backSommersongs und Herbststimmung

Holly Cole

"Brave Jazzerinnen kommen in den Himmel, böse überall hin"

go! www.hollycole.com
Discographie
Auswahl:

"Blame It On My Youth" (Alert Music/EMI, 1991)
"Don't Smoke in Bed" (Alert Music/EMI, 1993)
"Temptation" (Alert Music/EMI, 1995)
"Dark Dear Heart" (Alert Music/EMI, 1997)
"Romantically Helpless"
    (Tradition & Moderne/Indigo, 2000)
"Baby It's Cold Outside"
    (Tradition & Moderne/Indigo, 2001)
"Shade" (Tradition & Moderne/Indigo, 2003)

Holly Cole

Holly Cole unterwegs:
go! www.tradition-moderne.com

11.11.03 Leverkusen, Forum (Jazztage)
13.11.03 Heidelberg, Enjoy Jazz 2003
14.11.03 Karlsruhe, Tollhaus
16.11.03 Bremen, Schlachthof
17.11.03 Frankfurt, Mousonturm
18.11.03 Hamburg, Fabrik
19.11.03 Berlin, Quasimodo
2o.11.03 Berlin, Quasimodo
21.11.03 Ludwigsburg, Scala (Jazztage)
22.11.03 Nürnberg, Tafelhalle

Von Carina Prange

Mit ihrem Album "Dark Dear Heart" tauchte Holly Cole schon 1997 einmal tief in die Gefilde der Popmusik ein - arrangierte sie doch sowohl den Lennon-Cartney-Song "I've Just Seen A Face" als auch den Joni-Mitchel-Klassiker "River" vollkommen neu. Die unberechenbare Sängerin Cole, die sich, ohne große Ambitionen zum Schreiben eigener Songs, rein als Interpretin versteht und doch letztendlich dem Jazz verhaftet, liebt es nicht, thematisch und stilistisch festgelegt zu werden. Genau wie sie ihre Fühler immer wieder in Richtung Popmusik ausstreckt, hat sie auch bereits unerwartet Alben mit Weihnachtsliedern eingespielt und sich - in ihrer Heimat Kanada - in einem Projekt an Country versucht.

Holly Cole ist und bleibt dennoch Teil der Underground-Musikszene, was sie nicht nur mit ihrer unverändert rotzfrechen Art, sondern auch mit ihrer Neigung zur inhaltlichen, Holly Coleoft kritischen Neu- und Uminterpretation ihres selbstgewählten Songmaterials dokumentiert. Die fortwährende Auseinandersetzung der Künstlerin mit von ihr unter der Überschrift "Gender Studies" zusammengefassten Themen, ihre Affinität zur Gay Community und ihre gleichzeitig propagierte Liebe zu Jazz und klassischer Musik machen sie zu einer schillernder Persönlichkeit.

"Shade", eine Platte mit Sommersongs, auf der sie die Beach Boys und Cole Porter nebeneinander stellt, ist kürzlich in Deutschland erschienen - und im November wird Holly Cole mit Band hier zu Lande unterwegs sein.

Bist du sozusagen fortwährend auf der Suche nach Songs, die du gerne singen würdest?

Ja, auf alle Fälle, aber mehr als nur "sozusagen" (lacht) - das ist echt ein Dauerzustand. Und es ist nicht einfach Arbeit für mich, hat auch nichts damit zu tun, dass ich es gerne mache - sondern ich kann einfach nicht anders. Manchmal springt mich so ein Song beim Hören richtiggehend an. Das heißt jetzt nicht, dass ich Musik grundsätzlich nicht auch genießen könnte - so nebenher, mich fallen lassen. Aber Songs, die höre ich immer daraufhin an, was sie für ein Potential haben - ob sie, möglicherweise, "meine" Songs werden könnten.

Hat es dich jemals gereizt, dein eigenes Material zu schreiben, zu komponieren oder Lyrics zu schreiben, Poetry zu erschaffen?

Ja, gereizt schon, aber nicht allzu sehr. Ich verspüre, würde ich sagen, kein brennendes Verlangen danach. Weil es bereits im Rahmen des Arrangiervorgangs so viel zu schreiben, aufzunotieren oder zu komponieren gibt - Holly Coledas reicht mir schon. Das ist deshalb eine so umfangreiche Arbeit, weil die Arrangements ziemlich spezifisch sind und auch oft sehr von dem Original, wie ich es gehört habe, abweichen. Über Mangel an Arbeit kann ich da also nicht klagen.

Das Auffinden von Subtexten

Im Broadwayklassiker "We Kiss In A Shadow" von Rogers/Hammerstein hast du, wie du es ausdrückst, einen Subtext wahrgenommen, in dessen Licht das Thema Holly Coleals "zwei schwule Liebende" interpretiert wird, die "ihre Liebe verbergen müssen". Mit so einer Sache auch mal total schief zu liegen - beunruhigt dich das? Und - fühlst du dich der Gay Community in Kanada auf irgendeine Weise verbunden?

Ich glaube nicht, dass es da Dinge wie "richtig" und "falsch" gibt - besonders dort nicht, wo es um solche unterschwelligen Bedeutungen geht. Ich bin der Überzeugung, dass Lieder, wenn sie erstmal niedergeschrieben sind, ein Eigenleben entwickeln. Auch wenn der Songschreiber gar nicht die Absicht hatte, diese Botschaft hineinzulegen ... - speziell bei diesem Song kann man nicht mal sicher sein, dass es nicht genau so gemeint ist: Kennt man nämlich die Geschichte der damaligen Songwriter, dann weiß man, dass eine ganze Menge von ihnen schwul waren. Das mussten sie natürlich verbergen, damals war das noch viel notwendiger, als es heutzutage der Fall sein mag. Das Aufdecken einer solchen Botschaft - vielleicht auch das Hineinlegen - liegt immer beim Interpreten selbst, beim Sänger.


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Mehr über Holly Cole
im Folker! 6/2003