backSwing, Melodie und Innovation

Skolvan

Eine Band veränderte das Gesicht der bretonischen Fest-Noz-Musik

Von Christian Rath

Innovation ist die Stärke von Skolvan. Mitte der Achtzigerjahre war die Band Teil einer grundlegenden Erneuerung der bretonischen Musikszene. Und heute sind sie immer noch die anspruchsvollste Fest-Noz-Band der Bretagne – wie ihre jetzt erschienene neue CD "Cheñchet'n eus an amzer" beweist.

Als Skolvan entstand, gab es im wesentlichen zwei Arten, ein bretonisches Tanzfest ("Fest Noz") musikalisch zu begleiten. Da waren zum einen die traditionellen Formen, insbesondere das "couple sonneur", ein Duo mit Bombarde und Biniou (Dudelsack), aber auch der a capella vorgetragene Wechselgesang ("kan ha diskan"). Auf der anderen Seite standen die modernen Bands, die wie Sonerien Du oder Diaouled ar Menez elektrische Instrumente einsetzten und sozusagen traditionell tanzbaren Folkrock spielten.

Kontakt:

E-Mail Gilles Le Bigot (Skolvan)
Tel/Fax: +33/2 98 92 37 93

E-Mail Rainer Zellner (Music-Contact)
Saarstr. 8
72070 Tübingen
Tel: 0 70 73/22 50

Discographie

Musique à danser, 1989,
   diffusion breizh
Kerz ba'n dans, 1991, Keltia Musique
Swing & Tears, 1994, Keltia Musique
Cheñchet'n eus an amzer, 2000,
   Keltia Musique

E-Mail Christian Rath
Sedanstrasse 12
D-79098 Freiburg
Tel/Fax: 07 61/3 53 29

Zwischen beiden Lagern war eine tiefe Kluft. Man könnte auch sagen eine breite Lücke – in die Mitte der Achtziger-Jahre eine Handvoll junger Gruppen stieß. Neben Skolvan gehörten auch Pennou Skoulm und Storvan zu den Pionieren. Sie machten zwar akustische Fest-Noz-Musik, banden das archaisch klingende Sonneur-Duo jedoch in einen folkigen Gruppen-Sound ein. Das war die Geburtsstunde einer neuen Formel, die seitdem unzählige bretonische Gruppen benutzten.

Die "tiefergelegte" Bombarde

Schon damals hatte die Musik von Skolvan einen ganz speziellen Klang, weil sowohl auf Bombarde wie auch auf den Dudelsack verzichtet wurde. Beides empfand die Band als zu hervorstechend. Deshalb ersetzte Fañch Landreaus Geige den Dudelsack, während Youenn Le Bihan als Ersatz für die Bombarde gleich ein neues Instrument erfand, das er an barocke Formen der Oboe anlehnte. Gegenüber der Bombarde klingt es tiefer und milder. Gebaut hat es Le Bihan selbst, den Namen "Piston" hat es jedoch von dem mit der Gruppe befreundeten bretonischen Gitarristen Soig Siberil erhalten. Der Begriff klingt spanisch und wurde angeblich auch auf einer Spanien-Tournee gefunden. Ein Nonsense-Name, wie oft behauptet, ist "Piston" allerdings nicht, denn so heißt auch ein den Ton erniedrigendes Pumpenventil bei der Trompete.

Mit zur Urbesetzung von Skolvan gehörten noch Yann-Fañch Perroches am Akkordeon und Gilles Le Bigot an der Gitarre. Le Bigot hatte zuvor schon mit Alan Stivell gespielt und (gemeinsam mit Soig Siberil) die DADGAD-Gitarren-Stimmung in der bretonischen Folk-Szene verankert. "Die offene Stimmung passt viel besser zur bretonischen Musik, weil sie modal ist", erklärt sich Le Bigot die vielen Nachahmer, "während in der eher tonalen irischen Musik auch die klassische Stimmung Sinn macht."

Swing und Melodie

In der musikalischen Umsetzung war Skolvan von zwei Ideen geleitet, die auch heute noch für die Gruppe maßgeblich sind. Zum einen will man Fest-Noz-Musik mit einem gewissen Swing spielen. Zum anderen gilt den Melodien bei der Auswahl des Repertoires besonderes Augenmerk. "Viele unserer Kompositionen landen wieder im Papierkorb, weil die Melodie nicht schön genug ist", erzählt Gilles Le Bigot, der gemeinsam mit Youenn Le Bihan für die meisten Eigenkompositionen verantwortlich ist. Auch die Recherche nach passendem traditionellem Material sei deshalb besonders aufwendig.

Bei Gründung von Skolvan war das Quartett alles andere als musikalisch unerfahren. Gilles Le Bigot war bereits Berufsmusiker, die anderen unterrichteten am Konservatorium für traditionelle bretonische Musik in Ploemeur. Dennoch dauerte es bis zur ersten offiziellen Aufnahme immerhin vier Jahre. Damals war es noch nicht so einfach, im Heimstudio einen eigenen Tonträger herzustellen. "Und das war gut so", betont Le Bigot, "eine Gruppe konnte damals noch in Ruhe reifen." Vertreten war Skolvan dann auf dem legendären Sampler "Dans", der einen ersten Überblick über die neu entstandenen akustischen Fest-Noz-Gruppen gab. Mit dabei neben den oben erwähnten Pennou Skoulm und Storvan auch BF 15, Strobinell, Strakal und Carré Manchot.


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