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Gilles Chabenat

Drehleier-Virtuose zwischen Primitive und Avantgarde

Gilles Chabenat hat keine eigene Website,
einige Informationen sind zu finden unter:
www.amta.com.fr/fr/musiciens/
  musicien.asp?codemusicien=1
www.saintchartier.org/2001/en/
  archives/2000/artistes/chabenat.html
Discographie

mit Les Ecoliers de Saint-Genest:
"Airs Nouveaux pour Danses Anciennes"
  (LP, Ethnic, 1983),
  Wiederveröffentlichung:
  "Danses du Berry - Dances From The Berry"
  (Auvidis Ethnic, 1996)

mit Frédéric Paris:
"Rue de l'oiseau" (Amta, 1987)
"De l'eau et des amandes" (Silex, 1995)

solo:
"Bleu nuit" (Ocora Amta, 1988)
"Mouvement clos" (Buda Musique, 2001)

mit Edouard Papazian:
"Le traité des songes" (Modal, 2002)

Buchtipp:

Chabenat, Gilles: Musique pour vielle à roue
Riom Cédex : AMTA, 1998
135 S. : überw. Noten ; mit Fotos
(Collection AMTA) ISBN 2-9507682-1-0
(Das Buch enthält sämtliche Noten der CDs
"Airs Nouveaux", "Bleu Nuit" und
"De l'eau et des amandes".)

Er zählt zu den Erneuerern der französischen Drehleiermusik. Zweifellos ist er neben Valentin Clastrier einer der wichtigsten Impulsgeber aus einer neuen Generation Drehleierspieler. Musiker wie Gilles Chabenat haben dazu beigetragen, dieses Instrument über die traditionelle Bau- und Spielweise hinaus weiterzuentwickeln und der "Vielle à roue électroacoustique" einen Platz in der modernen, zeitgenössischen Musik zu erobern. Chabenat ist heute ein gefragter Session- und Studiomusiker und wirkte im Laufe der Jahre bei unzähligen Produktionen hochkarätiger Musiker wie Ahmed Ben Dhiab, Raoul Barboza, Gabriel Yacoub und Jean-Jacques Goldman mit. In letzter Zeit jedoch macht der charismatische Franzose wieder verstärkt durch originelle eigene Musikprojekte auf sich aufmerksam.

Von Ulrich Joosten

Hüpfende Hühner und Blaue Nächte

Gilles Chabenat wurde am 4. Oktober 1963 in Lignières geboren und wuchs in Zentralfrankreich auf, im Berry, einer Region, in der die Drehleiertradition noch sehr ausgeprägt ist. Seine Karriere startete der junge Musiker im heimatlichen Folklore- und Traditionsverein "Les Thiaulins de Lignières en Berry". Bereits 1981 spielte er gemeinsam mit drei weiteren Alain Bonnin & Gilles Chabenat 2002Jugendlichen aus der Musikerabteilung des Vereins als "Les Écoliers de Saint-Genest" eine LP mit traditioneller und eigener Bordun-Musik ein, bezeichnenderweise "Airs nouveaux pour des danses anciennes" betitelt (als CD-Wiederveröffentlichung trägt die CD den Titel "Danses du Berry - Dances From The Berry"). Darauf enthalten sind acht eigene Stücke des damals blutjungen Musikers (unter anderem das legendäre Stück "Les Poules Huppées"), die nicht nur seinen Ruf als ausgezeichneter Instrumentalist früh begründeten, sondern auch bereits den genialen Komponisten traditionell inspirierter Instrumentalmusik erkennen ließen.

1979 und 1981 gewann Chabenat mit der Drehleier den Instrumental-Wettbewerb im Bordun-Mekka St.-Chartier, das seit fast drei Jahrzehnten um den französischen Nationalfeiertag 14. Juli herum jährlich Tausende Dudelsack- und Drehleier-Maniacs aus aller Welt in dieses 5.000-Seelen-Dorf nach Zentralfrankreich lockt, zum Festival "Rencontres Internationales de Luthiers et Maîtres Sonneurs".

Anfang der 80er Jahre erlitt Chabenats Karriere zunächst einen bitteren Rückschlag, als es ihm aufgrund einer Knochenwucherung am rechten Arm unmöglich wurde, Drehleier zu spielen. Es folgte eine Operation, und sechs Monate lang durfte er den Arm überhaupt nicht belasten. Er hatte schon angefangen, Keyboard zu lernen, um überhaupt weiter Musik machen zu können. Gilles Chabenat im Olympia 2002Während dieser Zwangspause dachte Chabenat viel darüber nach, wie er die musikalischen Möglichkeiten der Drehleier erweitern und was er darauf spielen könnte, wenn er denn dürfte. Diese mentale Auseinandersetzung mit der Theorie war, so meint er, "letztendlich eine gute Erfahrung. Nach dieser Pause habe ich mich wirklich weiterentwickelt weil ich danach begann, die Drehleier auf andere Art zu spielen."

Als er dann endlich wieder leiern durfte, folgte eine rasante Weiterentwicklung des Musikers. 1987 erschien das Album "Rue de l'Oiseau" von Frédéric Paris, auf dem Chabenat mitwirkte, 1988 dann sein erstes Soloalbum "Bleu Nuit", gefolgt von einer Reihe Studiojobs und einer Verpflichtung als mehr oder weniger fester "Gastmusiker" der korsischen Rockgruppe I Muvrini. "Die Drehleier ist natürlich nur eine Farbe bei I Muvrini", erzählt Chabenat, "aber auf ihrer letzten CD sind eine Menge Drehleierparts zu hören. Ich habe bereits von Anfang an die Leierarrangements für die Gruppe geschrieben und eingespielt und konnte auf diesem Weg das Instrument einem breiteren Publikum bekannt machen. Außerdem hatte ich bei I Muvrini die Möglichkeit, mit internationalen Stars wie Sting zusammenzuarbeiten."

Von der Tradition in die Moderne

Gemeinsam mit seinem ehemaligen Drehleierlehrer und Duopartner, dem Multi-Instrumentalisten Frédéric Paris, nahm Chabenat 1995 das Album "De l'eau et des amandes" auf. Es spricht für den ausgezeichneten Ruf der beiden Musiker, dass sie von der populären französischen Pop-Ikone Jean-Jacques Goldman eingeladen wurden, an der Produktion seiner 2001er CD "Chansons pour les pieds" mitzuwirken. Für das Lied "Tournent les violons" wollte Goldman, so Chabenat, "eine zum Text passende Renaissance-Färbung. Dazu spielte Frédéric Flöte, ich auf der Drehleier, wobei Goldman mir die Freiheit ließ, diese Parts zu arrangieren. Es war für uns eine sehr interessante Stil-Übung."


TRAME (Alain Bonnin & Gilles Chabenat)
Piano et Vielle à Roue
14 Tracks; 46:59
(Eigenverlag, Vertrieb über AMTA)

Auf dem Cover der CD sind zwei Einradfahrer als Schattenriss abgebildet, die sich gegenseitig die Jonglierkeulen zuwerfen. Für solcherlei Kabinettstückchen braucht es traumwandlerisches Verständnis der Akteure, und nichts anderes gilt für Alain Bonnin (Piano) und Gilles Chabenat (elektroakustische Drehleier), die sich gegenseitig die Melodien "zujonglieren".

Zwei kongeniale Komponisten haben sich hier gefunden, die sich auch in ihrer Virtuosität am jeweiligen Instrument in nichts nachstehen. Der Klang von Piano und Drehleier erweist sich als traumhafte Kombination, mit der Chabenat und Bonnin meditative Klangwelten aus komplex "gemalter Musik" entstehen lassen. Wenn man sich auf diese Klänge einlassen und mit seinen Gedankenassoziationen in die musikalischen Bilder eintauchen kann, wird man mit einem wunderbar entspannenden Hörerlebnis belohnt. Die Melodien sind frei und enthalten Jazz-, Folk- und Rockelemente, aber sie folgen immer nachvollziehbar einem "roten Faden". Sie entwickeln sich leicht und spielerisch, mal verträumt arabesken Bögen folgend, mal rockig von kraftvollen, groovenden Piano-Akkorden vorangetrieben. Die Musik ist immer modal, nuancenreich und virtuos auf den Punkt gespielt - und nie langweilig. Dabei verzichten die Musiker völlig auf elektronische Klangeffekte, so wirkt die Leier allein durch die Virtuosität, mit der sie gespielt wird. Die unaufdringlich abgemischte Schnarre und der dynamische, von der Melodieführung fast völlig unabhängige Coup de Poignet wird Drehleier-Fans begeistern.

Ulrich Joosten

Bezugsquelle der Trame-CD:
E-Mail info@amta.com.fr oder E-Mail famdt@district-parthenay.fr

 

TRAME (Alain Bonnin & Gilles Chabenat) - Piano et Vielle à Roue


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