backDeutschlands bekanntester Rockmusiker

John Kay

Mit neuer CD zurück zu den Wurzeln von Folk und Blues

Hier ist eine Quizfrage aus dem Bereich „Rock'n'Roll“, die für Folker!-Leserinnen und -Leser vielleicht ungewöhnlich, aber bestimmt von Interesse sein dürfte: Wer ist der bekannteste internationale Rockmusiker aus Deutschland? Die Antwort lautet: Joachim F. Krauledat aus dem ehemaligen Ost-Preußen. „Wer?“, werden Sie jetzt fragen. Wahrscheinlich kennen ihn nur die wenigsten unter seinem Geburtsnamen. Aber dem einen oder der anderen wird er als John Kay bekannt sein, als Frontmann der Gruppe Steppenwolf. Natürlich kennt jeder Steppenwolf '69Steppenwolf, die Supergruppe der späten sechziger und frühen siebziger Jahre, der Hochzeit des Psychedelic-Sounds. Hat nicht die ganze Welt „Born To Be Wild“ gehört oder den Refrain von „Easy Rider“ mitgesungen, der Hymne der Motorradfahrer? Ironischerweise wusste auch das deutsche Publikum, das Steppenwolf und ihre Musik kannte, nicht, dass John Kay etwas mit Deutschland zu tun hat.

Von Frank Matheis*

Als Joachim Krauledat 1958 mit seiner Familie ins kanadische Toronto auswanderte, machte er, was die meisten Immigranten taten, wenn sie als Kinder nach Nordamerika kamen. Wenn du einen Namen hast, der schwer auszusprechen ist oder für amerikanische Ohren zu ungewöhnlich ist, machst du es dir selbst und anderen einfach, in dem du deinen Namen änderst. Vor allem, wenn du in der Unterhaltungsindustrie arbeitest. So wurde aus Joachim bald John. Der erste Buchstabe seines Familiennamens, auf Englisch Kay ausgesprochen, wurde zur neuen Identität. John KayJoachim Krauledat alias John Kay machte aus seiner nationalen Herkunft nie eine große Sache. Er sah wie ein Amerikaner aus und er klang und fühlte sich wie einer.

Für mich war John Kay immer ein vom Blues geprägter Folksänger mit einer elektrischen Band. Bevor er sich Steppenwolf anschloss, trat er als Akustikmusiker auf, der tief in den amerikanischen Folk- und Bluestraditionen verwurzelt war. Es ist erstaunlich, dass mich heute, über 30 Jahre später, John Kays Musik noch immer anspricht, obwohl die Zeiten von Steppenwolf lange vorbei sind. Sein neues akustisches Folk-Bluesalbum „Heretics & Privateers“ (s. Besprechung in Folker! 6/2001) vermittelt mir als „mittelaltem“ Kritiker die gleiche Klarheit wie in der Zeit, als ich ein einsamer und suchender Teenager war. John KayEs ist als ob John Kay einen Kreis geschlossen hat und zu seinen Wurzeln und seiner Liebe für akustischen Blues zurückgekehrt ist. Dieser Künstler hatte schon immer mehr zu bieten, als den meisten Leuten bewusst war.

Von wegen „Born To Be Wild“

Da ist ein Stück „ungewöhnliche Normalität“ mit John Kay verbunden. Für einen Mann, der über 30 Jahre im Rockgeschäft ist, sieht er ausgesprochen gesund aus. Der 57-Jährige könnte leicht als Endvierziger durchgehen. Er treibt Sport, isst gesund, raucht nicht und trinkt nur in Maßen. Er hatte nie eine Neigung für harte Drogen. Selbstzerstörung war nicht sein Ding. Mit seiner ersten Frau Jutta lebt er seit 1965 zusammen. Auch sie ist Deutsche. Beide wussten das nicht voneinander, als sie sich kennen lernten und zusammenzogen. Es war Liebe auf den ersten Blick für den Rest des Lebens. Er mag „Born To Be Wild“ gesungen haben, aber im Vergleich zum Leben vieler anderer Rockstars seiner Generation stellt sein Lebensstil eine Ausnahme dar.


* Frank Matheis ist Bluesspezialist. Er schreibt für u.a. für das Magazin Blues Access und ist Moderator sowie Produzent von „Frank's Picks“ auf WKZE. Frank Matheis kam 1969 als 13-Jähriger aus dem Saarland in die USA.

Deutsche Übersetzung: mik


zurück


Home


vor


!!!

Folker! - ...und jetzt wieder: über 40% sparen beim Folker!-Schnupperabo!
Also auf zur von-uns-für-euch-Schnupper-Abo-Test-Bestellung!

Mehr über John Kay
im Folker! 1/2002