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Schaufenster der finnischen Folk-Szene

Kaustinen ist nicht nur das wichtigste Folk-Festival Finnlands, sondern ganz Nordeuropas. An neun Tagen im Juli kommen über 100.000 ZuschauerInnen zu den Konzerten und Veranstaltungen in den kleinen finnischen Ort. In diesem Jahr feierte das Festival seinen 35. Geburtstag.

Von Christian Rath.

Kontakt:

Kaustinen Folk Music Festival
c/o Folk Arts Center
PL 11, 69601 Kaustinen, Finnland
Tel: +358-6-8 60 41 11

E-Mail folk.art@kaustinen.inet.fi
go! www.kaustinen.net

Termin 2003: 19.-27. Juli 2003

Helsinki, die finnische Hauptstadt, liegt ganz im Süden des Landes. Von dort fährt man rund fünf Stunden mit dem Zug Richtung Norden bis Kokkola. Dort, an der Westküste Mittelfinnlands, liegt auch Kaustinen, eine aus mehreren Orten bestehende Kommune mit 5.000 EinwohnerInnen. Der eigentliche Ort hat sogar nur rund 1.000 BewohnerInnen, dafür aber eine erstaunlich große Zahl an Geschäften und öffentlichen Einrichtungen.

Jyrki HeiskanenDas Festival-Gelände befindet sich mitten im Ort, auf dem Campus einer Schule. Hier werden am Eingang keine Buttons oder Bändchen kontrolliert, sondern mit einem Handscanner der Strichcode auf der Eintrittskarte abgelesen. So wird verhindert, dass jemand die Karte an der nächsten Ecke durch den Zaun nach draußen schiebt und sich weitere Personen mit ihr Eintritt verschaffen können. Finnland ist ein gut organisierter High-Tech-Staat.

Drinnen fällt bald das große weiß-gelbe Arena-Zelt ins Auge, die wichtigste Spielstätte des Festivals. Geformt ist es wie ein großer Koboldhut und bietet Regen- bzw. Sonnenschutz für 3.000 Sitzplätze. Werden auch die umliegenden Böschungen besetzt, können hier bis zu 10.000 ZuschauerInnen den Top Acts folgen. Alle anderen Spielstätten des Festivals sind deutlich kleiner. Der „Club“, eine Turnhalle außerhalb des eigentlichen Geländes, fasst zum Beispiel nur 400 ZuschauerInnen.

Kaustinen ist ein sehr finnisches Festival, quasi eine Leistungsschau der finnischen Folkszene. Jahr für Jahr versuchen hier junge Bands den Durchbruch zu schaffen und stellen arrivierte Künstler neue ambitionierte Projekte vor. Bemerkenswert in diesem Jahr etwa das Konzert von Kimmo Pohjonen, der sein Akkordeon, seine Stimme sowie sonstige Geräusche auf der Bühne sampelt und so mit sich selbst improvisiert.

In Kaustinen gehören traditionelle Volksmusik und ...Einen Tag zuvor hatte Timo Väänänen in einem Konzert mit dem (bei uns unbekannten) Popstar Ismo Alanko seine rotlackierte elektrische Kantele vorgestellt. Die Kantele, das finnische Nationalinstrument, ist eine Zither-Art mit himmlisch-hellem Klang. Als E-Kantele kann sie nun auch im Pop- und Rockbereich – hörbar – eingesetzt werden, worauf die finnischen Folkies mächtig stolz sind. Überhaupt werden die ...avantgardistische Folkmusik (hier: Kimmo Pohjonen) zusammen.Genre-Grenzen nicht sehr ernst genommen. Vor allem im Club, dem Spielort für das jüngere Publikum, war manche Band zu sehen, deren einziger Folk-Bezug in der Verwendung einer Geige, eines Akkordeons oder einer Kantele bestand.

Als Anreiz für die jungen Folk-Gruppen wird jedes Jahr vorab eine „Band of the Year“ bestimmt, die dann mehrfach auf dem Festival spielt. So wurde einst auch die Karriere einer jungen Band namens Värttinä gefördert. Sie bekam daraufhin ihren ersten Plattenvertrag und ist längst die bekannteste Folk-Gruppe Finnlands. Von der diesjährigen Band of the Year, Kharakolmio, einer eher bieder-fröhlichen Polka-Band, ist das wohl nicht zu erwarten.

Nach einigen Konzerttagen fällt auf, dass manche Musiker in recht vielen Bands mitspielen (allein den Bassisten Timo Myllykangas habe ich innerhalb von fünf Tagen in sieben Projekten erlebt). Die finnische Folkszene scheint ein großes und gut funktionierendes Netzwerk zu sein.


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im Folker! 5/2002