backEin Streifzug durch schottische Musikerwelten

James Grant, Karen Matheson und Donald Shaw

Drei Profis und ihre Leidenschaften

go! www.celticconnections.co.uk
go! www.capercaillie.co.uk
Discographie

James Grant
„Sawdust in the Veins“ (Survival/Indigo, 1998)
„My Thrawn Glory“ (Vertical/Indigo, 2000)
„I Shot The Albatross“ (Vertical/Indigo, 2002)

Karen Matheson
„The Dreaming Sea“ (Survival/Indigo, 1996)
„Time to Fall“ ( Vertical/Indigo, 2002)

Auswahldiscographie Capercaillie:
„Beautiful Wasteland“ (Survival/Indigo, 1997)
„Nadurra“ (Survival/Indigo, 2000)
„Live in Concert“ (Survival/Indigo, 2002)
„Language Choice“ (Vertical/Indigo, 2003)

Wenn man in einer Großstadt wie Glasgow wohnt und sich der Musik verschrieben hat, dann stößt man früher oder später aufeinander, vor allem dann, wenn man sowohl Donald Shawdie keltischen als auch die leisen Töne zu schätzen weiß und seine Individualität nicht den Wünschen einer Plattenfirma opfert. Irgendwann sind so auch Karen Matheson und Donald Shaw, beide bei der Folkband Capercaillie, und James Grant aufeinandergetroffen. Sie hatten natürlich schon voneinander gehört, schließlich spielen alle drei eine wichtige Rolle in der heimischen Musikszene. Wenn man Ende 30 ist, gilt man in Schottland schon als alter Hase im Metier, denn die meisten Musiker greifen dort in bester Familientradition schon zu ihrem Instrument, bevor sie die Windeln abgelegt haben. Und da im hohen Norden Großbritanniens der Konkurrenzgedanke klein geschrieben wird, das familiäre Miteinander aber umso größer, bleibt es nicht aus, dass auch Karen Matheson, Donald Shaw und James Grant hin und wieder zusammenarbeiten. Drei „Veteranen“ der schottischen Musikszene stellen sich vor.

Von Suzanne Cords

Er ist ein Meister der leisen Töne. „Eigentlich ist meine Art Musik ziemlich out“, sagt Karen MathesonSongwriter James Grant und zuckt bedächtig mit den Schultern. „Wer hört denn heute einfach nur zu? Die Leute bügeln, spülen oder putzen beim Musikhören. Ich wünschte mir wirklich, dass jemand sich einfach nur hinsetzt und intensiv den Worten lauscht.“

Celtic Connections – Das Festival

Ich weiß nicht, wie die Schotten das machen, aber irgendwie hat man einfach bei jedem Konzert das Gefühl, zu einer großen Familie zu gehören – egal, ob drei Teenies in den Gängen des Central Hotels spontan zur Fiddle greifen oder ob man in der ehrwürdigen Royal Concert Hall in Glasgow mit 2.000 anderen Menschen den Musikern zujubelt. Aber der Reihe nach: Erst mal Happy Birthday nachträglich zum erfolgreichen zehnten Celtic Connections Festival, zu dem sich in diesem Jahr mehr als 100.000 Besucher aus aller Welt einfanden. Ursprünglich wurde das keltische Musik-Happening aus einer Not heraus geboren. Wie, so fragte sich ein Kreativteam, wie kriegt man die 1990 erbaute Royal Concert Hall auch in trüben, verregneten, dunklen Monaten wie Januar und Februar voll, damit sie nicht ein Riesenloch ins Stadtsäckl reißt? Genau, man hebt ein Festival aus der Taufe, verteilt die Veranstaltungen über zwei Wochen und hofft auf möglichst viele Besucher. Die Künstler bringt man alle im selben Hotel unter, alles weitere ergibt sich spätestens an der Hotelbar. Da reihen sich Musiker und Besucher dann in die lange Schlange ein, warten geduldig, dass der Kellner mit einem lässigen „Next, please“ das ersehnte Bier für 4,50 Euro einschenkt und stoßen dann mit den neu geknüpften Kontakten an. Cheers! Das Konzept des Festivalteams ist aufgegangen. ...

<Mehr über Celtic Connections
im Folker! 3/2003>

Der schüchterne, introvertierte Schotte aus Glasgow wirkt etwas verloren auf dem Podium, so gar nicht wie ein bekannter Star. Und doch gehört er zu den wenigen Textern, denen man wirklich noch zuhört, intensiv sogar, denn er ist ein begnadeter Lyriker. Es ist nicht so sehr die Stimme oder das Gitarrenspiel, das die Menschen in seinen Bann zieht, sondern die Kraft des Wortes.

Ein Händchen zum Schreiben

„Klar habe ich als Jugendlicher für die Stones und Led Zeppelin geschwärmt, ich wollte ein zweiter Jimmy Page werden, ein umschwärmter Gitarrist“, erinnert sich James Grant. „Alle Jungens träumten damals davon, als Rockstar oder Fußballer Karriere zu machen, aber für letzteres hatte ich kein Talent.“ Und mit einem schiefen Lächeln fügt er hinzu: „Als Leadgitarrist wohl auch nicht, ich kriege gerade die wichtigsten Griffe hin.“ Dafür hat er ein Händchen zum Schreiben. Schon als 14-Jähriger brachte der schlaksige, in sich gekehrte Junge seine Gedanken zu Papier und verehrte sie einer Klassenkameradin. Mit 20 begann er, einen Gedichtband nach dem andern zu verschlingen, die Poesie wurde seine Leidenschaft. Bis heute.

„Ich glaube, dass man besser schreiben kann, wenn man introvertiert ist“, sagt er. „Nur wenn man ganz tief in seine Seele schaut und seine Gefühle nicht nur an der Oberfläche verfolgt, kann man zum Licht kommen. Wenn ich einen Song schreibe, erinnert mich das an das Lösen eines Kreuzworträtsels. Erfahrung und Inspiration treffen aufeinander.“

Ohne erhobenen Zeigefinger erzählt Grant Geschichten von dir und mir, Liebesgeflüster und traurige Erinnerungen wechseln sich ab mit alltäglichen Problemen und kleinen Freuden. Hierzulande ist der Songwriter nahezu ein Unbekannter, erst wenn man daran erinnert, das er als Leadsänger mal die treibende Kraft hinter der Gruppe Love and Money war, dämmert es. James GrantDie hatten doch mal einen Hit, genau, 1986, “Candybar Express”, und alle Welt summt damals den Refrain „Take a ride on the sugar train“. Das zweite Album „Strange Kind Of Love“ wurde immerhin 250.000 Mal verkauft, es folgten „Dogs In Traffic“, auf das James Grant besonders stolz ist, und 1993 die Scheibe „Little Death“, Abgesang auf eine Band, die von der Plattenfirma fallen gelassen wurde. „Die hatten sich beschwert, dass wir seit langem keinen einzigen Hit mehr produziert hatten“, erzählt Grant. „Ich mache ihnen auch keinen Vorwurf, schließlich hatten sie eine Menge Geld in uns investiert. Aber ich wollte mir auch nicht vorschreiben lassen, wie und was ich zu singen habe.“

Rückzug ins stille Kämmerlein

Es wurde still um James Grant. „Damit hatte ich kein Problem, ich wollte eh nie ein Popstar sein. Schon die Vorstellung, auf MTV eine Show für die Kids abzuziehen, machte mich nervös. Ich brauche auch keinen Rolls Royce, um glücklich zu sein. Ich möchte einfach nur Musik machen und genug Geld haben, um meine Familie zu ernähren.“

Grant zog sich ins stille Kämmerchen zurück und schrieb und schrieb und schrieb. „Zwei Jahre lang habe ich wie ein Besessener gearbeitet.“ 1998 trat Grant dann mit dem melancholischen Werk „Sawdust In My Veins“ an die Öffentlichkeit, ein großer Erfolg, die Medien feierten ihn als einen der größten Songwriter Großbritanniens. 2001 folgte „My Thrawn Glory“, und in diesem Jahr erfüllte sich der 39-Jährige mit „I Shot The Albatross“ einen langgehegten Wunsch. Er vertonte Poesie bekannter Namen wie Emily Dickinson, Charles Buckowski, Arthur Rimbaud oder Edwin Muir. Die Idee zu diesem Projekt kam James Grant schon vor zehn Jahren nach der Lektüre einer Gedichtanthologie namens „The Rattle Bag“.


zurück


Home


vor


!!!

Folker! - ...und immer noch: über 40% sparen beim Folker!-Schnupperabo!
Also auf zur von-uns-für-euch-Schnupper-Abo-Test-Bestellung!

Mehr über James Grant,
Karen Matheson
und Donald Shaw
im Folker! 3/2003