backPolitische und musikalische Revolutionäre

Inti-Illimani

Botschafter der Klänge aus den Anden

go! www.inti-illimani.cl

Inti-Illimani

Discographie
Auswahl:

"Si somos Americanos" (Warner Music, 1969)
"Canto al Programa" (Warner Music, 1970)
"Autores Chilenos" (Warner Music, 1971)
"Canto de Pueblos Andinos, vol. 1"
    (Warner Music/EMI, 1975)
"Canto de Pueblos Andinos, vol. 2"
    (Warner Music/EMI, 1976)
"Chile Resistencia" (Warner Music/EMI, 1977)
"Andadas" (Xenophile/Warner Music/EMI, 1993)
"Lejanía" (Xenophile/Warner Music; 1998)
"The Best Of" (Xenophile/Warner Music, 2000)
"Antología, vol. I-IV" (Warner Music, 2000)
"Charango Autores Chilenos" (Warner Music, 2001)
"Lugares Comunes" (Warner Music, 2002)

Die Massenmedien berichteten am 11. September fast ausnahmslos nur über den zweiten Jahrestag der Terroranschläge in den USA. Nur wenige Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen erinnerten an ein anderes blutiges Ereignis, das sich an diesem Tag zum 30. Mal jährte. Am 11. September 1973 wurde in Chile der demokratisch gewählte Präsident Salavador Allende mit tatkräftiger Unterstützung der Regierung in Washington gestürzt. Eng verbunden mit Allendes Schicksal ist die Karriere einer Band, die in Südamerika mittlerweile als lebende Legende gilt. Vor über 36 Jahren begann die persönliche Musikgeschichte von Inti-Illimani. Die Chilenen trugen die Klänge und Melodien der Anden und eines großen Teils Südamerikas in die Welt hinaus. Ihr vehementes Eintreten für Frieden und Gerechtigkeit war dem Pinochet-Regime (1973-1988) ein Dorn im Auge. 15 Jahre waren sie aus der Heimat verbannt. Doch sie machten aus der Not ihres Exil-Lebens eine Tugend und gaben hunderte Konzerte in über 40 Ländern auf fünf Kontinenten, unter anderem bei der Amnesty International-Tour (1988), um für ihre Sicht der Dinge auf breiter Front zu kämpfen. Ihre inzwischen über 30 Alben sind Zeugen eines bewegten Lebens.

Von Gudrun Zercher

Angefangen hat alles in der unterirdischen Cafeteria der "Schule für Kunst und Handwerk" in Santiago de Chile. Man schreibt das Jahr 1966. Jeden Samstag treffen sich Studenten der Technischen Universität in dem Keller-Lokal, das sie "China" nennen - weil es von einer asiatischen Familie betrieben wird - zu einer Peña Folclórica, einer Art Freundeskreis folkloristisch Interessierter. Inti-IllimaniNeben engagierten Studenten treten bei der Peña auch etablierte Folk-Größen auf. Folk ist zu dieser Zeit wenig angesehen, Klassik und Pop dominieren den Musikmarkt. Anden-Musik gilt als bedeutungslos und minderwertig, wie das gesamte kulturelle Erbe der Indianer. "Wir begannen dafür zu kämpfen, diese Klänge wieder einzuführen und Musik mit den traditionellen Instrumenten zu machen. Zum einen, weil uns die Musik gefiel, zum anderen, wegen des sozialen Aspekts. Aus Achtung vor den unterdrückten Menschen", erinnert sich Jorge Coulon. Er studiert damals Elektro-Ingenieurswesen und tritt mit dem Mechanik-Studenten Max Berrú als Duo auf. Solo wagt sich der Gitarrist Pedro Yáñez vors Publikum. Das wöchentliche Spektakel wird vom Chemie-Studenten Horacio Durán organisiert, der neben dem Verkauf von Fleischpasteten und Glühwein auch noch Zeit findet, Charango, eine Art Mandoline, zu spielen.

Verbot führt zur Bandgründung

Zu Beginn des Studienjahres 1967 verbietet der Rektor der Schule die Peña mit der Begründung, sie sei revolutionär. Daraufhin schlägt Jorge Coulon seinen musikalischen Mitstreitern vor, sich zu einer festen Gruppe zusammenzuschließen. Neben Jorge Coulon, Horacio Durán, Max Berrú und Pedro Yáñez beteiligen sich anfangs auch andere Kommilitonen. Im Mai '67 wird die Gruppe gegründet - allerdings noch ohne Namen. Der findet sich erst am 6. August, dem Unabhängigkeitstag Boliviens. An jenem Tag lädt der Gitarrist Eulogio Dávila seine Freunde ein, vor der bolivianischen Gemeinde Chiles zu spielen. Kurzerhand tauft er die Band "Inti-Illimani". "Inti" heißt in der Sprache der Aimara, eines Indianervolks im Gebiet des Titicacasees, "Sonne", "Illimani" ist der Name eines 6462 Meter hohen Berges nahe der bolivianischen Hauptstadt La Paz. Im Oktober des gleichen Jahres tritt Horacio - genannt "Loro" - Salinas in die Band ein. Loro ist der Bruder von Horacio Duráns Jugendfreundin Cristina Salinas. Als Horacio Durán das Talent des jungen Gitarristen erkennt, überredet er ihn, bei Inti-Illimani mitzumachen. Loro Salinas wird zahlreiche Erfolgsstücke der Gruppe komponieren.

Im Sommer 1968 treten die Intis erstmals außerhalb Chiles auf. In einem Kleinbus fahren sie nach Mendoza (Argentinien). Dort spielen sie auf der Straße und in Restaurants, um Geld für die Zugfahrkarte nach Buenos Aires zu sammeln. Loro ist 16 Jahre alt, Max 25, Jorge 20, Horacio 22 und Pedro Yáñez 21. In der argentinischen Hauptstadt wohnen sie bei einer Tante von Jorge Coulon, die sie zu einer bekannten Peña führt, wo sie für ein Essen spielen. Vor der Rückfahrt erwerben sie eine Bombo (große Trommel) - der Anfang ihrer bis heute andauernden Gewohnheit, Instrumente aus fremden Ländern ins Instrumentarium aufzunehmen. Inzwischen umfasst es mehr als 30 Klangkörper aus Amerika, Europa und Afrika.

Erste Platten mit politischer Färbung

Auf der Rückreise nach Santiago verabschiedet sich Pedro Yáñez unerwartet, weil er glaubt, dass die Band keine Zukunft hat und er sich der Musik professionell widmen möchte. Seinen Platz nimmt Ernesto Pérez de Arce ein. Auch Max Berrú zieht sich vorübergehend zurück, für ihn kommt Homero Altamirano. Bereits im August nehmen die Intis ihre ersten beiden Stücke auf. "Huajra", ein argentinisches Instrumental-Stück, das Loro umgearbeitet hat, sowie "Juanito Laguna". Einen Titel, den sie von der Argentinierin Mercedes Sosa übernehmen. Beide Stücke erscheinen auf dem Sammel-Album "Voz para el camino" (Stimme für den Weg). Wenige Monate später folgen zwei weitere Aufnahmen für das Sammel-Album "Por la CUT" (Für die CUT; CUT ist die Abkürzung der Gewerkschaft Central Unica de Trabajadores).

Die Besetzung ist wie folgt: Jorge Coulon spielt Gitarre, Maracas (Rumbakugeln) und Inti-IllimaniSiku (Panflöte). Horacio Durán widmet sich dem Charango (Mandoline), Cuatro (kleine Gitarre) und Siku. Horacio Salinas bedient ebenfalls die Gitarre sowie die Bandurria (Mandoline) und Siku; Max Berrú lässt die Bombo (große Trommel) ertönen und Ernesto Pérez de Arce spielt Quena (pre-inkanische Bambusflöte), Pandero (Tamburin), Maracas und Siku. Alle fünf Bandmitglieder singen.

Im folgenden Jahr 1969 gehen Inti-Illimani gleich drei Mal ins Studio. Die Plattentitel bekennen deutlich politische Farbe. Im März erscheint "Canciones de la Revolución Mexicana" (Lieder von der mexikanischen Revolution). Auf der B-Seite interpretiert der Liedermacher Rolando Alarcón Stücke vom spanischen Widerstand.

Musikalischer Wahlkampf für Allende

Da die Universitäten in Chile zu jener Zeit keine Studiengebühren erheben, strömen junge Leute aus ganz Südamerika dort hin. Die Intis lernen René Calderón kennen. Er weiß, wie man Musik produziert. Im Sommer fahren die fünf jungen Musiker nach Bolivien, in das Land, dessen andine Töne und Melodien den Anstoß für ihre Musikkarriere gab. Mit Calderóns Hilfe nehmen sie in La Paz ihre erste LP auf: "Si somos americanos" (Wenn wir Amerikaner sind). Den Titel entleihen sie von Rolando Alarcón. Mit der LP und diversen Hirtenflöten im Gepäck treten sie die Rückfahrt an. Ihr Aufenthalt in Bolivien bestärkt sie in ihrer Überzeugung, sich der andinen Folkmusik zu widmen. Die chilenische Jugend lehnt ihre Instrumental-Stücke weitgehend ab, sie ist stark radikalisiert und möchte Protest-Lieder hören. In der zweiten Jahreshälfte gehen die Musiker in Chile ins Studio, um ihre zweite LP "Inti-Illimani" aufzunehmen, auf der sie auch das uruguayische Lied "Simón Bolívar" (lateinamerikanischer Freiheitsheld) interpretieren.


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im Folker! 6/2003