backEin Symphonieorchester in den Fingern

„Bait Al Oud“

Besuch in Nasir Shamas Lautenschule in Kairo

„Es war mein Traum, aus der Laute ein populäres Instrument zu machen, das alle Menschen gerne hören. Ich wollte vor allem, dass die jungen Menschen die Laute lieben. Man hat die Laute in der arabischen Welt stark eingeengt: Die Laute wurde fast nur in der klassischen arabischen Musik verwendet oder als Orchesterinstrument. Die Jugend wandte sich von diesem Instrument ab. Es ist nicht mehr modern genug für sie. Ich wollte, dass dieses Instrument seinen Glanz zurückbekommt. Dazu brauchte es neue Ideen.“ Um diesen Traum zu realisieren, gründete der irakische Lautenvirtuose Nasir Shama das „Bait Al Oud“ , das Haus der Laute in Kairo. Es ist ein einmaliges Projekt in der arabischen Musikgeschichte.

Von Suleman Taufiq

Auf der anderen Seite des Nils, wo die modernen Viertel Kairos beginnen, liegt ein großer ummauerter Gebäudekomplex. Dort befindet sich das neue Opernhaus von Kairo. Wenn man diese große Anlage betritt, fühlt man sich wie auf einer Insel, weit weg vom Chaos, Lärm und Gedränge der Stadt. Die Anlage umfasst drei Säle, den großen Opernsaal, den kleinen Theatersaal und die Open-Air-Bühne. Außerdem gibt es eine große Musikbibliothek, die grösste der arabischen Welt, und eine Schule für Gesang und Musik. Die neue Oper wurde 1989 eingeweiht, nachdem das berühmte alte Haus 1972 abgebrannt war. In diesem Gebäude hat auch Nasir Shama seine Lautenschule „Das Haus der Laute“ .

Die Geschichte beginnt in Tunis, weit weg von Shamas Heimat Irak. Die Lage im Irak hatte ihn 1993 gezwungen, sein Land zu verlassen. Es gab dort keine Möglichkeit mehr für ihn zu arbeiten. Während seiner Zeit als Lehrer am Konservatorium von Tunis kam er auf die Idee, ein Lautenzentrum zu gründen. Zunächst dachte er dabei an London, weil er nach einem Ort mit internationaler Ausstrahlung suchte. Ein paar Monate vor seiner Abreise nach London bekam er Besuch von Ratiba Al Hefni, der Leiterin der Abteilung für arabische Musik am Opernhaus von Kairo. Sie teilte ihm mit, dass man sein Projekt dort verwirklichen wolle. Begeistert von diesem Angebot, sagte Nasir Shama sofort zu. War und ist Kairo doch seit jeher ein Zentrum der arabischen Kultur.

Kursus-Teilnehmer per Internet

Von der ägyptischen Hauptstadt gehen immer wieder neue Musikimpulse aus, wie Shama sagt: „Kairo ist eine offene Stadt. Bei anderen arabischen Städte gestalten sich Aufenthalt, Ein- und Ausreise eher kompliziert. In Kairo läuft alles ohne Einschränkungen. Wir haben Teilnehmer aus anderen arabischen Ländern wie zum Beispiel aus Bahrein, aus Saudi-Arabien, aber auch aus Europa, etwa aus Belgien und Spanien. Wir haben einen Extra-Kurs für Teilnehmer aus der ganzen Welt eingerichtet, den wir im Internet angekündigt haben.“

In den meisten arabischen Ländern studiert man Musik, um danach Lehrer zu werden. Das Studium ist keine Vorbereitung auf eine Solistenlaufbahn. Wenn es heute einige Solisten gibt, dann sind sie es geworden, weil sie diesen Weg bewusst selbst eingeschlagen haben. Das war einer der Gründe für Shama, ein Zentrum für die Solistenausbildung zu gründen, wo nur Absolventen der verschiedenen arabischen Konservatorien aufgenommen werden. Sie sollten eine zusätzliche Ausbildung erhalten, um danach als Solisten auftreten zu können.


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