Es gibt CDs und speziell CD-Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Bei ambitionierten Konzepten greift das simple "Daumen rauf oder Daumen runter" einfach zu kurz. Gerade in einer Zeit, wo Tonträger preiswert produziert werden können und die Menge der Veröffentlichungen inflationär ist, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Andererseits müssen sich solche engagierten Vorhaben mit strengeren Maßstäben messen lassen als z.B. eine ordinäre Kompilation. In diesem Heft schreibt Michael Kleff über
KARL VALENTIN Gesamtausgabe Ton 1928-1947
8 CDs und Buch |
Erstmals wurde beim Tanz&Folkfest Rudolstadt im Rahmen der Verleihung des Deutschen Folkpreises "Ruth" auch eine "Ehren-Ruth" vergeben. Sie ging an das Münchner Label Trikont. "Sowohl die Produktionen von historischem Material als auch die zeitgenössischen Produktionen sind immer eine Bereicherung der Tonträgerszene, gut recherchiert, voller guter Ideen und vor allem auch mutig. [ ] Trikont hat sich nie dem Zeitgeist unterworfen, im Gegenteil, Trikont hat den musikalischen Zeitgeist immer wieder mit geprägt." Angesichts von Spaßkultur und Comedy bleibt zu hoffen, dass es Andreas Koll und Achim Bergmann mit der Herausgabe der ultimativen Gesamtausgabe von Valentins Werk gelingt, nicht nur eine (überfällige) neue Perspektive auf den Künstler und Menschen zu eröffnen, sondern auch eine (ebenfalls überfällige) Debatte über die herrschende Begriffsverwirrung in Sachen Humor, Witz und Komik in Gang zu setzen.
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit". So wird Karl Valentin im Innendeckel des Digipacks von CD 1 zitiert. Aber auch unheimlich viel Spaß, möchte man spontan schon nach dem Hören der ersten, 1928 aufgenommenen Valentin-Stücke hinzufügen. Doch spätestens nach 70 Minuten Audio-Genuss - damit werden auf der ersten CD die Jahre 1928 bis 1930 abgedeckt - und dem Vergnügen, das die Lektüre des dazugehörigen Booklets bereitet, wird einem bewusst, was Valentin mit " macht aber viel Arbeit" meinte. Denn die übrigen sieben CDs sind insgesamt sieben Stunden, 46 Minuten und 45 Sekunden lang. Die Sammlung enthält sämtliche Aufnahmen Valentins für Schallplatte und Rundfunk aus den Jahren 1928 bis 1947 - darunter natürlich auch alle gemeinsamen Szenen mit Liesl Karlstadt. Hinzu kommen Filmtöne u.a. aus "Orchesterprobe", "Der Theaterbesuch", "Im Schallplattenladen", "Der Firmling" und "Der Zithervirtuose". Die Booklets bieten - jeweils mit einem einleitenden Beitrag aus der Feder von Karl Valentin, Informationen zu jedem einzelnen Stück und vielen Fotos - auf genau 112 Seiten reichlich Lesestoff und visuelle Freuden. Hinzu kommt ein 138 Seiten umfassendes Buch im CD-Format. Darin findet sich nicht nur eine Sammlung von bereits veröffentlichten Texten verschiedener Autorinnen und Autoren zu Karl Valentin (u.a. von Hanna Schygulla). Hinzu kommen originale Valentin-Texte sowie Beiträge von Herbert Achternbusch, Christoph Schlingensief, Alexeij Sagerer und Sarah Camp, die speziell für diese Edition verfasst wurden. Und natürlich kommt auch Herausgeber Andreas Koll zu Wort.
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