backMehr als ein klingendes Klischee

Taj Mahal

Zwischen Calypso und Reggae, Blues und Klängen von Hawaii

In den frühen sechziger Jahren, als die Indien-Begeisterung unter den amerikanischen Musikern umging, da nannte sich Henry St. Fredericks kurzerhand "Taj Mahal" - wie das berühmte indische Marmor-Mausoleum. Inzwischen ist Taj Mahal selbst ein Monument geworden, aber kein Taj Mahalerstarrtes, denn der legendäre amerikanische Blueser hat sich in den gut vierzig Jahren seiner Karriere immer auch für andere Stile interessiert, für Jazz, Country, Folk, Funk, Soul, und er hat nach den westafrikanischen Ursprüngen des Blues geforscht. Und er hat über ein Jahrzehnt auf Hawaii gelebt - eine Zeit, die noch heute nachwirkt.
Mit einem Grammy (für die mit der Phantom Blues Band eingespielte CD "Shoutin' In Key") sowie seiner neuen CD "Hanapepe Dream" in der Tasche kehrt Taj Mahal mit seiner Hula Blues Band in diesen Tagen auf deutsche Konzertbühnen zurück. 1995 stand sein Name bereits auf dem offiziellen Plakat des Tanz&Folkfests Rudolstadt. In den letzten Jahren wurde Taj Mahal regelmäßig gehandelt. In diesem Sommer soll er jetzt wirklich stattfinden, der lang erwartete Auftritt des Amerikaners.

Von Karen Pfundt

"Ich und meine Süße und das große tolle Boot, wir werden die Küste von Mexiko herunter segeln, ganz langsam durch den Panama-Kanal gleiten und in der Karibik rauskommen" ...

... singt Taj Mahal tief und lässig, dazu säuseln die Saxofone und die Ukulelen zirpen. Wenn man den legendären Sänger und Multi-Instrumentalisten mit seiner hawaiianischen Hula-Blues-Band zum ersten Mal hört, dann fragt man sich, ob einem hier das Klischee vom einfachen, idyllischen Leben unter Palmen, mit weißen Segeln am Horizont verkauft werden soll - ein Klischee, was auf die Karibik genauso passt wie auf den Pazifik. Wenn man aber weiß, das Taj Mahal, der knapp sechzigjährige Blueser, selbst lange Zeit abseits vom Showbusiness auf der Hawaii-Insel Kauai gelebt hat, wenn man weiß, dass seine Mutter aus South Carolina stammte und Gospel sang, dass sein Vater Jazzmusiker und aus Jamaika war, dass auch seine Großeltern aus der Karibik kamen und dass sich Taj Mahal schon in jungen Jahren mit diesem musikalischen Erbe beschäftigt hat, dann weiß man auch, dass für ihn die Musik mit der Hula Blues Band (Hula ist übrigens der traditionelle Tanz, den die Polynesier vor zweieinhalb Jahrtausenden mit nach Hawaii brachten) mehr ist als ein klingendes Klischee.

Es ist eine Liebeserklärung - an eine Region mit einer lebendigen musikalischen Tradition und an eine Gesellschaft, in der das Musikmachen genauso zum Leben gehört wie das Atmen oder das Essen. Eine ähnlich hohe Dichte an Musikern pro Einwohner wie in Hawaii, meint Taj Mahal, gebe es wohl nur noch auf Kuba oder Jamaika. Taj MahalAls er noch auf Hawaii lebte, machte er mit den Musikern seiner Hula Blues Band aber nicht nur Musik, sondern ging mit ihnen fischen oder kochte für sie. Wie nur konnte er sich dann vor ein paar Jahren in Los Angeles niederlassen, diesem als seelenlos verschrieenen Moloch? Mahal grinst und schiebt seinen großen Strohhut zurück: "Ich lebe ja nicht wirklich da - ich lebe eigentlich im Äther ... da lebe ich!!" Lacht und fügt an: "Die meiste Zeit reise ich herum, spiele Musik, bin irgendwo beschäftigt. Mein persönliches Befinden hat eigentlich wenig damit zu tun, an welchem Ort ich genau bin. Ich brauche auch meine Umgebung nicht, um irgendwelche besondere Musik zu machen.
Wenn hawaiianische Musiker in Los Angeles sind, dann mache ich eben mit ihnen die Musik in Los Angeles. Wenn sie in Louisiana leben würden, dann würde ich genau dieselbe Musik mit ihnen dort machen. Das ist es, was mich interessiert. Natürlich ist das Klima auf Hawaii besser als in Los Angeles, da will ich niemandem was vormachen, aber das ist nicht so wichtig. Jedenfalls funktioniere ich nicht so, dass ich nun nach Jamaika fahre und mich auf einmal total jamaikanisch fühle - oder nach Hawaii, und dann hawaiianisch bin."


zurück

Home

vor


Mehr über Taj Mahal im Folker! 4/2001

!!!

Folker! - ...und jetzt wieder: über 40% sparen beim Folker!-Schnupperabo
und ein Geschenk dazu!

Also auf zur von-uns-für-euch-Schnupper-Abo-Test-Bestellung!

!!!