Unter dem Einfluss von Schwangerschaft und der Geburt ihres ersten Sohnes hat Achinoam Nini alias Noa ihr viertes internationales Album zusammengestellt. Mit Now hat sich die populäre Sängerin nach eigenen Worten aus der Vergangenheit in die Gegenwart katapultiert, gleichsam ins Jetzt und auf eine kleine Insel umgeben von einem Meer der Ungewissheiten. Zwei Monate nach Erscheinen Anfang des Jahres wurde Now bei MDR Kultur zur CD der Woche erklärt. Auf ihrer kürzlich beendeten Deutschlandtournee konnten Noa und Gil Dor die neuen Lieder vorstellen. Zu Gast waren die beiden Künstler u.a. in der Münchener Muffathalle, 1894 im Jugendstil erbaut und benannt nach dem königlichen bayerischen Reichsarchivrat und Historiker Karl Muffat. Ursprünglich ein Dampfheizkraftwerk und in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts vorübergehend als Indoortennisplatz genutzt, wurde aus der denkmalgeschützten Halle 1992 ein zwischenzeitlich populärer Kulturpalast.
Von Matti Goldschmidt
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Obwohl in Israel geboren, lebte Achinoam Nini, so ihr voller Name, bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahr nicht in ihrer Heimat. Dies war allerdings für ihre spätere Karriere von Vorteil, da sie dadurch in gleich zwei Sprachen fließend kommunizieren kann. Ihre Großeltern wanderten in den 20 er Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Jemen in das vom Völkerbund Großbritannien zugewiesene, durch das sog. Balfourabkommen 1917 als Heimstätte der Juden definierte Protektorat Palästina ein. Zweijährig gelangte Noa schließlich 1971 aus dem israelisch-jemenitischen Dorf Tirath Schalom (wörtlich Friedensburg) in die Bronx in New York wo sie in den folgenden 15 Jahren bleiben sollte. Musiker, die sie bis heute bewundert und irgendwie seit Beginn ihrer Karriere beeinflussen, sind deshalb weniger Israelis, als (Nord-) Amerikaner, wie etwa Paul Simon, Leonard Cohen oder Joni Mitchel.
Soweit Noa zurückdenken kann, fasziniert sie das Singen. Bereits im zarten Alter von drei Jahren wird sie von den Eltern auf den Küchentisch gehoben, um öffentlich vor der Familie Kinderlieder zum Besten zu geben; eine einfache Karotte dient als Mikrofonersatz. Mit sieben schreibt sie erste Gedichte und Liedtexte, altersgemäß über recht profane Dinge wie die Bäume im Park, Liebe soweit sie für Kinder ihres Alters greifbar ist oder gar Kakerlaken (die in der Wohnung des Nachbarn natürlich).
Als Teenager verliebt sich Noa in einen Israeli namens Ascher Baraq (den sie später heiraten wird) und kehrt 1986 alleine nach Israel zurück. Achtzehnjährig wird sie wie alle Frauen in Israel zum Militär eingezogen. Nachdem sie während ihres zweijährigen Militärdienstes als Sängerin eines Unterhaltungscorps gearbeitet hatte, besucht sie im Anschluss eine Musikfachschule in der Nähe von Tel Aviv. Dort beeindruckt sie als Musiker wie als Mensch besonders ein Lehrer: Gil Dor, mit ihm wird sie künstlerisch bis zum heutigen Tage zusammenarbeiten. Anfang 1990 wird das erste öffentliche Konzert der beiden organisiert. Da das absolut unbekannte Duo bis dato nur über wenige eigene präsentationsreife Lieder verfügt, werden bekannte Lieder von noch bekannteren Musikkollegen gecovert. Noa hat kein Problem mit fremdem Material zu arbeiten, das damals noch rund 80 Prozent des Gesamtrepertoires ausmacht; ganz im Gegenteil: Es komme eben darauf an, diesen Liedern seine eigene Handschrift zu geben.
Aus dieser Zeit stammt auch das erste Album 1991 live aufgenommen im Tel Aviver Szeneklub Tzavta, und zwar ausgerechnet am ersten freien Abend nach Beendigung des damaligen Golfkrieges. Das 1993 veröffentlichte zweite Album wiederum in Zusammenarbeit mit Gil Dor bewirkt einen deutlichen Popularitätsschub in Israel, es wird zu einem Meilenstein in Noas Karriere. Sämtliche Texte des Albums stammen von der in Königsberg, dem heutigen russischen Kaliningrad, geborenen Lea Goldberg (1911-1970), die schon während der britischen Mandatszeit ein modernes Hebräisch benutzte, um symbolische Inhalte in einfacher Sprache auszudrücken. Noa kommt die einfache Sprache Goldbergs gewissermaßen entgegen, als Neueinwanderin in Israel ist sie zwar im Alltagshebräisch redefest, der Sprung ins literarische Hebräisch erscheint als höhere Hürde.
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