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Von dem European Forum of World Music Festivals (EFWMF) 2000 ins Leben gerufen, feierte die Weltmusikmesse Strictly Mundial ihren dritten Geburtstag. Nach Saragossa und Salvador de Bahia öffnete die Veranstaltung im vergangenen Februar in Marseille ihre Tore. Jeder, der 1997 bei der WOMEX in der Hafenstadt war (laut Strictly-Mundial-Mitbegründer Bernhard Hanneken in seiner Eröffnungsrede die beste WOMEX aller Zeiten), wird sich an die Docks des Suds erinnern, eine umgebaute Lagerhalle am Industriehafen, auf deren drei Bühnen zahlreiche Konzerte und die jährliche Fiesta des Suds stattfinden. Am Rande des Veranstaltungsortes wurde ein 3.000 Quadratmeter großes Zelt für die Messe aufgebaut. Trotz rund 2.000 professioneller Besucher blieb die Veranstaltung überschaubar. Sehr entspannt flanierte man durch die großzügigen Gänge zwischen den etwa 150 Ständen. An der Bar herrschte sogar während des Eröffnungscocktails (eine sehr sympathische und begrüßenswerte Geste der französischen Gastgeber!) äußerste Gelassenheit. Nach einigen mehr oder weniger verkrampften Reden, bei denen weder der drohende Irakkrieg noch die Konflikte in Israel fehlen durften, die verständnisfördernde Wirkung der musikalischen Begegnungen hochgelobt und auf Djezair, das algerische Jahr in Frankreich hingewiesen wurde, eröffnete Bürgermeister Jean-Claude Gaudin offiziell die Veranstaltung und forderte die Teilnehmer auf, auf den Frieden anzustoßen!
Von Anne Sasson
Erwartungsgemäß waren die Franzosen in Marseille in der Mehrheit und insgesamt herrschte im Zelt dank der zahlreichen Spanier und Italiener eine überwiegend mediterrane Stimmung. Wenige Nordamerikaner, einige Deutsche, Belgier, Holländer und Skandinavier ergänzten das Bild. Kaum ein Label, so gut wie kein Vertrieb, Strictly Mundial gehört den Festivals und Agenten. Hier geht es viel ruhiger als auf der WOMEX zu, von Hektik drei Tage lang keine Spur. Für manche ist hier sogar viel zu wenig los, alle wichtigen Geschäfte sind sowieso bereits auf der WOMEX abgeschlossen worden, hört man in den Gängen, hier kann man höchstens noch ein bisschen nacharbeiten. Andere schätzen dagegen gerade diese Möglichkeit, längere und konstruktive Gespräche mit gelassenen Ansprechpartnern führen zu können.
Während im Messe-Zelt an Festival-Programmen gefeilt und neu entdeckte sowie etablierte Künstler angepriesen werden, finden vormittags Konferenzen und Roundtable-Gespräche statt, mit weitgefassten Schwerpunkten wie Europe-Orient Express: Welche Brücken lassen sich zwischen europäischer und orientalischer Musik bauen? oder Das Mittelmeer: Mythen, Realitäten, Alternativen. Zu weit gefasst? Jedenfalls sitzen etwa fünfzig Leute in den Rängen, ein Dutzend anderer auf dem Podium und während einige wenige das vorgeschlagene Diskussionsthema ernstnehmen, greift die Mehrheit zum Mikrophon, um das allenfalls annähernd zum Thema passende eigene Projekt detailliert darzustellen. Während des darauffolgenden Umtrunks sollen doch noch konstruktive Vorschläge für zukünftige Zusammenarbeit unterbreitet und aufgegriffen worden sein. Aperitif als Diskussionsforum klingt nicht wirklich professionell, scheint in diesem Fall aber durchaus wirkungsvoll gewesen zu sein!
Nachmittags hören sich Fachbesucher Showcases an, erst abends darf das Marseiller Publikum am Festival teilnehmen. Das Programmkomitee hat unter der Leitung von Bernard Aubert (La Fiesta des Suds, Marseille) und Marie-José Justamond (Les Suds, Arles) ein gelungenes Programm auf die Beine gestellt, bei denen die Schwerpunkte Algerien und die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur deutlich zu erkennen waren. Das Festival wurde vom charismatischen Arto Tunçboyaciyan und seiner Armenian Navy Band eröffnet und munter ging es mit Ba Cissokos Kora-Reggae und den lustigen Franzosen von Kanjar'oc weiter. Highlights waren sicherlich die Fadista Katia Gueirrero, Viviane Dours Jolof Band, Danyèl Waro, die Spanier Dusminguet und Sheva aus Israel.
In dieser Mischung aus Messe und Festival stellte die Region PACA (Provence-Alpes-Côte d'Azur) eine breite Palette regionaler Künstler vor, von traditionnellen okzitanischen Polyphonien (La Cor de la Plana) über humorvollen Java-Reggae-Funky-Rock (Misère et Cordes) bis hin zur elektronischen Fusion zwischen New York und Tizi Ouzou (Naab, bereits bei den Transmusicales in Rennes entdeckt und hochgelobt!). Der algerische musikalische Schwerpunkt fiel etwas magerer aus, auch wenn Hasna El Becharia ihre Heimat brillant vertrat.
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