backDas gibt's nur einmal

Wacholder und was danach kam

Ein Comeback wird es nicht mehr geben

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go! www.scarlett-o.de
go! www.infokies.de
go! www.ko-art.de
www.round-the-bend.de
www.buschfunk-verlag.de
Discographie
(ohne Sampler)

Wacholder

Herr Wirt, so lösche unsre Brände (LP, 1983, Amiga)
Es ist an der Zeit (LP, 1989, Amiga; CD, Bluesong)
Große Zeiten (CD, 1993, Stockfisch)
In der Heimat ist es schön (CD, 1995, Stockfisch)
Landgang (CD, 1996, Stockfisch)
Unterwegs (CD, 1998, John Silver Production)
Willkommen zum Abschied (Video, 2001, Eigenproduktion)

Jörg Kokott

Morgen in Montreux (CD, Cooleur 1996)

Scarlett O'

Zum Beispiel Nilpferde (CD, John Silver Production 1998)

Scarlett O' & the little big band

Das muss ein Stück vom Himmel sein (CD, Duophon 2000)

Sie waren neben den Folkländern die populärste Band der DDR-Folkszene: Wacholder. Als sie Anfang 2001 mit einer Abschiedstournee endgültig die Bühne verließen, war das für viele das Ende der liedhaften deutschsprachigen Folklore, zumindest im Osten, denn sie hatten Maßstäbe gesetzt. Da mitWalcholder - Konzert 1978 in Cottbus dem Begriff Wacholder für manchen nur der Baum des Jahres 2002 gemeint ist, soll an diese Band erinnert werden. Im Gespräch mit den „Eltern“ von Wacholder: Scarlett O' Seeboldt, Matthias „Kies“ Kießling und Jörg „Ko“ Kokott

Von Reinhard „Pfeffi“ Ständer

WACHOLDER (Scarlett O' Seeboldt)

Was war der Hauptgrund dafür, dass sich Wacholder aufgelöst hat? Eher Persönliches oder dass diese Musik nicht mehr gefragt war?

Eigentlich weder – noch. Irgendwann hat alles mal ein Ende und wir wollten nicht so lange warten, bis uns die Leute bitten, von der Bühne zu gehen. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Außerdem arbeiten wir zum Teil in neuen Projekten zusammen. Aber unsere Interessen haben sich individuell weiterentwickelt.

Ist es möglich, dass Wacholder noch einmal auferstehen kann?

Wacholder - 1985 in DresdenAus meiner Sicht nicht, ein 10. Comeback wird es mit mir nicht geben. Das heißt nicht, dass man zu einem Jubiläum nicht doch mal einen gemeinsamen Auftritt macht.

Zu welcher Zeit fandest du Wacholder am besten?

Wir waren zu jeder Zeit produktiv. Ab und zu gab es Mitgliederwechsel, da waren wir dann mal besser, aber auch mal nicht so gut.

Welche CD von euch findest du am gelungensten?

Round the BendAuf jeder sind es einzelne Titel, die mir besonders gefallen. „Unterwegs“ ist für mich die qualitativ beste. Das hat mit der technischen Umsetzung zu tun, auch wegen der hochkarätigen Gäste. Und schließlich ist meist das jüngste Kind das liebste.

Warum sind aktuell-politische deutsche Texte derzeit völlig out, hört man sehr viel Instrumentales, Irisches, Klezmer?

Ich glaube nicht dass sie out sind. Viele passen sich der Spaßkultur an, um in die Medien zu kommen. Das lässt sich dann leichter verkaufen, auch bei Konzerten. Mir ist sauber gespielte Klezmer-Musik aber lieber als ein Liedermacher, der „die Schlagzeilen absingt“.

SCARLETT O'

Warum nennst du dich seit 1998 so?

Meine Mutter hat mich nach Scarlett O'Hara („Vom Winde verweht“) benannt. Ich habe Scarlett O' gewählt, weil sowieso jeder, der meinen Vornamen hört, an besagte O'Hara denkt und, das ist der Hauptgrund, weil Scarlett O' überall gleich ausgesprochen wird und nicht solche Probleme bereitet wie mein bürgerlicher Name.

Dein Soloprogramm „Nilpferde“ läuft schon seit längerer Zeit erfolgreich. Liegt das auch daran, dass es für Veranstalter erschwinglich ist?

Ja, auch. Aber, soviel Selbstbewusstsein muss sein, vor allem, weil das Programm einfach gut ist. Im Programm werden Dinge angesprochen, die auch politisch relevante Haltungen sind, aber nicht plakativ wirken, vor allem in Menschings Zwischentexten. Es werden aber auch Lieder und Schlager benutzt, die wir in einen anderen Kontext stellen, um ihnen eine andere Bedeutung zu geben.

Die Gruppe entstand 1978 an der Bau-Ingenieurschule Cottbus. In den ersten Jahren wechselte die Besetzung häufig. Neben Scarlett Seeboldt, Matthias „Kies“ Kießling und Jörg „Ko“ Kokott gehörten damals u.a. Steffen Junghans, Rainer-Christoph „Pascha“ Dietrich und Erik Kross zu den wichtigsten Mitgliedern, letztere beide gründeten 1981 die Gruppe Heureka. Wacholder begann anfangs mit dem Nachspielen von Zupfgeigenhansel, Wader und Liederjan, profilierte sich aber dann relativ schnell mit anspruchsvollen Titeln wie „Kriegsballade“. Bereits zu Anfang der achtziger Jahre zählten sie zu den gefragtesten Vertretern des DDR-Folk, traten beim Festival des politischen Liedes, Werkstätten usw. auf, gaben Liederhefte heraus und 1983 ihre erste LP.

Matthias Wegner und Almuth Walther verstärkten einige Jahre später das Gründungstrio Scarlett/Kies/Ko. Die Gruppe war Bestandteil der legendären „Hammer-Rehwü“ (mit Wenzel/Mensching u.a.) und erhielt dabei ein kurzzeitiges Spielverbot durch Cottbuser Kulturbonzen. Mit den Konzept-Programmen „Ting-Tang-Tellerlein – Lieder zu Heine-Texten“ und „Trotz alledem“ (1848er Lieder) beschritt Wacholder Neuland für Folkies – mit großem Erfolg. Unüberhörbar waren hier, wie auch in anderen Songs, die textlichen Parallelen zwischen Obrigkeitsstaat im 19. Jahrhundert und DDR-Realität: Spießertum, Staatsgewalt, Ausreise...

DDR-Tourneen mit Künstlerkollegen wie Dick Gaughan oder der Sands Family folgten. 1986 stiegen Ko und Almuth aus, gründeten mit Uli Doberenz „Ko & Co.“. Weitere Soloprojekte von Ko folgten. Auch Scarlett mit einer Rockband (Scharlachrote Tour) und Kies mit Jazzmusikern wie Huschke/Hering und u.a. Rühmkorff-Texten sowie Matthias Wegner (M.u.T.) stellten Eigenes vor, ohne dass Wacholder sich auflöste. Um 1987 änderte sich der Stil der drei etwas, das Keyboard hielt Einzug und die Bezeichnung Modern Folking. Die zweite LP mit den schönsten Folkballaden erschien noch vor der Wende, von Wacholderfans bejubelt, von einigen Kritikern aber als Zugeständnis an einen breiten Musikgeschmack mit Fragezeichen versehen.

Nach der Wende änderte sich auch für Wacholder vieles: Zum einen die ersehnten Westkonzerte bis hin nach Irland, zum anderen fehlte es Ost-Veranstaltern an Geld für Konzerte. 1993 kam für Matthias Wegner Ko zurück in die Gruppe. Bei dieser „Idealbesetzung“ blieb es dann acht Jahre bis zum Ende. Es wurden vier CDs produziert, neben traditionellem Material viel Eigenes. Mehrere Texte schrieb Kies, der z.B. Untertanengeist, Bundeswehreinsätze, Bürokratie oder Rechtsradikalismus thematisierte. Ab 1997 widmeten sich vor allem Scarlett und Ko zunehmend Soloprojekten. Im Jahre 2000 trat Wacholder nur noch gelegentlich auf, die Abschiedstournee Anfang 2001 stellte daher eine Art Zugabe für die treuen Anhänger dar.


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im Folker! 3/2002