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Jan Kasparik
Tel. 420.5.44243890 |
Er hockt hinter seinem Marktstand, als ob er das bunte Treiben im Instrumentenbauzentrum gar nicht wahrnähme. Selbst wenn Festivalgäste die Holzbude umringen, nach seinen Instrumenten greifen und hinein blasen, sieht der etwas kauzig wirkende Mann nicht auf, sondern schnitzt und schabt und schleift weiter an einem Mundstück, tief über die Arbeit gebeugt. Zwischen Holunderklarinetten und Vogelstimmen liegt ein kleiner Stapel Visitenkarten. Ich greif mir eine und lese: Ing Jan Kasparik, CZ 66 408 Blazovice 41. Ein Dorf bei Brno, dem ehemaligen Brünn, in dem seine Familie seit sechs Generationen eine Schmiede betreibt, erzählt mir der 65-Jährige kurz darauf.
Von Kay Reinhardt
An der Seitenwand hängt ein doppelrohriges Holzblasinstrument, dessen zwei Rohe ein Mundstück in spitzem Winkel miteinander verbindet. Darunter steht in Blockschrift: BIAULOS und NEU und REKONSTRUKTION. Daneben ist die Fotokopie einer altgriechischen Keramikschale angepinnt, bemalt mit einer männlichen Gestalt, die auf dem Aulos spielt. Eine einzige Frage genügte, um das vermeintlich menschenscheue Alterchen in einen vitalen Mittsechziger zu verwandeln: Wie klingt denn dieser Biaulos? Er richtet sich auf, nimmt die dickglasige Nahbrille von der Nase, schaut mich aus wachen blauen Augen an und beginnt zu sprechen: Das ist eine Nachbildung des wichtigsten Blasinstruments der griechischen Antike. Aulos heißt übersetzt Röhre, Bi steht für zwei. Hetären und Jünglinge bliesen darauf; vor allem bei den orgiastischen Gelagen zu Ehren des Weingotts Dionysos. Über 1000 Jahre lang, bis zum Untergang des Römischen Reichs, war der Aulos in der antiken Welt als Kultinstrument weit verbreitet. Danach geriet er, wie vieles andere, in Vergessenheit. Nur auf Sardinien nicht. Dort war ich letzten Sommer unterwegs, um die heutigen Bau- und Spielweisen zu studieren und die Instrumente mit den historischen Abbildungen zu vergleichen. Dann schließt er die Lippen um das Doppelmundstück, bläst gleichmäßig hinein und deckt die Grifflöcher bei seinem Spiel mit den Fingern beider Hände spiegelbildlich ab.
Der Aulos quäkt wie ein winziger Dudelsack. Seine beiden zylinderförmigen Windkapseln unter dem Mundstück vibrieren. Kasparik legt den Aulos ab und erzählt weiter: Auf Sardinien haben sich zwei Arten des Biaulos erhalten. Manche Musikanten stecken einfach zwei Schalmeien zugleich in den Mund, andere verbinden die beiden Rohre zuvor zu einem Instrument, wie es die vor über 2500 Jahren gemalten Bilder auf antiken Amphoren, Trinkschalen und Grabvasen überliefern. Livemusik, Mitschnitte von Rundfunkaufnahmen und Ausprobieren brachten ihn auf drei verschiedene Möglichkeiten, den Aulos zu stimmen: Die ältesten Instrumente waren vermutlich unisono oder in Terzen gestimmt. Dies erfordert leicht erlernbare, symmetrische Griffe, beschränkt aber den Tonumfang auf fünf Klänge. Durch Stimmung in Quinten läßt er sich auf acht bis neun Klänge erweitern, doch das zweistimmige Spiel ist schwieriger zu beherrschen, weiß Kasparik.
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