"Waiting Around To Die" war einer der ersten Songs von Townes Van Zandt. Wie eine Stimme aus dem Grab verkündete er damit den noch Lebenden Einsichten über den Tod. In dem über 30 Jahre alten Lied erzählt der texanische Singer/Songwriter vom Streunen und Saufen sowie sonstigen Arten, sein Ende zu erwarten - als hätte er es vorausgesehen, dass auch seine letzten Lebensjahre vom Warten auf den Tod überschattet sein würden. Wer Townes Van Zandt auf seinen letzten Deutschlandbesuchen Mitte der neunziger Jahre erlebt hatte, konnte ahnen, dass er krank war. Darauf ließen nicht nur das zerfurchte Gesicht und die hohlen Wangen schließen. Gestorben ist der Amerikaner am Neujahrstag 1997. Auf den Tag genau 44 Jahre nach dem Tod von Hank Williams. Im März wäre Townes Van Zandt 60 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass ist praktisch sein komplettes Werk in jüngster Zeit auch in Deutschland wieder veröffentlicht worden.
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Von Michael Kleff
Wer war dieser Townes Van Zandt, von dem so viele Musiker sagen, wie sehr ihre Arbeit von ihm beeinflusst worden sei - und den doch immer nur wenige kannten? Nicht ohne Grund nannte man den nur 52 Jahre alt gewordenen Songwriter das bestgehütete Geheimnis von Texas. Dort, in Fort Worth, wurde Townes Van Zandt am 7. März 1944 als Sohn einer begüterten Ölfamilie geboren. Von Anfang an musste er im wahrsten Sinne des Wortes ein bewegtes Leben führen: Mit acht Jahren Umzug nach Midland/Texas; vom neunten bis zum 12. Lebensjahr Billings/Montana; dann zwei Jahre in Boulder/Colorado; es folgten ein Jahr Chicago und zwei Jahre Minnesota; dann ging es zurück nach Colorado, bis er als 19-Jähriger schließlich in Houston/Texas landete. Danach begann Townes ganz in der Tradition der Guthries und Kerouacs als Tramp im Land umherzuziehen. Dabei sammelte er die vielen Eindrücke, die er in seinen Lieder oft rätselhaft und verschlüsselt wiedergab. Die Musik von Townes Van Zandt wurzelt im weißen Blues der Appalachen und im schwarzen Blues des Südens der USA. Die ersten musikalischen Einflüsse kamen aus dem Radio, hat er mir einmal vor vielen Jahren erzählt: "Nun, in den ersten zehn, zwölf Jahren hörte ich nur Country - Hank Williams, Lefty Frisell, Booby Helms, Hank Snow, Roy Acuff - alle diese richtigen Old-Time-Country-Leute. In der Ed Sullivan-Show sah ich dann eines Abends Elvis Presley. Von da an gab es für mich nur noch Elvis, Ricky Nelson, Roy Orbison, Johnny Cash und Jerry Lee Lewis. Bis dahin hatte ich selber noch gar nicht gespielt. Dieses Bedürfnis kam erst auf, als ich sah, wie meine Schwester und ihre Freundin Elvis anhimmelten. Ich habe dann angefangen, auf der Gitarre vor allem Elvis- und Ricky-Nelson-Songs so vor mich hinzuklampfen. Das ging eine Zeit lang so, bis ich dann den Blues von Lightnin' Hopkins und The Times They Are A'Changing' von Bob Dylan entdeckte. Ich trat dann in kleinen Folkschuppen auf. Ich dachte mir, wenn die ihre Songs haben, dann kann ich auch meine eigenen schreiben. Und das mache ich seitdem."
Viele der Songs aus der Feder von Townes Van Zandt sind berühmt geworden - doch nicht durch den Verfasser selbst, sondern in den Interpretationen anderer Musiker. Das wunderschöne Liebeslied "If I Needed You" brachten Emmylou Harris und Don Williams 1981 an die Spitze der Charts. Van Zandts Outlaw-Kollegen Willie Nelson und Merle Haggard machten zwei Jahre später "Pancho & Lefty" zum Hit. Dieser Song über zwei Herumtreiber nahm seinen Anfang mit einer Zeile an, die Townes Van Zandt spontan in den Sinn kam: "Living On The Road My Friend". Der Prediger Billy Graham sei eigentlich der Co-Autor dieses Anfang der siebziger Jahre entstandenen Songs, erinnerte sich Townes Van Zandt im Gespräch. Er sei damals zur selben Zeit wie Graham und irgend so ein Guru in Dallas gewesen. Graham hatte, so Townes, eine halbe Million Publikum, der Guru die Hälfte davon und er sieben Säufer aus der Unterstadt. Im Kreis von fünfzig Meilen habe es kein freies Hotel mehr gegeben. Woraufhin er schließlich in einem Schuppen ohne Fernseher und Coke-Automaten gelandet sei. Er habe einfach nur noch schreiben können. Dank Billy Graham, sagte Townes Van Zandt. Ähnlich zufällig sei "If I Needed You" entstanden. "Ich wohnte gerade für eine Zeit bei Guy und Suzanne Clark in Nashville. Ich schlief auf einer Matratze im Hinterzimmer. Eines Nachts träumte ich davon, ein Folksänger zu sein. Im Traum stand ich auf der Bühne und spielte If I Needed You'. Es war ganz real. Ich wachte auf, rollte mich zur Seite, machte das Licht an und griff nach einem Stift. Dann habe ich den Text aufgeschrieben. Es sind drei Strophen und dann wird die erste noch einmal wiederholt. Ich habe ganz schnell geschrieben. Ich konnte mich auch noch ganz genau an den Gitarrenpart erinnern. Dann - bin ich wieder eingeschlafen. Am nächsten Morgen traf ich Guy in der Küche und sagte, Hey Guy, hör dir das an'. Ich nahm meine Gitarre und spielte den Song zum ersten Mal, genauso, wie ich ihn heute noch vortrage. Guy rief nur, Mann, das ist ein großartiger Song. Wo kommt der her? Wer hat ihn geschrieben?' Ich, ich hab´ ihn geschrieben'. Aber wir sind doch zur gleichen Zeit ins Bett gegangen und auch aufgestanden. Wann hast du ihn geschrieben?', warf Guy ein. Im Schlaf', sagte ich. Du machst Scherze'. Nein, wirklich nicht'."
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