backUnkraut vergeht nicht!

Henry McCullough

Irischer Sänger, Songwriter und Saitenspezi

Er ist alles andere als ein begnadeter Sänger, dafür schätzen ihn KollegInnen wie Nick Lowe oder Anne Briggs („Henry schreibt einfach gute Songs“) als Songwriter und vor allem als As auf Gitarre und Mandoline. Die Liste der MusikerInnen, mit denen er zusammenarbeitete, ist ellenlang: Joe Cocker, Paul McCartney, Donovan, Roy Harper, um nur einige zu nennen. Mancher Rückschlag kennzeichnet die bescheidene Solokarriere des „einzigen irischen Teilnehmers beim Woodstock-Festival“.

Von Roland Schmitt

Auswahldiscographie
(Auswahl):

„Mind Your Own Business“ (Dark Horse; 1975)
„Hell Of A Record“ (Line Music; 1984)
„Cut“ (Line Music; 1987)
„Blue Sunset“ (SelleS Records; 1998)

www.geocities.com/
BourbonStreet/2075/henry.html

Wie so bei manch anderem irischen Musiker auch – siehe Paul Brady oder Van Morrison – spielte Volksmusik bei Henrys musikalischer Sozialisation eine eher untergeordnete Rolle. Angesagt waren eben Ende der 50er, Anfang der 60er Rock'n'Roll und R&B: „Ich hörte die Beatles, viel Blues und natürlich Dylan. Ich spielte in Skiffle-Gruppen und hing mit Freunden herum ... bis ich mit 17 von Zuhause abhaute, um als Musiker meine Brötchen zu verdienen.“ Fünf Jahre lang zieht das aus dem nordirischen Portstewart stammende Talent mit Showbands durch die Lande, hat aber irgendwann von der Tanzmucke genug.

Unerwartet erhält Henry einen folgenschweren Anruf seines Freundes Chrissie Stewart, der in Blackpool in einer Rhythm & Blues-Band namens The People spielt. Er lässt das lukrative Tanzmusikgeschäft sausen und siedelt nach England über. Jimi Hendrix' Manager Chas Chandler nimmt das Quartett unter Vertrag und versucht es mit neuem Namen (Eire Apparent) als „typisch britische Psychedelic Bluesrockband“ in den USA anzupreisen. Während der Amerika-Tour '68 wird Henry in Kanada beim Haschischrauchen erwischt und gefeuert: „Man gab mir ein one-way-ticket zurück nach Irland, wo ich Johnny Moynihan und Terry Woods traf, von einer traditionellen Gruppe namens Sweene's Men.“ Deren dritter im Bunde, Andy Irvine, hat sich gerade Richtung Balkan abgesetzt, somit ist ein Platz bei ihnen frei.

Triumph beim Cambridge Folk Festival

Sweeney's Men gelten seit ihrem Debütalbum als „die jungen Wilden des Irish Folk Revivals“, singen nicht nur Gassenhauer und Rebel-Songs wie die Clancy Brothers und die Dubliners, sondern wagen auch Experimente: komplizierte Rhythmen, Einsatz ungewohnter Instrumente wie z. B. der Bouzouzki, lassen sich vom American Folksong inspirieren. Henry McCulloughHenry scheint die Aufgabe zu reizen: „Ich hatte immer alte traditionelle Lieder und Instrumentals gehört, meine Mutter sang oft diese alten Lieder. Folglich waren mir diese Irish Folk Songs sehr wohl vertraut.“ Allerdings zögert Henry noch, denn er will auch bei den Sweeneys weiter elektrische Gitarre spielen. Moynihan stört das überhaupt nicht. „Er sagte, das sei kein Problem. Also versuchten wir, die zwei Stile zu verschmelzen, und bei den Proben funktionierte das richtig gut. Ich verwendete die E-Gitarre vornehmlich als Borduninstrument, und es passte zur Musik.“ Den kreativen Prozess des Trios befördert auch Moynihans damalige Freundin, die Sängerin Anne Briggs („Die Greta Garbo des Folk“; s. Folker! 5/1999). Sie heißt den eingeschlagenen Kurs gut. Anders als das heimische Publikum, das mit dem (ganz) neuen Sound nicht viel anfangen kann. In Konzerten werfen Fans mit Münzen und Bierdeckeln. Dafür gerät ihr letzter öffentlicher Auftritt beim „Cambridge Folk Festival“ 1968 zum Triumph; sie gelten fürderhin als Erfinder des (britischen) Folkrocks: „Sechs Monate hatte ich das gemacht, doch dann veränderten sich die Dinge, und ich wollte wieder zurück zum Rock'n'Roll.“

Mit Cocker zurück zum Rock'n'Roll

Viele Spuren aus dieser Zeit sind nicht geblieben. Ein Mitschnitt für das irische Fernsehen wird versehentlich gelöscht (!); zwei von Henrys Songs finden sich auf dem nur von Woods und Moynihan eingespielten zweiten Album „The Tracks Of Sweeney“. 15 Jahre später kommen die drei nochmals zusammen: „Wir sollten ein Reunionkonzert ... geben, nur für 'ne Radioshow. Es war ‚elektrisch', bad vibes beeinflussten die Musik – es war ein Desaster.“ Nach dem Cambridge-Festival-Gig lernt Henry Joe Cocker kennen, der ihn vom Fleck weg für seine Grease Band engagiert. Von nun an ist Henry wieder im Geschäft, auch als Cocker seine backing band feuert. Die Grease Band bleibt zusammen, macht sich als variable Bluesrocktruppe mit gelegentlichen Anleihen bei Country & Folk einen guten Namen. Daneben steigt Henry bei Spooky Tooth ein, wechselt schließlich zu Maccas Wings, kehrt zu Cocker zurück, spielt dann für Frankie Miller. 1975 ist das erste Soloalbum fällig mit dem programmatischen Titel „Mind Your Own Business“.


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Mehr über Henry McCullough
im Folker! 5/2001