backMulti-Kulti-Bläser aus London

The Bollywood Brass Band

Eine Street Band, die auch mit Konzerten und auf CD Erfolg hat

Englische Blasmusiker in schwarz-roten Fantasiekostümen spielen indische Filmmusik. Hört sich ziemlich eigenwillig an, aber die Bollywood Brass Band war ein echter Höhepunkt des letzten Rudolstadt-Festivals und beeindruckte sowohl auf der Bühne wie auch als Marching Band auf dem „Boulevard“ der Saale-Stadt. Verwurzelt ist die Bollywood Brass Band sowohl in der bunten Weltmusik-Szene Londons wie auch in der dortigen Asian Community. Doch man muss wohl die Entstehungsgeschichte dieses einzigartigen Bandprojekts näher betrachten, um es richtig einordnen zu können.

Von Christian Rath

Discographie

1999 The Bollywood Brass Band, The Bollywood
Brass Band (Emergency Exit Arts)

2001 The Bollywood Brass Band,
Rahmania (Emergency Exit Arts)

[in Deutschland bis jetzt jeweils nur über Import
erhältlich via Old Songs New Songs in
Bochum]

Kontakt:

Bollywood Brass Band
c/o Emergency Exit Arts
PO Box 570 London SE10 0EE

E-Mail bollywood@eea.org.uk

Am Anfang war die Friedensbewegung. In Großbritanien brachte die Campaign for Nuclear Disarmement (CND) Anfang der 80er-Jahre Zehntausende gegen die Stationierung neuer Marschflugkörper (Cruise Missiles) auf die Straße. Mit dabei war auch die Fall Out Marching Band, ein Kollektiv linker Blasmusiker, das deutschen Projekten wie der IG Blech aus Berlin oder Dicke Luft aus Köln entsprach. 1987 taten sich sieben Musiker aus der 40-köpfigen Fall Out Marching Band zusammen, um eine professionelle und eher unpolitische Street Band zu gründen. Das war die Geburtsstunde der Crocodile Style Street Band, die für Umzüge aller Art gebucht werden konnte und auch heute noch besteht. Anfang der 90er-Jahre kam dann die Anfrage, ob man nicht bei den Umzügen der Londoner Hindus und Sikhs zum indischen Lichterfest (Diwali) am 5. November spielen könne. Die Band, die ihr Repertoire bisher vor allem aus (latein-)amerikanischen und afrikanischen Traditionen bezog, nahm die Herausforderung an, wollte sich aber gründlich vorbereiten und sagte erst für das folgende Jahr zu.

Da traf es sich gut, dass für das International Festival of Street Music in London 1992 auch die indische Shyam Brass Band aus Jabalpur eingeladen war und Mark Allan nicht nur Organisator des Festivals, sondern auch Mitglied der Crocodile Style Street Band war. Allan arrangierte gemeinsame Proben der beiden Blaskapellen, bei der die Engländer versuchten, soviel wie möglich von den Indern zu lernen. Mit Erfolg. Als Diwali Band nahm man noch im gleichen Jahr an fünf Umzügen teil.

Zur Bollywood Brass Band wurde man erst später durch die Zusammenarbeit mit der Dhol Foundation von Johnny Kalsi. Die Dhol-Drum ist eine große röhrenförmige und leicht bauchige Trommel, die von beiden Seiten geschlagen wird. Anders als die Tabla, die aus der klassischen indischen Musik kommt, ist die Dhol-Drum Teil der indischen Volksmusik (vor allem aus dem Bundesstaat Punjab und der dortigen Bhangra-Musik). Johnny Kalsi spielte schon seit Jahren in der englisch-indischen Bhangra-Band Alaap und hatte Lust auf Neues. Also stieg er bei der Bollywood Brass Band ein und ergänzte deren bisher eher latin-geprägte Percussion mit seiner krachend-lauten Dhol-Drum.

Inzwischen ist Johnny Kalsi einer der meistbeschäftigsten Weltmusiker Englands und mischt unter anderem bei Transglobal Underground, Fun-da-men-tal und dem Afro-Celt Sound Project mit. Da trifft es sich gut, dass er inzwischen eine Stiftung gegründet hat, die Dhol Foundation, in deren Rahmen Londoner Jugendliche das Dhol-Trommeln lernen und auch öffentlich auftreten können. Aus diesem Talentschuppen versorgt sich nun auch die Bollywood Brass Band mit gelegentlich wechselnden jungen Dhol-Trommlern.

Am 28. Juli wird das Londoner Multi-Kulti-Projekt erneut in Deutschland zu sehen sein: beim Bardentreffen in Nürnberg.


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Mehr über The Bollywood Brass Band im Folker! 4/2001

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