backKlänge aus der Märchentruhe

Haugaard & Høirup

Dänische Folkmusik im Duett

go! www.hhduo.dk
Discographie:

Haugaard & Høirup:
"Duo For Violin & Guitar"
  GO-Danish Folkmusik Production, 1999)
"Let's dansk" (Live, Stockfisch,2001)
"Lys" (GO-Danish Folkmusik Production, 2001)
"Om Sommeren"
  (GO-Danish Folkmusik Production, 2003)

Morten A. Høirup:
"Vingarden" (Between Your Ears Prod.,1998)

The American Café Orchestra
(mit Morten A. Høirup):

"The early years" (ORB-Discs, 1999)

Harald Haugaard:
"Haugaard's Great Danish Tunes"
  (Mülirad-Verlag, Zürich; Noten mit CD, 2002)

Haugaard & Høirup unterwegs:
www.nordpool.musik.de
12.03.04 Königswinter, Bungertshof
13.03.04 Solingen, Cobra, mit La Rotta
14.03.04 Düsseldorf, Jazzschmiede
21.04.04 Dinslaken, Canapee
22.04.04 Oldenburg/Old., PFL
23.04.04 Drensteinfurt, Alte Post

Rudolstadt im Juli 2000: Wieder mal regnet's Bindfäden, also ab ins Theater. Irgendetwas wird dort schon laufen ... "Traditional Danish Music" - steht im Programmheft. Noch nie gehört. Geige und Gitarre; na ja, warum nicht, kann man sich doch mal anhören. Entspannt und mäßig neugierig lehne ich mich zurück. Der Vorhang geht auf, da stehen sie: zwei Männer, blond, jung, nett, Instrumente in der Hand. Sie begrüßen uns auf Dänisch und beginnen zu spielen. Töne schweben durch den Raum, kraftvoll, sauber, mit Liebe gespielt. Von der ersten Sekunde an sitze ich wie gebannt in meinem Sessel und lausche. Menuette aus der Zeit von Hans Christian Andersen dringen an mein Ohr. Eine witzige Polka, eine schwermütige Ballade aus alten Tagen, dann rhythmische Klänge - ein selbst komponierter Bärentanz im 7/8-Takt ... Es ist, als ob sich eine Truhe öffnet: Harald Haugaard und Morten Alfred Høirup holen klingende Schätze daraus hervor, erzählen musikalische Märchen, weben ein filigranes Netz aus tausendundeinem Ton und lassen dieses wie einen seidenen Zauberteppich auf uns herabschweben.

Von Andrea Daun

Mit sichtbarer Leichtigkeit zieht Harald Haugaard den Bogen über die Saiten. Streichelt und liebkost sie, kitzelt mit unmerklicher Handbewegung zarteste Töne hervor, dann folgen mit kraftvollem Bogenstrich turbulente Tonkaskaden. Die linke Hand springt hinauf in höchste Lagen, gleitet graziös übers Griffbrett, balanciert über die Saiten wie ein geübter Seiltänzer, der sein Leben lang nie etwas anderes gemacht hat.

Haugaard & HøirupAn Haugaards Seite der Gitarrist Morten Alfred Høirup als ruhender Pol, bodenständig und souverän: Stilistisch frei bewegt er sich zwischen Swing, Bluegrass und Fingerpicking, setzt kräftig zupackend rhythmische Akzente und entlockt seiner Gitarre im nächsten Augenblick lyrische Klänge. Mit seiner weichen und sonoren Stimme überzeugt er auch als Sänger, erzählt traurige Liebesgeschichten, Märchen von Feen und Kobolden.

Liebevoll verweben sich die Töne von Geige und Gitarre ineinander, ein kunstvolles Geflecht aus Klängen, Phantasien und Stimmungen - gewürzt mit lockerer und natürlicher Bühnenpräsenz: Geschichten über alte - und heutige - Volksmusikanten aus Fünen und Jütland, humorvolle Anekdoten, kleine Späße.

Ein Konzert der Spitzenklasse, belohnt mit rauschendem Applaus. Am Ausgang erstehe ich begeistert eine CD von "H&H". Es hat aufgehört zu regnen - und ich wende meine Schritte zielstrebig zur Instrumentenbauer-Gasse des Tanz- und Folkfestivals. Mal sehen, wie viel so eine Geige kostet ...

Paganini der Folkmusik? - "Alles Quatsch!"

Mit gleich zwei "Grammies" zeichnete die dänische Musikpresse 2002 die CD "Lys" (zu deutsch: "Licht") des Duos aus. Zusätzlich wurde Harald Haugaard zum "Instrumentalisten des Jahres" gewählt. "Paganini der Folkmusik" nennt man ihn inzwischen. "Alles Quatsch!", sagt der bescheiden, aber selbstbewusst: "Die Zeitungen brauchen solche Schlagzeilen. Ich bin Harald Haugaard aus Odense in Fünen - und sonst niemand. Manche Leute loben meine Technik, aber wenn sie genauer hinschauen würden, wüssten sie, dass ich verglichen mit wirklich großen Geigern keine Technik habe. Wenn überhaupt, dann zeichnet mich mein Enthusiasmus für Musik und für die Fiddle aus - mit dem Instrument möchte ich mich selbst ausdrücken, meine Geschichten erzählen, Haugaard & Høirupmit dem Publikum eins werden."

Als fünf- oder sechsjähriger Junge griff Harald erstmals zur Geige; der Großvater hatte im Hinterzimmer seiner Dorfkneipe in Harndrup bei Odense einen kleinen Tanzsaal. Freitags packte Opa sein Akkordeon und quetschte drauflos: Walzer, Foxtrott, Polka, Hopsa. Mit neugierigen Augen und wachen Ohren saß der Enkel dabei; was er aufschnappte, kratzte er auf seiner Viertelgeige mit. Wenn er eine Melodie ohne Fehler spielen konnte, gab's vom Opa zehn Kronen Belohnung.


HAUGAARD & HØIRUP
Om Sommeren
(Danish Folk Music Production GO 0203)
11 Tracks, 46:23; CD mit dän./engl. Infos

Das ist nun die vierte CD dieses dänischen Geige- und Gitarre-Duos, und wenn der Titel ("Im Sommer") auch überaus unangenehme Assoziationen an schreckliche Musik der 70er und die brüllende Hitze der vergangenen Sommer erwecken kann - keine Angst, H&H tun's kommod, ihre Musik hat nichts von Mungo Jerry und führt auch nicht zu Schweißausbrüchen, sondern klingt wohlig im Ohr, wie eine Art dänische Antwort auf irisches Suantraí, ganz beruhigend und gelassen stimmend. Der Suantraí-Eindruck mag von der dominierenden Geige herstammen, oder davon dass die Arrangements durchaus etwas Planxty-haftes haben, jedenfalls ist das Ergebnis absolut überzeugend, dänisch und doch wieder ganz allgemein nordseemäßig europäisch. Die Stücke sind meistens übernommen von anderen Spielleuten oder, in den Fällen der wenigen Lieder, von Gewährsleuten wie der Sängerin Ingeborg Munch aus Himmerland. Abgerundet wird diese wunderbare Mischung durch Eigenkompositionen beider Herren. Und während Verlage und Musikproduzenten in Dänemark und international noch an ihrem Beitrag zum Andersen-Jahr 2005 feilen, beginnen H&H schon ein Jahr früher - mit "Hist hvor Vejen slr en bugt", der Vertonung (J.C. Gebauer ) eines Gedichtes, das Dänemarks Nationaldichter mit 24 Jahren schrieb, lange vor den Märchen also.

Gibt's an dieser CD, der besten von Haugaard und Høirup bisher, irgendetwas auszusetzen? Nein. Höchstens, dass die Liedertexte nicht mit abgedruckt sind, aber das ist wirklich alles.

Gabriele Haefs

 


HARALD HAUGAARD
Haugaard's Great Danish Tunes : Traditional and contemporary Danish folk music ; for two fiddles with chords and additional CD ; and Danish, German and English explanations / ed. by Harald Haugaard
Zürich : Mülirad-Verl., 2003
78 S. : mit zahlr. Noten ; mit s/w-Fotos + CD
(Mülirad international Denmark ; 2012)

Harald Haugaard ist ein dänischer Komponist und Violinist der Sonderklasse - vielen bekannt durch seine Mitarbeit bei der Gruppe Dug und als Duopartner von Hoirup. Im Schweizer Mülirad-Verlag legt Haugaard nun die Noten von 22 hinreißenden Geigenduostücken vor. Das Buch ist weniger ein Lehrbuch, sondern eher als Spielbuch für fortgeschrittene Geiger gedacht. Es enthält nichts desto trotz Anleitungen zur Bogentechnik und allgemeine Hinweise zur Spielweise. Aber auch Informationen z.B. über die Herkunft oder Entstehungsgeschichte der jeweiligen Stücke sind auf deutsch, englisch und dänisch den Noten beigegeben. Letztere sind zweistimmig gesetzt und dankenswerterweise sind auch für Gitarristen gleich die Akkorde beigefügt worden, so dass man die Noten auch im Bandumfeld direkt verwenden kann. Natürlich eignen sie sich für jegliche Art von Melodieinstrumenten, nicht nur für zwei Geigen. Wie diese sich anhören, kann man auf der beigelegten CD hören.

"Great Danish Tunes" ist eines jener Bücher, bei denen die beigelegte CD einen erheblichen Mehrwert ausmacht. Die ausdrucksstark und virtuos gespielten Geigenduos beeindrucken in ihrer schlichten Schönheit auch ohne jegliche Zusatzinstrumente und lassen beim Hörer Hochachtung für die Eigenkompositionen des jungen Musikers (sieben der 22 enthaltenen Stücke) aufkommen. Die CD hätte als eigenständige, offizielle Veröffentlichung durchaus Gültigkeit, wären da nicht vor jedem Stück die fürs Mitspielen notwendigen Einzähler. Egal, die Stücke sind nicht nur für Geiger ein Leckerbissen und stellen eine Bereicherung für jedes Instrumental-Repertoire dar.

Ulrich Joosten

 


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im Folker! 2/2004