backUnter dem Schutz des Paten Caetano Veloso

Virginia Rodrigues

Gesangsdiva und Mädchen aus den Slums

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  rodrigues-maresprofundos
Discographie:

"Sol Negro" (Hannibal, 1999)
"Nos" (Hannibal, 2000)
"Mares Profundos"
  (Deutsche Grammophon, 2003)

Virginia Rodrigues unterwegs:
13.03.04 München,
  Carl-Orff-Saal im Gasteig
14.03.04 Mainz, Frankfurter Hof
16.03.04 Berlin, Wintergarten

"Heute kann ich von dem leben, was ich immer machen wollte: Singen!" Im Grunde ist es dies, was die Geschichte der Sängerin Virginia Rodrigues auf den Punkt bringt. Aufgewachsen in den Slums, den Favelas, von Salvador de Bahia, hat die Rodrigues den Sound der Stadt, die Musik der Straße, die Afro-Sambas gleichermaßen wie die katholischen und protestantischen Kirchenlieder, in sich aufgesogen.

Von Carina Prange

Salvador de Bahia ist keine Kleinstadt, sondern, mit zweieinhalb Millionen Einwohnern, eine veritable Metropole am Atlantischen Ozean, entspricht in der Größenordnung Recife, Fortaleza Virginia Rodrigues 2003oder Belo Horizonte. Und nicht zu vergessen: Salvador war - in der Zeit von 1549 bis 1763 - die erste Hauptstadt Brasiliens; hier vermischte sich von Anfang an europäische, afrikanische und westindische Kultur. Ab 1558 gab es hier den ersten Sklavenmarkt der "Neuen Welt" - die Sklaven arbeiteten auf den Zuckerrohrplantagen.

Wie zwei Drittel der Einwohner der Stadt ist auch Virginia Rodrigues selbst Afro-Brasilianerin, ist Nachkomme afrikanischer Sklaven. Die einzige nennenswerte musikalische Ausbildung, die sie genoss, bestand im Singen im Kirchenchor - die Mutter, geborene Katholikin, konvertierte zum Pentecostal-Protestantismus, als Virginia noch ein kleines Mädchen war. Bereits damals musste Virginia zuhause dazuverdienen, brach mit zwölf Jahren die Schulausbildung ab, um sich als Maniküre und Köchin zu verdingen: So war das nun mal, wenn man aus den Slums kam. Und so wäre es auch immer geblieben, wenn es nicht das Schicksal anders gewollt hätte.

Eines Tages nämlich sollte die Olodum Theatre Company beabsichtigen, das Stück "Bye, Bye Pelo" aufzuführen. Die Theatergruppe hatte sich als Ziel gesetzt, auf soziale Missstände in der armen Bevölkerung von Salvador de Bahia hinzuweisen. Für die Besetzung einer Nebenrolle suchten sie folglich eine Frau, die aus dem Volk stammt, sozusagen als Vertreterin ihrer Schicht, und die eine wunderbare, natürliche Gesangsstimme haben musste. Und fanden sie: Virginia Rodrigues erhielt die, ihr wie auf den Leib geschneiderte, Rolle und pflegte gegen Ende der Aufführung mit vollkommener Inbrunst stets den Song "Veronica" zu singen, einen bekannten A-Capella-Gospel-Standard.

Und, was sich Virginia Rodriguez, die inzwischen das 30. Lebensjahr überschritten hatte, nie hätte träumen lassen, wurde Wirklichkeit: Sie wurde, wie man so schön sagt, "entdeckt", und das von niemand anderem als dem brasilianischen Musikstar Caetano Veloso. Auf einen Wink des Theaterchefs hin erschien er bei einer der Vorstellungen - und war zu Tränen gerührt. Veloso beschloss, diese Gesangsstimme der Menschheit zugänglich zu machen, sie ganz groß raus zu bringen, zu produzieren. Das war im Jahre 1997. Es mag wohl eine uneigennützige Entscheidung gewesen sein, aus dem Gefühl heraus, dass gute Stimmen ein Eigenleben führen. Und doch, es wurde eine Lawine losgetreten.

Virginia Rodrigues 2003Gesang ist ihr Leben

Virginia Rodrigues hat inzwischen ihr drittes Album veröffentlicht, in Deutschland erschienen auf Edge Music, dem neu gegründeten Sub-Label der Deutschen Grammophon. "Mares Profundos" betitelt, beinhaltet das Album einen legendären Song-Zyklus von Afro-Sambas der allseits bekannten Komponisten Baden Powell und Vinícius de Moraes. Bereits in Zusammenhang mit ihrem Debüt wurde Virginia Rodrigues weltweit als "die neue Gesangsstimme Brasiliens" gefeiert. Doch was sagt sie selbst dazu? "Ich finde das gut. Auch wenn ich mich nicht dafür halte, und auch die Brasilianer selbst mich nicht dafür halten. Wenn es so wäre, würde ich mehr in Brasilien auftreten. In Wahrheit trete ich aber vor allem in Asien, den USA und Europa auf."

Das hat sicher auch damit zu tun, dass der Prophet im eigenen Lande nichts gilt, mehr noch bedeutet es aber, dass der bei uns gefeierte Gesangsstar in Brasilien ein kaum verändertes Leben führt, was die Aufmerksamkeit der sie umgebenden Menschen betrifft. Ansonsten hat sich für Virginia Rodrigues "alles" verändert: "Ich bin dazu übergegangen, von dem zu leben, was ich mag und was ich immer tun wollte, und das ist die Musik."


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im Folker! 2/2004