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Eine Erfolgsgeschichte in Krisenzeiten

World Music Network

Weiter wachsendes Interesse an Weltmusik

World Music Network
6 Abbeville Mews
88 Clapham Park Road
London SW4 7BX
UK

World Music Network

Tel.: +44-20-74 98 52 52
Fax: +44-20-74 98 53 53
E-Mail post@worldmusic.net
go! www.worldmusic.net
www.roughguides.com/music

Während das Musikgeschäft allgemein stöhnt, schreibt man in London nicht nur schwarze Zahlen, sondern auch noch das erfolgreichste Geschäftsjahr überhaupt. Clapham Park Road liegt außerhalb des pulsierenden Zentrums von London im Stadtteil Brixton. Der Weg zu einem der wohl bekanntesten Weltmusiklabels ist verschlungen und führt über einen Hof, in dem sich etliche kleine Bürogemeinschaften niedergelassen haben. Beinahe bescheiden haben sich Sandra Alayón-Stanton und Phil Stanton mit ihren Mitarbeitern in einem kleinen zweigeschossigen Büro-Appartement eingerichtet, zwei Zimmer, einige Computer-Arbeitsplätze, eine Teeküche, CD-Regale und unzählige Aktenordner machen schon fast den ganzen Charme von World Music Network aus.

Von Claudia Frenzel

Dieses Jahr feiert World Music Network seinen zehnten Geburtstag und davon haben Sandra Alayón-Stanton und Phil Stanton 1994 sicher noch nicht einmal zu träumen gewagt. Eine richtige Initialzündung für die Gründung gab es eigentlich nicht. Sowohl für Phil Stanton als auch für seine Frau Sandra drehte sich bereits seit langer Zeit alles um Weltmusik. Seit 1989 arbeitete Phil für Riverboot Records, dem heutigen Geschwister-Label von WMN, während Sandra sich für Latin Promotions darum kümmerte, dass die Top Acts der lateinamerikanischen Musikszene in London auftraten, und sie zudem den ersten kolumbianischen Club der Stadt eröffnete. "Es passierte, wie auch bei Riverboot Records, sehr stark aus dem Anliegen heraus, dass wir wollten, dass solche Musik im Radio gespielt wird und dass sie vertrieben wird. Es war in den 80er und 90er Jahren noch nicht üblich, dass man Weltmusik in den Plattenläden kaufen konnte", erzählt Network-Chef Phil. Er selbst hatte nach seiner Rückkehr aus Kenia, wo er einige Zeit als Lehrer gearbeitet hatte, dass Problem, seinen Hunger auf afrikanische Musik nur auf Importumwegen stillen zu können. Nach Gesprächen mit Richard Trillo, der gerade an der Erstauflage des Nachschlage-Klassikers "The Rough Guide to Worldmusic" bastelte, entschloss man sich gemeinsam dazu, die Weltmusik-Literatur auch mit Hörbarem zu bereichern. "So kam mit der Erstauflage des Buches auch die erste Compilation in den Handel und beides war ein großer Erfolg."

Dreißig Veröffentlichungen im Jahr

World Music Network wuchs über die Jahre vom zwei-Personen-Familienbetrieb zu einem kleinen Unternehmen, das heute sechs Mitarbeiter in London, zwei in den USA, einen in Australien sowie PR-Mitarbeiter in Deutschland und Frankreich beschäftigt. Wer im Londoner Team arbeitet, hat klar definierte Aufgaben, aber für Phil steht das große Ganze immer wieder im Mittelpunkt. So gehören regelmäßige Treffen des gesamten Teams zum Pflichtprogramm. "Es ist wichtig, dass jeder weiß, wie der Stand ist, denn jeder von uns hat mit verschiedenen Prozessen zu tun." Während für die einen nach Auswahl der Tracks für die Compilations, Gestaltung der Cover, Verfassen der Texte und Produktion der CD die Arbeit getan ist, beginnt sie für diejenigen erst, die sich um den Vertrieb oder die Pressearbeit kümmern erst.

Inzwischen erscheinen im Jahr 30 verschiedene CDs bei WMN. Die Compilations, die den Großteil der Veröffentlichungen ausmachen, widmen sich den Regionen der Welt, einzelnen Stilen oder Musikrichtungen. In Anlehnung an Richard Trillos Buch können Musikfans abtauchen in die Welt von Asian Underground, Highlife-Musik, kolumbianischem Salsa, afrikanischem Blues, kanadischem Folk, Rai oder fernöstlichen Klängen. "Früher habe ich die meisten Alben noch selbst zusammengestellt", erklärt Phil. "Aber seit vier oder fünf Jahren arbeiten wir mit den Experten auf den jeweiligen Gebieten zusammen. Und den Richtigen hier auszuwählen, ist schon eine der Sachen, wo wir richtig liegen müssen " Die CD "The Rough Guide To Asian Underground" entstand beispielsweise in Zusammenarbeit mit der BBC-Moderatorin DJ Ritu, die die Entwicklung dieser Musik bereits seit ihren Anfängen beobachtet hat und eine der ersten DJanes war, die diese Musik auch im Radio und auf Parties spielte.

DIVERSE
"THE ROUGH GUIDE TO AFRICAN RAP"
(14 Tracks, 66:02; mit Infos)

Dass Afrika mehr als traditionelle Musik, Afrosalsa, oder Kwaito-Musik zu bieten hat, zeigt diese Zusammenstellung. Junge Bands quer über den Kontinent, von denen man vielleicht Pee Fois oder Positive Black Soul aus dem Senegal schon kennt, werden hier vorgestellt. Andere, von denen man sicher noch hören wird, beweisen, dass sich Afrofunk und Afrobeats inzwischen bestens mit HipHop und Rap, egal ob in Englisch, Französisch oder in einer der unzähligen afrikanischen Sprachen, Dialekte und Slangs

Claudia Frenzel

 

THE ROUGH GUIDE TO AFRICAN RAP   


DIVERSE
"THE ROUGH GUIDE TO BOLLYWOOD LEGENDS: LATA MANGESHKAR"
(16 Tracks, 77:01; mit Infos)

Während der Bollywood-Hype in seiner ganzen Breite mit Konzerten, Filmen und Parties Europa nur kurz ergriffen hat, finden CDs mit Bollywood-Musik immer noch willige Käufer. Lata Mangeshkar, die erste Bollywood-Playbackstimme, die auch namentlich erwähnt und unzählige Male gesampelt wurde, hätte natürlich schon viel eher eine Rough Guide Compilation verdient gehabt, allerdings dürfte es auch nicht so einfach gewesen sein, aus der Fülle des Materials eine Auswahl zu treffen. Das Material spannt den Bogen von den 40er Jahren, dem Beginn ihrer Karriere, bis in die 90er Jahre zum Film "Lekin", bei dem auch ihre Schwester Asha Boshle und ihr Bruder Hridaynath als Sänger mitwirkten. Und mit diesem Titel wären wir auch zugleich beim Sahnestück der CD angelangt.

Claudia Frenzel

 

THE ROUGH GUIDE TO BOLLYWOOD LEGENDS: LATA MANGESHKAR   


DIVERSE
"THE ROUGH GUIDE TO THE MUSIC OF MOROCCO"
(11 Tracks, 71:16; mit Infos)

In 1001 Nacht entführt uns die Compilation mit traditioneller Musik aus Marokko. Berbermusik, spirituelle Klänge und Gnawa-Musik stehen im Mittelpunkt. Neben Künstlern wie Emil Zrihan oder der Frauenband Bnet Marrakech zeigt aber auch diese Ausgabe der Reihe "The Rough Guide To ...", wie Alt und Neu zu einer spannenden Symbiose zusammenfinden. Bei dem Stück "Hijra" treffen traditionelle Gnawa-Klänge auf moderne Beats des marokkanischstämmigen Londoner DJs U-Chef.

Claudia Frenzel

 

THE ROUGH GUIDE TO THE MUSIC OF MOROCCO   


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