26.05.04 Freiburg, Jazzhaus 27.05.04 Hamburg, Fabrik 01.06.04 Frankfurt/M., Alte Oper |
Ein Quentchen andalusischer Flamenco, ein Hauch von indischer Filmmusik, eine Prise Rock und Folk, eine Idee französischen Chansons, voilà, und natürlich eine kräftige Dosis arabischer Rhythmen: Auf diesem ungewöhnlich bunten Klangteppich webt Souad Massi ein filigranes Geflecht anrührender Emotionen, getränkt von einer tief empfundenen Traurigkeit. Genau das macht die Musik der Algerierin so unwiderstehlich, so persönlich und so herzergreifend.
Von Suzanne Cords
"Oh, mein Herz, die Wunde wird immer tiefer, oh, mein Herz, wer ist schuld daran?" Oder: "Ich schreie um Hilfe und niemand antwortet": Solche Sätze, geprägt von einer unendlichen Hoffnungslosigkeit, sind in Souad Massis Poesie die Regel. Eigentlich, erzählt sie, hatte sie eine glückliche Kindheit. Zusammen mit ihren fünf Geschwistern wuchs sie behütet in Bab el Oued auf, einem Vorort hoch oben auf den Hügeln über Algier. Ihr Vater war Ingenieur und ihre Mutter hatte für eine arabische Frau erstaunlich liberale Ansichten. Und doch: Dass sie Musikerin werden würde, hätte sich Souad Massi nie erträumt. "Mädchen machen bei uns keine Musik", erklärt sie, "das ist den Jungen und den Männern vorbehalten. Höchstens innerhalb der Familie ist es geduldet, außerhalb wird man schief angeguckt. Es wird erwartet, dass man zuhause bleibt und im Haushalt hilft. Daher wollte ich immer ein Junge sein, ich wollte frei sein." So, wie sie es in dem Lied "Houria" - "Freiheit" beschreibt: "Wände sind um mich herum errichtet worden und ich wurde lebendig begraben Wer weiß, vielleicht kommt der Tag, an dem sich alles ändern wird."
Von Kindesbeinen an hat Souad Massi gegen eine Gesellschaft aufbegehrt, die ihr als Frau viele Rechte verwehrt und das Volk unterdrückt. Es war die Musik, die ihr in ihrer Jugend Hoffnung gab. Jeden Abend lauschte sie den verzerrten und rauschenden Klängen aus dem Äther ihres kleinen Radios. Sie war ganz verrückt nach Wildwestfilmen und der dazugehörigen Country- und Folkmusik. Ihre Geschwister amüsierten sich königlich über den seltsamen Geschmack der kleinen Souad, und ihre Mutter fand, dass die Tochter oft recht wunderlich sei. "Natürlich war es nicht leicht, in Algiers Basaren Platten von amerikanischen Country-Stars zu bekommen", lacht sie. "Aber manchmal hatte ich eben Glück." Und manchmal spielte die begehrte Musik sogar im Radio. Mit einem altersschwachen Recorder nahm Souad Massi dann fleißig Kassetten auf. Bei ihren Radiositzungen verfiel die junge Nordafrikanerin auch dem Rock und dem Flamenco, wobei letzterer in der arabischen Welt sehr beliebt und verbreitet ist. "Nur arabische Musik habe ich abgelehnt, nicht, weil sie mir nicht gefiel, sondern als Zeichen meiner Ablehnung des gesellschaftlichen Systems."
Es war Souads ein Jahr älterer Bruder Hassan, der sich dafür einsetzte, dass seine Schwester Gitarrenunterricht bekam. Er selbst spielte Piano und oft kamen seine Freunde ins Haus, um gemeinsam zu singen und zu spielen. Souad war jedes Mal mit von der Partie und versuchte sich immer wieder an der Gitarre. "Ich hab mir fast die Finger abgebrochen", schmunzelt sie. "Hassan hat mich dann aufgezogen und gesagt: Wozu willst du Unterricht? Du siehst doch, dass das Gitarrespielen was für Jungen ist, genauso wie Autos.'"
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