backDa steht ein Pferd auf dem Flur

Mädchen und Pferde das gehört ebenso unzertrennbar zusammen wie Irland und Guinness oder Jamaika und Joint. Groß darum die Freude bei zwei jungen Damen – oder sind es noch Gören? – als sie für ein Buchprojekt namens „Blue Twine – Das Pferd in den Liedern der irischen Travellers“ eine CD einspielen sollten. Allerdings kommen die beiden aus Berlin und da weiß man von Pferden kaum mehr, als dass die Vierbeiner auf dem Brandenburger Tor wohl auch welche darstellen.

Von Luigi Lauer

Stefanie Saß und Graziella Azad, beide 18, hatten denn auch nichts mit der Familie der Unpaarhufer zu schaffen. Bis ja, bis eine gewisse Ulrike Pollay von der Cant-Edition in einem Pub auf die beiden aufmerksam wurde. Für die Mädels krempelte sie ihr Konzept um, das ursprünglich nur vorsah, Lieder der irischen Travellers, die von Pferden handeln, zusammen zu tragen. Im Pub dann wurde die Idee geboren, Gedichte zu vertonen, die ebenfalls von Pferden handeln, und das Ergebnis dem Buch beizulegen. Die CD ist inzwischen fertig, das Buch soeben erscheinen. Die Texte auf dem Album spricht der Schauspieler Andreas Thieck ein, sehr souverän. Die Musik kommt komplett vom Duo Azad und Saß. Nur Dudelsack und Flöte haben die beiden nicht selber eingespielt Klavier, Gitarre und Geige sowie sämtliche Kompositionen stammen von ihnen, ebenfalls sehr souverän.

Das hat seinen Hintergrund. Seit ihrem sechsten Lebensjahr spielen die beiden Geige. Und sie besuchen einen Schultyp, der irgendwo zwischen Gymnasium und Musikkonservatorium liegt. Moment: besuchen? Falsch. Besuchten ist richtig. Denn erst kürzlich haben die beiden Unzertrennlichen die Schule geschmissen, zur hellen Freude ihrer Eltern, versteht sich. Sie wollen Musikerinnen sein. Stars. Umtost von den Massen, geliebt von Millionen, unsterblich, und wenn überhaupt begraben, dann unter einem Meer von Teddys. Die werden dann im Porsche in die Villa mit Swimming-Pool gebracht, wahlweise die in Deutschland, Italien oder Beverly Hills. Wobei der Standortnachteil von Beverly Hills auf der Hand liegt, denn hier ist ja nicht mal Platz, den Privat-Jumbo vor der Tür zu parken.

Mädchenträume. „Wir sind naiv. Aber wir sind auch Glückskinder“, sagt Stefanie, und Graziella nickt eifrig. Ein Herz und eine Seele, die beiden, sie wohnen auch zusammen und sind eigentlich immer einer Meinung. Und keine fummelfreudigen Jungs weit und breit, die diese Idylle stören könnten: Stefanie ist „seit drei Jahren solo“, und Graziella hatte „mal eine Affäre“. Die Musik sei ihnen wichtiger, und man glaubt es ihnen. Und Glückskinder seien sie, weil sie bereits genau wissen was sie wollen und schon von der Musik leben können. Bis zur Villa könnte es allerdings noch ein Weilchen dauern, zumal mit der Musik, die sie machen: Folk. Oder jedenfalls sowas ähnliches. „Wir haben von Folk keine Ahnung“, kommt von links, und von rechts: „Wir hören auch keinen“. Stefanie und Graziella: das Stereo-Prinzip in perfekter Ausführung. Denn meist reden beide.


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Mehr über Stefanie Saß
und Graziella Azad
im Folker! 5/2001