backVerfechter kultureller Integrität

Mory Kante

Hitparaden-taugliche Kora-Klänge aus Westafrika

1988 wurde in sämtlichen Diskotheken und Radiosendern in Europa ein Lied rauf und runter gespielt: „Yeke Yeke“ – ein tanzbarer funky Rhythmus, ein prägnantes Riff und über all dem eine intensive, hohe Stimme – die von Mory Kante aus Guinea, Westafrika. „Yeke Yeke“ hat Musikgeschichte geschrieben als einer der ersten großen Hits eines Afrikaners in Europa. Heute ist Mory Kante ein etablierter Star in der Weltmusikszene, aber auch darüber hinaus bekannt – Leonardo di Caprio wünschte sich eine Remix-Version von „Yeke Yeke“ für seinen Film „The Beach“, und im vergangenen Dezember spielte Mory Kante sogar dem Papst in Rom ein Ständchen. Mit seinem neuen Album „Tamala“ schaffte der moderne Griot im Oktober gleich den Sprung auf Platz 1 der World Music Charts.

Discographie
(Auswahl)

„Courougnegne“ (1981, Leroux)
„A Paris“ (1985, Barclay)
„10 Cola Nuts“ (1986, Barclay)
„Akwaba Beach“ (1987, Barclay)
„Touma“ (1990, Barclay/Metronome)
„Ngono“ Village (1994, Barclay/Metronome)
„Tatebola“ (1997, Misslin/Semaphore)
„Tamala“ (2001, Next Music/Indigo)

Kontakt:

www.morykante.com

Von Karen Pfundt

„Tamala“ heißt so viel wie „der Reisende“ – ein passender Titel für einen Musiker, der so viel unterwegs ist, der mal in Conakry, der Hauptstadt seines Heimatlandes Guinea, mal in Paris oder auch in London anzutreffen ist, wenn er nicht gerade auf Welt-Tournee ist. Geboren wurde Mory Kante 1950, in Albadaria an der Quelle des Niger. Vom Dorf hinaus in die Welt: Einer seiner neuen Songs, „Dimini“, handelt von dieser Spannung, erzählt Mory Kante: „Ich habe mir vorgestellt, man würde mein kleines Heimatdorf nehmen und es nach Hamburg versetzen, oder nach New York oder nach Los Angeles. Man hört am Anfang die Tam-Tams aus dem Dorf, dann geht es in die entwickelte Welt, in die Metropolen, der Groove kommt dazu, ein harter Dance-Rhythmus, die Lautstärke, und am Ende kehrt alles wieder ins Dorf zurück.“

Mory KanteDie meisten Songs von Mory Kante liegen der Großstadt-Disco allerdings näher als dem heimatlichen Dorfplatz. Das hat ihm des Öfteren den Vorwurf eingebracht, er habe seine heimatlichen Traditionen an den westlichen Popmusikgeschmack verraten. Doch selbst wenn man die synthetischen Spielereien seiner letzten Alben nicht mochte: Unbestreitbar hat Mory Kante das Verdienst, schon Ende der 70er Jahre, als ganz Westafrika auf elektrische Gitarren und Synthesizer flog, vor allem traditionelle afrikanische Instrumente eingesetzt zu haben, allerdings verstärkt und damit verfremdet. Diesem Ansatz ist er auch auf seinem neuen Album „Tamala“ treu geblieben. Dreizehn verschiedene afrikanische Instrumente – vom Balafon über diverse Trommeln wie Djembe, Doun-Doun und Tama bis hin zur Kora – sind mit Foto und Erklärung im Booklet aufgelistet. „Für mich ist wichtig, dass man immer die traditionellen Instrumente heraushören kann. Ich bin Afrikaner und möchte meine kulturelle Integrität behalten, meine Kultur, die eben die afrikanische ist. Zugleich will ich aber auch Musik machen, die in der ganzen Welt gehört wird.“

Universalisierung als Öffnung

Seine letzten beiden Alben hat Mory Kante im Alleingang produziert. Auch, weil er sich nicht sagen lassen wollte, wie afrikanische Musik zu klingen habe – nämlich immer schön traditionell. „Die Welt entwickelt sich, es gibt den Fortschritt, und auch Afrika ist Teil dieses Planeten. Und soweit ich weiß, hat noch auf keinem Sampler ein Aufkleber geklebt mit der Aufschrift ‚Diese Geräte sind für afrikanische Musik verboten!'„ Klagen über einen immer gleichförmigeren universalen Pop-Geschmack sind nicht seine Sache: „Für mich war diese Universalisierung eine Öffnung! Übrigens für die gesamte afrikanische Musik, dafür haben wir ja gekämpft.“ Und so hört man Mory Kante auf seinem neuen Album ganz Hitparaden-tauglich im Duett mit der britischen Rhythm&Blues-Sängerin Shola Ama.


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Mehr über Mory Kante
im Folker! 6/2001