Naftali Kadosh erblickte im Jahre 1957 als achtes von insgesamt neun Kindern in Afula das Licht der Welt. Er wuchs bei seiner Familie, die 1954 aus Marokko einwanderte, in Be'ith She'an auf.
Zu tanzen begann Naftali erst nach seiner Militärzeit. Er schlug sein Domizil in Hadera auf und begann 1980/81 mehr in Ermangelung reeller beruflicher Alternativen mit dem Unterricht von Volkstänzen. Kadosh beobachtete, wie zumindest in Israel mit etwas Enthusiasmus und einigermaßen professionellem Engagement auch mit Folklore Geld zu verdienen war. So kaufte er alsbald eine geeignete Verstärkeranlage, besorgte sich die notwendige Musik und etablierte sich in Kfar Saba und Umgebung. Selbst wenn es sich um kleine Tanzgruppen handelte, er war doch schnell an sechs Abenden in der Woche als Tanzleiter beschäftigt. Parallel zu seinen Kursen absolvierte er den zweijährigen Ulpan in Tel Aviv, damals unter der Leitung von Aviva Or und Ruth Pardess.
Um sein Jurastudium zu finanzieren, in Israel eine teure Angelegenheit, übernahm Naftali zusätzlich Vor- und Nachmittagskurse an Schulen und Jugendzentren in Kfar Saba. Darüber hinaus erhielt er die Leitung einer Jugendaufführgruppe. Bereits jetzt begann er mit eigenen Choreographien. Da er diese jedoch nicht bei den notwendigen Lehrgangsverantwortlichen einreichen konnte, wurden seine Tänze nur auf seinen eigenen Tanzveranstaltungen getanzt und fanden im restlichen Land keine Verbreitung.
Nach der Trennung von seiner Frau folgte er 1987 seiner Familie in die USA, um als Vater nahe bei seinen Kindern weilen zu können. Er machte sich als Bauarbeiter selbständig und spezialisierte sich auf die Renovierung alter Häuser. Allerdings konnte Kadosh auch in Amerika nicht auf das Tanzen verzichten. Alsbald etablierte er sich im Raume New York mit erfolgreichen Tanzabenden, etwa in Brooklyn oder Queens. Pointiert erzählt er, dass sich Moshe Eskayo sowie dessen bis heute feste Tanzpartnerin Eileen Weinstock auf seinem erfolgreichsten Tanzkurs in der Sha'are'i-Tzedeq-Synagoge in Manhattan kennen gelernt hätten.
Seinen ersten Tanz, der von verschiedenen Tanzgruppen akzeptiert wurde, choreographierte Kadosh 1987: "Ba-Derech la-Tavor". Er präsentierte ihn auf dem seinerzeit von Fred Berk aufgebauten, heute fast schon legendären Mittwochtanzabend im sogenannten "Y". Dieser Paartanz ist bis heute in vielen nordamerikanischen Tanzzirkeln populär, wie Naftali mit etwas Stolz bemerkt; eine in Israel entstandene Kreistanzchoreographie konnte sich dagegen niemals durchsetzen. Als zweiter Tanz folgte "Shir Ahhvah". Das verwendete Lied mit dem Originaltitel "Nigun Athiq" stammt von Nathan Altermann; Naftali war gezwungen, einen neuen Namen zu suchen. Weitere Tänze folgten, so etwa das auf einer ursprünglich französischen Melodie basierende "Ahava Asurah" oder auch "Ashir Lachem".
Mit Naftali Kadosh sprach Matti Goldschmidt im Januar 1998 in München.
Matti Goldschmidt hat im (Leipziger) Folksblatt regelmäßig über die israelische Choreographenszene berichtet. Es handelt sich bei diesem Porträt von Naftali Kadosh um die Nummer 19, womit wir diese Reihe vorläufig schließen werden. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass der Autor eine gebundene Zusammenfassung seiner Choreographen-Reihe herausgegeben hat.
|
|
|
|
Mehr über Naftali Kadosh im Folker! 1/2001