Die Blues Company gehört seit mittlerweile über 20 Jahren zu den erfolgreichsten Bands der deutschen Bluesszene. Dafür stehen Verkaufszahlen Damn! Let´s Jam! war lange die meistverkaufte deutsche Bluesscheibe aller Zeiten und wurde durch das Nachfolgealbum Vintage noch übertroffen und viele Ehrungen. So wurden sowohl Vintage wie auch der Sampler Blues, Ballads And Assorted Love Songs mit dem Jazz-Award ausgezeichnet, der vom Arbeitskreis Jazz im Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft vergeben wird. Auf einer Party im Freiburger Waldsee stellten Toscho Todorovic und seine Band nun ihre aktuelle CD Invitation To The Blues vor. Die Einladung nahm auch der Folker! an.
Von Annie Sauerwein
Der 1951 im Emsland in einem Flüchtlingscamp geborene Todor Todorovic legte nach einem Gitarrenstudium und wechselnden Formationen erst nach 14 Jahren Livepräsenz seine erste LP vor. Doch bevor er als Profi mit seiner Band an die Spitze der deutschen Verkaufszahlen bei den Blues-Tonträgern kletterte, durchlief der sympathische Mann mit der Pfeife und der warmen Stimme eine lange und auch raue Zeit in der Musikbranche. Bis 1976 verdiente Toscho seinen Lebensunterhalt als Tanzmusiker und Gitarrenlehrer. Der Tag X kam am 21. Mai 1976 bei einem Konzert von Eddie Cleanhead Vinson in Osnabrück, als er den Pianisten Christian Rannenberg kennen lernte. Eine Session und mehrere Auftritte waren die Folge und schon kurze Zeit später wurde die Blues Company gegründet. 1980 erschien die erste LP Live. Nach 21 Jahren hat es die Band geschafft. Stolz verweist Todor Todorovic auf das Prädikat Deutschlands meistverkaufte Blues-CD. Wenn die Presswerke heiß laufen, kann der Bandleader mit der Musik seines Lebens gleich sechs Familien ernähren. Nicht nur in Deutschland ist das eher eine Ausnahme auf diesem Sektor.
Folker!: Wie kam es zu deinen Emsländer Wurzeln?
Todor Todorovic: Ich wurde in einem Flüchtlingscamp geboren und konnte die ersten sechs Jahre nicht ein Wort deutsch sprechen. Erst in der Schule lernte ich, mich gegen Vorurteile und Diskriminierung durchzusetzen. Unsere Familie war arm und wir hatten es nicht leicht, eine Zukunft aufzubauen. Mein Vater leitete einen Kirchenchor und so hatte ich bereits früh Kontakt zur Musik. Damals war es aber eher jugoslawische Volksmusik. Der Blues kam später. Weil wir kein Radio oder Tonbandgerät hatten, war meine Quelle nur Livemusik. Ein Mittelpunkt bis heute ist das Haus der Jugend in Osnabrück. Dort gab es einen Jazzkeller und in dem lief eines Tages B.B. Kings Live at the Regal. Das war die Initialzündung. Ich bin sofort nach Hause gerannt und versuchte, das nachzuspielen. Das war nicht ganz so leicht wie heute, ohne Lehrbücher und Lernvideos.
Wann ging es dann mit der Blues Company los?
Angefangen haben wir 1976. Ich studierte Musik und spielte, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, in Tanzkapellen, obwohl ich schon Ende der 60er in diversen Amateur-Bluesbands mitgewirkt hatte. Christian Rannenberg, der in Osnabrück ein Konzert von Cleanhead Vinson organisiert hatte und eine Begleitband suchte, war der Auslöser. Wir hatten schnell erste Auftritte und die Möglichkeit eröffnete sich, auch Geld zu verdienen. Rolf Schubert verpflichtete uns bald, die Leute, die er über den großen Teich holte, zu begleiten. So gab ich relativ schnell die Tanzkapelle auf, um nur noch Blues zu spielen. Trotzdem waren die ersten ein, zwei Jahre richtig knallhart.
Auf diese Anfangszeit, die vielen Bands den Garaus macht, wollten wir auch zurückkommen.
Ja, kein Mensch kennt dich und du spielst soviel wie möglich für ganz wenig Geld. Zuerst hieß das Ganze Christian Rannenbergs Bluesband. Das irritierende Ergebnis war, dass mich manche Leute mit Christian ansprachen. Und so änderten wir Besetzung und Namen. Die Zeit Ende der 70er war sicher nicht einfach, doch ging es um die Musik, die ich immer spielen wollte. Und ich sah die Chance, davon zu leben. Natürlich gab ich in den ersten Jahren nebenher noch Gitarrenunterricht. Probleme gab es auch mit Leuten die professionell Blues spielen, aber nicht zurückstecken wollten. Christian zum Beispiel bestand darauf, nur auf einem Klavier und nicht auch auf einem E-Piano zu musizieren. So konnten wir etliche Jobs nicht annehmen. Die erste Platte haben wir nach jahrelanger Spielpraxis erst 1980 gemacht.
Eine Rezension von Invitation To The Blues (INAK 9064), der neuen CD der Blues Company, folgt in Heft 2/2001.
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Mehr über Blues Company im Folker! 1/2001