backDer Deutsche Folkpreis in der Diskussion

"Ruth 2003"

Peter Schneckmann: Neuer Jury-Vorsitzender im Folker!-Gespräch

Von Piet Pollack

go! www.folkpreis.de

Nach elf Jahren Laufzeit als "Deutscher Folkförderpreis" wurde im Jahre 2002 reformiert: die drei Auslober PROFOLK, MDR Kultur und Tanz&Folkfest Rudolstadt (TFF) veränderten das Konzept in vielen Bereichen und es entstand die "Ruth". So heißt der neue "Deutsche Folkpreis", der im vergangen Juli in seinen zweiten Durchlauf startete. Wenzel, Urna, Mohammad Reza Mortazavi und das Label Trikont hießen die Gewinner (s. Szene in Folker! 5/03). Piet Pollack ließ den neuen Jury-Vorsitzenden Peter Schneckmann* ein Resümee für 2003 ziehen und fragte nach der Zukunft.

Es ist nun schon die zweite große Reform in zwei Jahren - eine andere Festivalbühne, eine andere Jury, eine Kategorie weniger... Worin liegt das Ziel dieser erneuten Modifizierung?

Richtig: der frühere Folkpreis ist in Bewegung. Seit wenigen Jahren reflektiert er ständig seinen aktuellen Zustand und definiert sich jährlich immer wieder etwas neu. Rainer Prüß schrieb dem Preis 2001 ins Stammbuch: "Zum zehnten Mal Deutscher Folkförderpreis. So eine bunte Mischung hatten wir selten. Multi-Kulti-Mix, gute Instrumentalisten, gute Stimmen und engagierte Texte. Wie das in einen Topf passt? Immer weniger. Zehn Jahre Deutscher Folkförderpreis, zehn Jahre Diskussion um Äpfel und Birnen und endlich der neue Weg. Dieses ist die letzte Scheibe ‚Obstsalat'. Der Deutsche Folkförderpreis wird zum Deutschen Folkpreis in differenzierter Spartenbildung. Das schien nötig und wir hoffen mit dieser Entscheidung dem Anliegen des Preises gedient zu haben."

Die Nachfolger nehmen seine Worte ernst. Wer den Abend der Preisträger am neuen Ort auf der Burgbühne in Rudolstadt miterleben konnte, der war einfach begeistert. Einen schöneren Rahmen hat es wohl noch nicht gegeben, einige tausend Leute waren begeistert, die drei Auslober des Preises - TFF Rudolstadt, MDR Kultur und PROFOLK - eingeschlossen. Da hat die Jury ein glückliches Händchen gehabt.

So anders ist die Jury 2004 nicht, denn immerhin sind drei JurorInnen von 2003 wieder dabei: Cornelia Rost, Gigi Backes und ich: das sind 50 Prozent der Jury. Was den Verzicht auf die Aufteilung in "lokale" und "globale" Newcomer betrifft, so wird dies als Reaktion auf sich verändernde Musikwelten auch in Deutschland gesehen. Dafür kann dann die Jury mehrere Preisträger in dieser Kategorie benennen. Es ist ein spannender Versuch, den kritisch zu hinterfragen sich alle Beteiligten vorgenommen haben.

Wie definieren sich zukünftig die Kategorien? Es fehlten 2003 die "Neuen Roots"!

Die Frage nach dem Fehlen der "Neuen Roots" muss man vielleicht besser den Auslobern stellen, die ja für diese Struktur verantwortlich gezeichnet haben. Als Jurymitglied 2003 haben sie mir jedenfalls nicht gefehlt.

Die Kategorien für 2004 haben sich gegenüber 2003 nicht wesentlich verändert, sie sind aber in der Diskussion mit der Jury 2003 genauer definiert worden. So gilt für die Hauptpreise, dass Künstler primär für ihr Schaffen in einem Bewertungszeitraum von zwölf bis18 Monaten vor der entscheidenden Jury-Sitzung des jeweiligen Jahres ausgezeichnet werden sollen. Für die Newcomer gilt, dass all diejenigen Kandidaten sein können, von denen es keine kommerziell vertriebenen Tonträger (dazu zählen auch im Eigenverlag hergestellte MCs oder CDs, die bei Konzerten angeboten werden) gibt, die älter als drei Jahre sind. Auf der völlig neu gestalteten Webseite des Preises finden jetzt alle Interessierten zahlreiche Informationen zu den Grundsätzen und weitere Einzelheiten des Preises.

Wer erarbeitet für die Jury die Vorschläge, also die Kandidatenliste, aus denen dann die Preisträger ausgewählt werden? Muss man eine Lobby haben - zum Beispiel im Beirat?

Die Jury berät grundsätzlich nur über Vorschläge, die ihr vom Preisbeirat vorgelegt werden. Dieser Beirat ist für 2004 völlig neu zusammen gesetzt worden und beinhaltet auch jeweils eine(n) Vertreter(in) der Auslober. Die Jury 2003 bekam ihre Vorschläge noch direkt von den drei Auslobern TFF Rudolstadt, MDR Kultur und PROFOLK. Auch hier wird mit völlig offenen Karten gespielt, denn die Beiratsmitglieder sind samt Hinweisen auf ihre fachliche Kompetenz auf der Webseite veröffentlicht. Das kann bedeuten, dass diese Kollegen angeschrieben oder angerufen werden. Aber: alle aus diesem Kreis stehen für einen unabhängigen Standpunkt - und müssen ihre Vorschläge kurz fachlich gegenüber dem Juryvorsitzenden darlegen. Der gibt sie dann ungefiltert an alle Juroren weiter und macht die Vorschläge auch beiratsintern zugänglich. Bewerben kann man sich eigentlich nicht mehr, auch nicht als Newcomer. Dennoch hat PROFOLK die Rolle übernommen, hier in einzelnen Fällen zu moderieren. Neu ist auch, dass der Ehrenpreis nicht mehr von der Jury, sondern direkt von den Auslobern zuerkannt wird.


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im Folker! 6/2003