mit Wolfgang Winkler:
solo: alle: LEICO-records ( www.leico.de) |
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Tourplan siehe Terminseiten |
MARCEL ADAM
Lothringer: Lorrain de coeur
(Leico Records 8553) 17 Tracks, 57:46 Ohne sein Käppie könnte er als Bruder von David Lindley durchgehen. Doch statt mit Weltmusik hat es der Liedermacher aus Grosblie (dem größeren französischen Teil) von Blittersdorf eher mit regionaler Musik am Hut. Das nunmehr dritte Soloalbum schließt seine französisch-lothringisch-deutsche Trilogie ab. Aber er bleibt von Herzen Lothringer, Grenzgänger im deutsch-französischen Spannungsfeld. Denn die gemeinsame Vergangenheit liefert Adam immer noch viele packende, dabei auch belastete Geschichten. Persönlich Erlebtes und Erzählungen aus dem Familienkreise bilden oft den Kern seiner Lieder, vermitteln somit ein Höchstmaß an Authentizität. Gleichwohl erscheint mir S'Karoline von Saargemines, der von Adam vertonte Text des Regionaldichters Lucien Schmitthäusler, als Glanzstück der CD: eine zarte, ironische Ballade über eine unerschrockene Zigeunerin im KZ. Wenn Adam aber mit dem deutschen Schlager kokettiert, bewegt er sich bisweilen auf brüchigem Eis. Nicht jeder erkennt z.B. Hochzittsrääs im Bitcherlond gleich als Persiflage. Und seine pathetische Muttertagshymne Mama min Lied fier dich ist wohl nicht jedermanns Sache. Der variable Musik-Mix, zu dem neben dem exquisiten Begleitduo AU BOUT DU MONDE noch viele Gäste (u. a. JEMs Helmut Eisel und Michael Marx, Ingrid Peters), beitragen, macht gleichwohl Lothringer zu einem echten Hörvergnügen mit Tiefgang. Bezugsadresse: LEICO-records, Auf der Schlicht 12, 66839 Schmelz |
Wir treffen uns im Café de la Paix, einem gemütlichen Gasthaus im Zentrum von Grosbliederstroff. Der Name des an sich unscheinbaren Lokals scheint gut gewählt. Die Sehnsucht nach Frieden hat gerade in der lothringisch-saarländischen Grenzregion lange Tradition: Über viele Jahrhunderte hinweg überzogen Kriege diese Landschaft. Gleichwohl fällt es einem schwer, sich vorzustellen, in Deutschland könne sich ein Wirtshaus Café zum Frieden nennen. In Ostfrankreich gibt's dagegen fast in jedem Ort ein Lokal mit solch einem Namen. Adam wohnt nur zwei Straßen weiter, kommt allerdings etwas gehetzt zu unserem Termin. Soeben ist sein drittes Soloalbum erschienen, und über mangelndes Interesse an seinem neuen Opus vor allem auf deutscher Seite der Region kann er sich nicht beklagen.
Von Roland Schmitt
Gewiss nicht still und leise, aber behutsam und ohne künstlichen Medienrummel hat sich Adam in den letzten fünf Jahren einen Namen als eigenständiger, dabei origineller und vielseitiger Liedermacher und humoriger Entertainer gemacht. Im (deutschen) Südwesten firmiert er bereits als der Roger Siffer Lothringens, wenn auch dieser ehrenwerte Vergleich etwas hinkt. Überhaupt haben die regionalen Szenen des Elsass' und Lothringens weniger gemeinsam, als man denkt. Wenn auch personell nicht mehr so potent wie in den 70er und 80er Jahren man denke an elsässische Dialektsänger wie René Egles, François Brumbt und natürlich Siffer, Gruppen wie Géranium oder Le Folk de la Rue des Dentelles , hat im Elsass die Mundart immer noch Konjunktur, ist, wie Adam frei- und auch etwas wehmütig erklärt, in der heimischen Bevölkerung voll akzeptiert: Die können auch bei sich gut leben, müssen nicht unbedingt in Deutschland touren. Die Elsässer schätzen ihre Leute Siffer oder auch eine Huguette Dreikaus werden da richtig gefeiert. In der Tat haben elsässische Dialekt-KünstlerInnen, auch in puncto öffentlicher Förderung, keine sonderlichen Probleme. Zu den Schwowe (Schwaben= Synonym für Deutsche) kann man gehen, wenn und wann man will. Die sitzen einem, dem Vater Rhein sei dank, nicht so nah auf der Pelle. Ganz anders im lothringischen Grenzland. Den lothringischen Dialekt gibt's gleich in zwei, sehr unterschiedlichen Varianten (moselfränkisch im Westen, rheinfränkisch im Osten), dabei nur auf das Departement Moselle begrenzt. Und auch da hat das Französische sich in den Familien längst durchgesetzt, so wie sich auch das übrige Lothringen durch und durch französisch fühlt. Nach seiner Nationalität befragt, antwortet der Lothringer durchweg Ich bin Franzose, der Elsässer noch immer meist Ich bin Elsässer!
Warten auf Patricia Kaas Mussik, Sprooch un Wein 2001 Szene Saar-Lor-Lux-Trier formiert sich Die Irish Folkies haben es uns vorgemacht. Die plattdeutschen Liedermacher und die Elsässer auch. Seit einiger Zeit formiert sich jetzt auch eine selbstbewusste eigene moselländische Szene. Aus Manfred Pohlmann, Bendorf-Sayn, jetzt in Neuwied, wurde ein Edelzwicker (nach dem berühmt-trockenen elsässischen Wein) inzwischen tritt er auch schon mal mit Roger Siffer zu gemeinsamer Äktschn auf. Sein heutiger Partner Jo Nousse, Sierck-les-Bains, hatte mit seiner ersten Lothringer Bänd einst die Frage gestellt: Geeschtemat? Gehst du mit? Machst du mit? Lothringer Platt schwäzzen! Und so ist der eine zum andern gekommen, nachdem man in wechselnden Formationen im Laufe der Jahre schon so vieles ausprobiert hatte. Auch der Querflöten- und Saxofoncrack Dirko Juchem, der im Trio Liederschmitt gespielt hat, beim Duo Balance und eben auch mit Manni P. Immer noch. Von Walter Liederschmitt Woltähr 1983 hat sich die Szene Saar-Lor-Lux-Trier moselabwärts bis über Koblenz hinaus das moselfränkische Sprachgebiet erstmals zusammengetan und eine kleine Konzerttournee rund um das Drei-/Vier-Länder-Eck veranstaltet. Über zehn Gruppen verabredeten sich seitdem alle drei Jahre zur Tour Muselfränkech, Lëtzebuergesch, Trierisch ... oni Grentzen / musique sans frontières und verhalfen dem kulturell weniger auffälligen Westsüdwesten zu ein bisschen mehr Aufmerksamkeit. Über die politischen Grenzen hinweg, die seit dem Schengener Abkommen doch etwas durchlässiger geworden sind.
Information bei den beteiligten Rundfunkanstalten:
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Immerhin darf Adam seit einiger Zeit sein Wort im Metzer Regionalrat für Sprache und Kultur erheben. Er hält dort noch die Fahne des Lothringer Platt hoch. Dabei mutet sein Engagement ein wenig wie Don Quichottes Kampf gegen die Windmühlen an. Die Mehrzahl der (frankophonen) Lothringer orientiert sich an dem, was politisch wie kulturell aus Paris kommt, sie misstraut sogar den (wenigen) Landsleuten, die die germanische Tradition der Region nicht einfach aussterben lassen wollen. Die Medien hier schweigen mich im Prinzip tot, seufzt Adam fast resignierend. Im Radio werde ich nicht gespielt, von der Presse meist ignoriert, ans Fernsehen will ich gar nicht erst denken. Entsprechend selten sind seine Auftritte in Frankreich, mal von seiner näheren Umgebung und dem Elsass abgesehen. Das Gros seiner Konzerte gibt Adam auf der deutschen Seite, vor allem in der Pfalz und im Saarland. Dort ist er fast schon ein Star mit seiner einmaligen Mischung aus Dialektsongs, französischen Chansons und einigen wenigen Liedern in hochdeutscher Sprache.
Zum Liederschreiben kam Adam bereits als Jugendlicher. Da brachte er schon erste Texte zu Papier. Über seine Jugendzeit spricht er nicht gerne. Er besuchte Internate im Elsass und in der Schweiz, sein Abi machte er dann in Sarreguemines, der nahen Grenzstadt zu Grosbliederstroff, die sich gerne das Tor zu Frankreich nennt. Ich hab' dann angefangen, Jura zu studieren, aber das war's nicht. Dann hab' ich jahrelang rumgejobbt. Nichts, was ich nicht gearbeitet habe. Adam landet schließlich in der Werbebranche, macht Jingles und Spots für Kinowerbung. Mit Musik hatte er nicht so viel am Hut, klar, Tanzmucke in diversen Bands, und nebenbei vor allem Chansons zur Gitarre. Rockmusik hat mich nicht sonderlich beeindruckt. Mit meinem Transistorradio habe ich eben hauptsächlich französische Sender gehört, und da lief das klassische' Progamm: Brassens, Brel, auch Bécaud und Dutronc. Dabei mochte ich auch Blues und den zeitgenössischen Folksong. Dylan lernte ich auch schätzen, aber nicht im Original, sondern in den französischen Versionen von Hughes Aufray!
Im Frühjahr 1983 trifft er per Zufall auf den aus Norddeutschland stammenden Liedermacher Wolfgang Winkler (seines Zeichens Lehrer), im Wartezimmer beim Zahnarzt. Man läuft sich nochmals über den Weg und entdeckt die gemeinsame Liebe zum Chanson. Adam kennt auch deutsche Liedermacher, Reinhard (aka Frédérik) Mey, auch von Hannes Wader hat er gehört. Beide beschließen, fortan als Duo weiterzumachen. Sie spielen in der saarländischen Folk- und Kneipenszene; ihr Repertoire setzt sich im Wesentlichen aus Altbekanntem, vorwiegend französischen Chansonstandards (Je ne regrette rien, La maladie d'amour), zusammen. Eigenkompositionen sind die Ausnahme, Dialektsongs werden erst viel später hie und da ins Repertoire eingestreut. Zwei Alben und einige Singles kommen auf den regionalen Markt; das gemeinsame Programm ist nett, beim Publikum durchaus beliebt, aber auch irgendwie belanglos. Sie hätten wohl noch Jahre so neweher wie die Saarländer sagen weiterspielen können. 1994/95 verliert Adam seinen Job. Er steht nun am Scheideweg. Er (Jahrgang 1951) weiß, das seine beruflichen Perspektiven nicht rosig sind. Da auch die Chemie mit seinem Duopartner nicht mehr stimmt, wagt er den riskanten Schritt ins Profilager. Adam hat bereits einige Auftritte mit einem Soloprogramm bestritten, und das kommt gut an. Er ist ab jetzt nur noch für sich selbst verantwortlich. Parallel hierzu betreibt Adam diverse Nebenprojekte, ein Chansonduo namens Ivengelin (anfangs mit Bernard Gérard, den dann Ivo Müller ersetzt), das Duo De Passage (mit Rainer Rodin) und noch ein Duo mit dem Schauspieler Jürgen Reitz. Doch bei letzterem (Bumstrallala) ist literarisch-politisches Kabarett angesagt; da kann Adam seiner frech-fröhlichen Art erst recht freien Lauf lassen.
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