backHeute hier, morgen dort

Hannes Wader wird 60!

„... und wenn er eines Tages mal gestorben sein sollte, werden seine Lieder auch weiter gehört und nachgesungen werden bis in Ewigkeit, Amen.“

Discographie
(Auswahl)

Hannes Wader: „Wünsche“ (Pläne, 2001),
    go! www.hanneswader.de

Konstantin Wecker: „Vaterland“
    (BMG Ariola / Globeart Musicon, 2001),
    go! www.wecker.de

Reinhard Mey: „Solo – Die Einhandsegler Tournee“
    (EMI, 2001), go! www.reinhard-mey.de

Stoppok: „w.e.l.l.n.e.s.s.“ (Edition Grundvergnügen),
    go! www.stoppok.de

Bernd Begemann: „Live“, (Rothenburg / EFA, 2001),
    go! www.berndbegemann.de

Funny van Dannnen: „Melody Star“ (Trikont, 2000),
    go! www.funny-van-dannen.de

Tom Liwa: „Evolution Blues“ (Normal / Indigo, 2001),
    go! www.tomliwa.de

Manfred Maurenbrecher: „Gegengift“
    (LAMU Records, 2001), go! www.maurenbrecher.com

Freundeskreis: „Esperanto“ (Sony / Four Music, 1999),
    go! www.fourmusic.de

Brothers Keeper: „Lightkultur“ (WEA, 2001),
    go! www.brothers-keepers.de

Jan Delay: „Searching For The Jan Soul Rebels“
    (Buback Tonträger, 2000), go! www.beginner.de

go! www.hanneswader.de

Wenn man sich auf einen Mann noch einigen kann heutzutage, dann auf Hannes Wader. „Manches nervt bei Wader“ resümmierte Ex-Lassie-Singerin Christiane Rösinger sein Berlin-Konzert vom November 2001 in der taz, bekrittelte vor allem die „verfitzelten Fingerpickingpassagen“ – und erteilte schon im nächsten Absatz selbst wieder die Absolution: „Nichtsdestotrotz werden in den Wader-Liedern Themen besungen, über die sonst kaum einer singt. Ein 60-Jähriger hat nun mal andere Lebenswelten. Es geht um den Freundeskreis, der kleiner wird, ums Älterwerden. Das ist schön, bedenkt man, dass in der Rock-und Popmusik auch die erwachsenen Texte bestenfalls von Adoleszenzproblemen Neunundzwanzigjähriger handeln.“ Er spielt eine der virtuosesten akustischen Gitarren im Lande, verfügt über ein markantes Sangesorgan; er wurzelt mit dem Standbein fest in der Tradition, tanzt mit dem Spielbein gleichwohl munter auf immer neuem selbstgewonnenem Land. Aber vor allem hat der Holsteiner aus Bielefeld seine Karriere mit sicherem Gespür immer wieder so meisterhaft zwischen Politischem und Privatem ausbalanciert, dass er damit heute quasi als letzter der Verbliebenen der alten Garde künstlerisch unantastbar ist. Und er hat Witz: Hannes Wader die Ehre zu erweisen, die ihm gebührt, braucht es gewiss keinen Jubeltag wie seinen 60. Geburtstag am 21. Juni! An diesem runden Wiegenfest im Sommer kann Wader auf rund 35 Jahre im Musikgeschäft zurückblicken: 35 Jahre, in denen er nicht nur viel Land gewonnen hat, sondern die Früchte seiner Arbeit auch bis in Ecken sickern konnten, wo man sie gar nicht vermutet. Eine Spurensuche im Rock- und Pop-Mainstream zu Hannes Waders 60. Geburtstag.

Von Christian Beck

Schaden kann Hannes Wader aber auch ein solches Altersbrandmal nicht, wie ihm ja auch sonst nichts und niemand schaden konnte, was Musikern gemeinhin so in die Quere kommen kann im Laufe ihrer Karriere. So ist er – um hier nur mal die beiden bekanntesten seiner Weggefährten zu nennen, die am Geburtstag übrigens auch gemeinsam mit ihm die längst ausverkaufte Bühne der Bielefelder Stadthalle entern werden – sowohl von Krisen wie derjenigen verschont geblieben, welche Konstantin Wecker aus winzigen Schneeflöcken zu riesigen rosa Elefanten aufblies, als auch von Altersstarrsinn, wie er sich zuletzt gelegentlich in Reinhard Mey manifestierte: „Und der große Rebell, der nicht müd' wurde zu streiten / Mutiert zu einem servilen, gift'gen Gnom / Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom / Seine Lieder, fürwahr: Es ändern sich die Zeiten!“ schrieb „Mr. Meykäfer" Bob Dylan auf seinem Album „Flaschenpost“ 1998 ins Stammbuch („Narrenschiff“) – um dies sodann noch mit Law-&-Order-Sprüchen gegen Sexualverbrecher in Fernseh-Talkshows zu toppen, die selbst Ronald Schill noch zu zweifelhafter Ehre gereichen würden.

Nichts dergleichen musste man bei Hannes Wader konstatieren: Intakt die Gesundheit, geistig wie körperlich, intakt das musikalische wie textliche Handwerkszeug, intakt die künstlerische Integrität. Und wenn ein Geleis ihn mal ein Stück zu weit abseits geführt hat, ist ihm auch noch jedes mal eine neue Finte eingefallen. Schon mit den „Plattdeutschen Liedern“ machte Wader nach den ersten vier – höchst erfolgreichen – Alben mit Eigenkompositionen erstmals wieder einen Schritt zurück; es folgten Volkslieder und Arbeiterlieder, Shanties, und mehr Volkslieder; schließlich Bellmann- und Schubert-Interpretationen und dazwischen besorgte er natürlich auch immer mal wieder die eine oder andere Übertragung besonders ans Herz gewachsener Werke von Kollegen aus aller Herren Länder, namentlich „Kokain“ von Reverend Gary Davis und „Heute hier, morgen dort“ von Gary Bolstadt. Hat Hannes Wader sich auch nur einmal verhoben dabei? Jedenfalls nicht in einem Maße, das ihn nachhaltig beschädigt hätte.

Auf jeden Fall leise

Wenn Hannes Wader trotz all der künstlerischen und privaten Erfolge nun letzlich doch ein Mann des Gestern geworden ist, wie dies – abgesehen vielleicht vom servilen, gift'gen Gnom – ja in der Regel eigentlich all seinen Kollegen weltweit geht, so entschädigt dafür auch noch einmal die Tatsache, dass dafür dann ja andere die Fackel weitertragen. Teils wohl in Kenntnis und Wertschätzung des verdienten Vorreiters, teils – je weiter Waders größte Erfolge in den Siebzigern zurückliegen – natürlich vermutlich auch eher in Unkenntnis. Sei dem jedoch wie es wolle: Auch in den Werken der unbewussteren Nachgeborenen lassen sich immer wieder Spurenelemente der Grundlagen erkennen, die Wader und seine Mitstreiter aus dem Burg-Waldeck-Umfeld Anfang der Sechziger zu legen begannen. Ohne diese Grundlagen demokratischer Streitkultur, ziviler Verantwortlichkeit und politisch bewusster Posie wäre unsere Republik heute ohne jeden Zweifel eine andere!

Besonders deutlich hallen Waders gesammelte Vorzüge in der Folgegeneration etwa bei Stefan Stoppok und Bernd Begemann nach. So ist vor allem Stoppok ein gleichermaßen hochversierter Saitentänzer, pflegt einen ähnlich markant nölenden Gesang, doch sind die Gewichte seines Songwritings in zwei für seine Zeit ganz typischen Punkten auch deutlich verschoben: Engagierte sich Hannes Wader, typisch für seine 68er-Generation, in der DKP lange Jahre explizit auch parteipolitsch, so hat Stoppok sich, komplett d'accord mit seiner 68er-Nachfolgegeneration der überwiegend Politverdrossenen, von parlamentarischem Engagement natürlich strikt verabschiedet. Dafür verfügt er als, wenn auch randständiges, so doch Mitglied der Spaßgesellschaft wiederum über ein noch zusätzlicheres Mehr an Witz.


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im Folker! 3/2002