backMusikalischer Brückenbauer

Sergent Garcia

Meister des Salsamuffin

Spanische Musik, Salsa oder Rumba haben Hochkonjunktur. Und obwohl es seit Jahren Bands gibt, die sich spanischer Wurzeln bedienen und dabei aber auch über den eigenen musikalischen Tellerrand schauen, hat diese Musik in jüngster Zeit zu einem neuen Höhenflug angesetzt. Vorreiter der kompromisslosen Fusion aus Punk, spanischem Rock und Ethno, sind Gruppen und Interpreten wie Manu Chao oder Mano Negra. Lange Jahre ein Geheimtip, schaffen sie es inzwischen in die Charts und Diskotheken und ziehen andere Bands rund um den Erdball mit sich nach oben. Darunter die Orishas aus Kuba, King Chango aus New York oder eben Sergent Garcia aus Paris.

Discographie

„Viva El Sargento“ (1997, Crash Disques)
„Un Poquito Quema’o (1999, Labels/Virgin)
„Sin Fronteras“ (2000, Labels/Virgin)

go!! www.sergentgarcia.com
go!! www.sargentogarcia.com

Von Claudia Frenzel

Sergent Garcia sind so etwas wie die Erfinder des „Salsamuffin“, einer völlig obskuren und in die Beine gehenden Mischung aus Salsa, Reggae, HipHop, afrikanischer, kubanischer, jamaikanischer, aber auch funkiger Klänge. Im Gegensatz zum geläufigen Raggamuffin, also der Mischung aus Rap und Rootsreggae, überwiegt beim Salsamuffin ganz klar der Anteil an Salsa. Bandleader Sargento Garcia, wie seine spanischen Freunde ihn nennen, ist Franzose mit spanischen Wurzeln mütterlicherseits. In seiner Heimat ist er längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Gleich zwei Titel von „Un Poquito Quema’o“, dem Vorgänger von Garcias aktuellem Album „Sin Fronteras“, wurden im vorletzten Jahr zu französischen Sommerhits. Seine neue CD sprudelt vor Energie und gibt sich wirklich recht grenzenlos. Darauf wird eine Brücke von der Karibik aus nach Europa über Südamerika und Afrika gebaut – ganz so wie es sich Bruno Garcia, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, einmal vorgestellt hatte. Der Musiker war schon Mitte der 90er Jahre fest davon überzeugt, dass sich ein wirklich neuer Sound eigentlich hinter der Mischung aus bereits existierenden Klängen verbirgt. Und genau das hat er sich auch zum Rezept gemacht. Doch der musikalische Weg dorthin war alles andere als klar. Und von Salsamuffin war zunächst nicht die Rede.

Erste musikalische Schritte mit Dylan-Songs

Sergent Garcia begann seine musikalische Karriere wie so viele seiner Kollegen mit dem Kauf einer Gitarre im Alter von 14 Jahren. „Bei uns zu Hause gab es vielleicht zehn Platten. Sie waren von chilenischen, kubanischen und indianischen Musikern“, erzählt der 35-Jährige auf die Frage nach seinen musikalischen Wurzeln. Zunächst interessierte er sich aber nicht sonderlich für solche Musik, sondern versuchte sich an klassischen Folksongs à la Bob Dylan und beteiligte sich an Schulbandprojekten, ehe er 1983 „Ludwig von 88“ gründete.


SERGENT GARCIA
Sin Fronteras
(Labels/ Virgin)
13 Tracks, 68:29, mit Texten

Zugegeben mit Salsa hätte man mich nicht locken können, aber Sergent Garcia schiebt einem diesen heimlich und gekonnt unter. Funkige Bläser, groovende und reggaelike Beats sowie witzige Rapeinlagen verwischen die gehörige Portion Salsa, die sich hinter all dem verbirgt. „Salsamuffin“ nennen Sergent Garcia und Los locos del barrio (die Verrückten aus dem Viertel) ihre Mischung aus Salsa, Reggae, HipHop und Funk. „Sin Fronteras“ (Ohne Grenzen), das im November vergangenen Jahres erschienen ist, startet mit einem melodiösen Salsastück, mit viel Perkussion, die sich von hier an wie ein roter Faden durch das Album zieht. Weiter geht es mit einem swingenden Reggaestück („Adelita“), das durch Bläser aufgepeppt wird. Bei „Gigante“ vermischen sich dann Reggae- und Latinsound miteinander und gehen in die Beine. Mit dem nächsten Stück schlägt Garcia alsdann den Bogen über Lateinamerika nach Afrika. Bei „Seremos“ ist auch das Duo Amadou & Mariam aus Mali zu hören. Zwischendurch macht der Franko-Spanier immer wieder Exkurse zu Reggae, HipHop, Funk und wilden Trommelsessions. Sergento Garcia sagt, er mag es, Mauern einzureißen und Einflüsse und Kulturen zu mischen. Das ist ihm mit „Sin Fronteras“ auch gelungen, denn dort passiert etwas, was man angesichts klassischer Salsavorurteile nicht erwartet hätte.

Claudia Frenzel


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im Folker! 1/2002